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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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auf seine Ellbogen verlagern sollte statt auf meine Brust.

    Bis jetzt war er noch zu ausgehungert und zu ungeübt, um zärtlich zu sein, aber er liebte mich mit einer Art unerschöpflicher Freude, die mich denken ließ, daß die männliche Jungfräulichkeit stark unterschätzt wird.
    Irgendwann bei unserer dritten Begegnung schmiegte ich mich an ihn und schrie. Er zog sich sofort zurück, entsetzt und voll Bedauern.
    »Verzeihung«, sagte er. »Ich wollte dir nicht weh tun.«
    »Du hast mir nicht weh getan.« Ich rekelte mich wohlig.
    »Bist du sicher?« fragte er. Plötzlich dämmerte mir, daß Rupert und Murtagh während ihrer hastigen Unterrichtsstunde vielleicht ein paar Feinheiten vergessen hatten.
    »Geschieht das jedesmal?« erkundigte sich Jamie fasziniert, als ich ihn aufgeklärt hatte. Ich kam mir beinahe wie eine Geisha vor. Ich hätte mir nie träumen lassen, eines Tages Lehrerin der Liebeskunst zu sein, doch ich mußte zugeben, daß die Rolle ihre Reize hatte.
    »Jedesmal nicht«, antwortete ich erheitert. »Nur wenn der Mann ein guter Liebhaber ist.«
    »Oh.« Jamies Ohren färbten sich ein wenig rot.
    »Sagst du mir nächstes Mal, was ich tun soll?« fragte er.
    »Du brauchst nichts Besonderes zu tun«, versicherte ich. »Laß dir Zeit und sei aufmerksam. Und warum warten? Du bist doch bereit.«
    Jamie war überrascht. »Du mußt nicht warten? Ich kann nicht gleich wieder, wenn -«
    »Frauen sind anders.«
    »Aye, das habe ich gemerkt«, murmelte Jamie. »Es ist nur… du bist so klein; ich fürchte, daß ich dir weh tue.«
    »Du tust mir nicht weh«, sagte ich ungeduldig. »Und wenn, dann wäre es mir egal.« Als ich den verständnislosen Blick sah, beschloß ich, ihm zu zeigen, was ich meinte.
    »Was machst du da?« fragte er schockiert.
    »Das siehst du doch. Halt still.« Nach ein paar Momenten begann ich meine Zähne zu gebrauchen, kniff ihn immer fester, bis er mit einem scharfen Zischen den Atem einsog. Und nun hörte ich auf.
    »Habe ich dir weh getan?« fragte ich.
    »Ja. Ein bißchen.« Es klang halb erstickt.

    »Soll ich’s lassen?«
    »Nein!«
    Und so machte ich weiter, absichtlich grob, bis ihn plötzlich ein Zucken überlief und ein Stöhnen aus seiner Kehle drang, das sich so anhörte, als hätte ich ihm das Herz aus dem Leib gerissen. Er legte sich zurück, zitternd und schwer atmend. Mit geschlossenen Augen murmelte er etwas auf gälisch.
    »Was hast du gesagt?«
    Er schlug die Augen auf und antwortete: »Ich habe gesagt, daß ich dachte, mein Herz platzt.«
    Ich lächelte zufrieden. »Oh, davon haben dir Murtagh und die anderen auch nichts erzählt?«
    »Doch. Aber das war eine von den Sachen, die ich ihnen nicht geglaubt habe.«
    Ich lachte. »Dann solltest du mir vielleicht lieber nicht verraten, was sie sonst noch gesagt haben. Aber verstehst du jetzt, was ich damit meinte, daß es mir nichts ausmacht, wenn du ein bißchen grob bist?«
    »Aye.« Jamie holte tief Luft und atmete langsam aus. »Wenn ich das bei dir täte - würde es sich genauso anfühlen?«
    »Nun«, antwortete ich, »das weiß ich nicht.« Ich hatte mein Bestes getan, um nicht an Frank zu denken, denn ich fand, es sollten nicht mehr als zwei Menschen im Brautbett liegen, egal, wie sie dorthin gelangt waren. Jamie war ganz anders als Frank, in körperlicher wie in geistiger Hinsicht, doch es gibt tatsächlich nur eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten, auf die zwei Körper sich vereinigen können. Wir hatten jene Intimität noch nicht erreicht, wo der Liebesakt eine unendliche Vielfalt annimmt. Es blieben noch ein paar unerforschte Gebiete.
    Jamie hatte die Brauen mit einem Ausdruck freundlichen Spotts gehoben. »Oh, es gibt also etwas, das du nicht weißt? Dann werden wir es herausfinden, ja? Sobald ich wieder die Kraft dazu habe.« Er schloß die Augen. »Irgendwann in der nächsten Woche.«
     
    Ehe der Morgen dämmerte, wachte ich auf, frierend und starr vor Entsetzen. Ich erinnerte mich nicht an den Traum, der mich geweckt hatte, doch der abrupte Sturz in die Wirklichkeit war gleichermaßen erschreckend. Am Abend zuvor hatte ich, versunken in die Freuden einer neuentdeckten Intimität, meine Situation eine
Weile vergessen können. Jetzt lag ich allein neben einem schlafenden Fremden, mit dem ich unentrinnbar verbunden war.
    Ich muß irgendeinen Verzweiflungslaut von mir gegeben haben, denn neben mir rührte sich plötzlich etwas: Der Fremde sprang - so jäh, daß mir schier das Herz stehenblieb - aus dem

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