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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Telefondienst und Lotty. Er war nicht zu Hause, aber ich hinterließ einen detaillierten Bericht auf seinem Anrufbeantworter. Vielleicht würde er sich ärgern, weil ich ihm in den Ermittlungen voraus war, aber er würde auf jeden Fall etwas unternehmen.
    Ich dehnte meine Schultern, die von dem Handgemenge nachmittags noch immer schmerzten. Viele meiner Detektivbrüder und -Schwestern scheinen es ohne Ruhephasen zu verkraften, wenn sie verprügelt oder eingebuchtet werden oder einen üblen Katerkopf haben. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel - das Licht war schwach, aber ich sah ziemlich bleich aus.
    Ich rief Mary Ann an, weil ich ihr sagen wollte, dass ich in einer Stunde vorbeikäme, falls das nicht zu spät sei. Jemand nahm ab, sagte aber nichts, was mir einen ordentlichen Schrecken einjagte, aber schließlich hörte ich ihre dunkle, raue Stimme. »Alles in Ordnung, Victoria, es geht mir gut, ich bin nur ein bisschen müde. Du musst heute eigentlich nicht vorbeikommen.«
    »Mary Ann, bist du alleine? Ist da grade jemand anders dran gewesen?«
    »Meine Nachbarin ist hier, sie hat abgenommen, als ich auf dem Klo war, aber sie hat wohl nichts gesagt. Ich gehe wieder ins Bett.«
    Irgendetwas in ihrer Stimme beunruhigte mich. »Ich muss noch bei April Czernin vorbei und komme dann in einer Dreiviertelstunde zu dir. Ich bleibe nicht lange, will dir nur ein paar Lebensmittel bringen. Vielleicht bist du ja noch wach, aber wenn du schläfst, werd ich dich nicht wecken. Ich hab ja Schlüssel.« »Oh, Victoria, deine Sturheit war schon immer die Pest. Wenn du unbedingt vorbeikommen willst, werd ich es wohl ertragen, aber wenn es länger als eine Dreiviertelstunde dauern sollte, ruf vorher an, damit ich nicht aufbleiben muss.« »Du wirst es wohl ertragen?«, sagte ich, konsterniert über die Wortwahl und ihren entnervten Tonfall. »Ich dachte... «
    Ich unterbrach mich, als mir einfiel, dass Schmerzen das Verhalten eines Menschen von Grund auf verändern. Meine Mutter, die immer abendelang auf meinen Vater gewartet hatte, wobei sie sich selbst und mich mit Musik, Kochen, Büchern beschäf tigte - wir lasen Giovanni Vergas Stücke auf Italienisch vor -, verlor nie ein Wort der Klage über das Warten, über die Sorge. Aber eines Abends im Krankenhaus schrie sie unvermittelt, er würde sie nicht lieben, hätte sie nie geliebt, und erschreckte sich selbst damit ebenso wie mich und meinen Vater.
    »Josie ist noch immer verschwunden«, sagte ich zu meiner einstigen Trainerin. »Wie gut kennst du das Mädchen? Kannst du dir jemanden denken, bei dem sie sich sicher fühlen würde? Sie hat eine Tante in Waco, die behauptet, Josie sei nicht bei ihr, aber vielleicht lügt die Tante auf Josies Geheiß.«
    »Ich kenne die Dorrado-Mädchen privat nicht näher, Victoria, aber ich kann morgen ein paar ihrer Lehrer anrufen. Vielleicht hat jemand eine Idee. Ich bin in der Küche, ich muss mich hinlegen.« Und damit war das Gespräch beendet.
    Trotz der Erklärungen, die ich mir zurechtlegte, hatte Mary Anns harscher Ton mich gekränkt. Ich blieb reglos im dunklen Auto sitzen. Meine Glieder schmerzten, und ich spürte einen neuen Bluterguss am Schenkel, von dem Zusammenprall mit Freddy. In dem warmen Auto wurde ich dösig und nickte ein, fuhr aber ein paar Minuten später panisch hoch, als jemand ans Fenster klopfte. Nachdem ich mich von meinem Schreck erholt hatte, sah ich, dass es sich um Celines Onkel handelte. Ich kurbelte das Fenster runter.
    »Alles in Ordnung, Lady? Sie sind ja vorhin schwer zu Boden gegangen.«
    Ich zwang mich zu lächeln. »Ja, alles okay. Nur ein bisschen geprellt. Ihre Nichte - sie ist eine sehr begabte Sportlerin. Meinen Sie, Sie könnten ihr vielleicht helfen, von den Pentas loszukommen? Diese Verbindung behindert sie, hält sie davon ab, ihre Kräfte zu nutzen.«
    Wir unterhielten uns ein Weilchen - über die Schwierigkeiten, in South Chicago Kinder großzuziehen, und leider hatte sein Bruder die Familie verlassen, und Celines Ma trank, um es deutlich zu sagen, aber er wollte sich bemühen um Celine, weil er es gut fand, was ich für sie tat.
    Nachdem wir uns gegenseitig mit Dank für die Bemühungen um Celine überschüttet hatten, zog Celines Onkel von dannen, und ich rief bei den Czernins an. Wenn Sandra abnahm, wollte ich auflegen, aber April war dran; sie klang apathisch.
    »Diese Pillen, Coach«, sagte sie, als ich fragte, ob ich sie geweckt hätte. »Ich fühl mich ständig wie in Watte gepackt, ich

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