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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Kommode im Schlafzimmer und dem Arzneischrank herausgerissen; in Aprils Zimmer hatte er den Schreibtisch durchwühlt und die Matratze vom Bett gezerrt. Danach hatte er die Küchentür aufgetreten und war abgehauen. Vermutlich hatte Diego draußen mit dem Pickup gewartet.
    Ich ging langsam wieder nach unten zu Sandra. »April ist draußen im Wagen in Sicherheit. Soll ich sie in die Klinik fahren, wenn der Krankenwagen nicht bald kommt?«
    Sandra klapperten die Zähne, aber sie zischte: »Du nimmst mir - n-nicht meine Kleine -weg, Tori.«
    »Nein, Sandra, das habe ich nicht vor. Du kannst mitkommen. Wieso hat dieser Kerl dein Haus so auseinandergenommen?«
    »Er hat g-gesagt, er w-will die A-a-aufnahme«, brachte sie hervor. »A-als wäre - ich ein - R-radios-s-sender. Gib m-mir die A-a-aufnahme, hat - er immer wi-wieder g-gesagt.« »Die Aufnahme?«, echote ich. »Was für eine Aufnahme?«
    Sie zitterte am ganzen Körper und war völlig aufgelöst; sie wollte keine dummen Fragen von mir beantworten. Ich führte sie zur Couch, setzte Teewasser auf und lief nach draußen zu meinem Wagen. Zu meiner grenzenlosen Erleichterung atmete April noch, als ich die Tür aufschloss. Ich schilderte ihr gerade die Lage, als endlich mit Sirenengeheul die Streifenwagen um die Ecke gerast kamen.

42
    Das Versteck
    Nach dem Eintreffen der Streifenwagen brach das pure Chaos aus. Männer rannten durch den Vorgarten, wichtig in ihre Walkie-Talkies blökend, und umstellten das Haus. Ich ließ April im Wagen, um zu verhindern, dass sie ihre Herzschwäche überlebte, nur um hinterher von einem dieser Lone Ranger erschossen zu werden. Es dauerte eine Ewigkeit, bis diese Männer (und die eine Frau in der Truppe) kapierten, dass es einen Einbruch gegeben hatte, dass der Einbrecher geflohen war und dass Sandra und ihre Mutter ärztliche Hilfe brauchten.
    Zu guter Letzt gelang es ihnen, einen Krankenwagen ranzuschaffen. April atmete zwar, hatte aber eine erschreckende Gesichtsfarbe, und ich war froh, sie in die Hände von Profis übergeben zu können. Sandra zitterte noch immer so heftig, dass sie nicht alleine gehen konnte, aber die brüske Sachlichkeit, mit der die Sanitäter sie hochnahmen und zum Krankenwagen trugen, brachte sie wieder zu sich.
    »Kann ich jemanden anrufen, der auf dich wartet und dich nach Hause bringt?«, fragte ich Sandra, als sie im Krankenwagen verstaut wurde.
    »Lass mich bloß zufrieden, Tori Warshawski. Sobald du in meiner Nähe auftauchst, geht es jemandem aus meiner Familie schlecht.« Die Bemerkung war offenbar ein reiner Reflex, denn eine Sekunde später sagte sie, ich solle ihre Eltern in Pullman anrufen. »Sie haben nur eine Ausziehcouch im vorderen Zimmer, aber April und ich können für ein paar Tage bei ihnen unterkommen. Mein Dad ist ein Alteingesessener dort, er kann jemanden schicken, der das Haus wiederherrichtet.« Sie war also nicht völlig auf sich alleine gestellt, was ich mit Erleichterung vernahm. Als der Krankenwagen verschwand, hatte ich dann allerdings das Vergnügen, der Polizei alles erklären zu dürfen. Ich beschloss, dass ich mit einer abgespeckten Version der Ereignisse wohl am besten beraten war: Ich trainierte vorübergehend die Basketballmannschaft. April war schwerkrank, ihr Vater war vor kurzem gestorben, ich brachte ihr etwas vorbei, als so ein Dreckskerl ins Haus einbrach. Er packte Sandra und bedrohte sie. Ich brachte das Mädchen aus der Gefahrenzone und setzte sie in meinen Wagen. Wir warteten auf Unterstützung der Polizei - die, ganz am Rande bemerkt, etwa eine halbe Stunde nach Sandras Anruf eintraf. Die abgespeckte Version war im Eimer, als sie die Smith & Wesson entdeckten. Ich besaß eine Waffe, ja, ich hatte einen Waffenschein, ja, ich war Privatdetektivin, ja, hielt mich aber nicht wegen Ermittlungen hier auf. Ich legte die Vorgeschichte dar, meine Verbindung zu den Czernins, weil April der Basketballmannschaft angehörte und ich für die Trainerin eingesprungen war, etc. pp. Das sagte ihnen gar nicht zu: Hier war ich, bewaffnet, in einem verwüsteten Haus, und es gab keine Beweise, dass dieser Einbrecher wirklich hier gewesen war.
    Ich bemühte mich nach Kräften, nicht auszurasten, weil ich mir damit auf jeden Fall eine Nacht hinter Gittern im Revier einhandeln würde. Zeitgleich meldete sich Conrad auf meinem Handy: Er hatte zu Hause meine Nachricht vorgefunden, und was zum Teufel ich mir dabei dachte, Verdächtige zu verhören?
    »Deine verfluchte Truppe hat geschlagene

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