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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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nichts von Billy und Josie sagen durfte. Ich berichtete nur, dass ich mich um ein paar Sachen kümmern musste, weil ich eine Woche nicht hier gewesen war.
    Danach wandte ich mich wieder Billy zu. »Seit wann weißt du von dieser Froschschale?
    Warum bist du nicht zur Polizei gegangen?«
    »Konnte ich nicht«, flüsterte Billy. Er starrte wie hypnotisiert auf den Tisch, und ich musste ihn mehrere Minuten bearbeiten, bevor er mit dem Rest der Geschichte rausrückte.
    Am Montag, erzählte Billy, hatte er Bron rechtzeitig zu seiner ersten Tour zum Lagerhaus gefahren. Er wollte sein Schließfach ausräumen und den Miata auf dem Parkplatz stehen lassen, wo ihn Bron dann am Ende seiner Schicht abholen konnte. Dafür sollte Bron ihn zu Beginn seiner Tour an der Bahnstation absetzen. Auf dem Weg zum Lagerhaus fragte er Bron, was er unternehmen wolle, um das Geld für Aprils Operation aufzutreiben. Bron sagte, er habe eine spezielle Versicherungspolice, die Grobian unterschrieben hätte, und zeigte Billy die Froschzeichnung, die sich nun in meiner Tasche befand. Billy fragte, was das sei, und Bron antwortete, das sei Teil dieser speziellen Police und mehr brauche Billy nicht zu wissen, denn er sei ein anständiger Junge.
    »Ich hab echt genug davon, dass mir ständig jemand sagt, ich sei zu unschuldig oder zu anständig oder zu minderbemittelt, um zu kapieren, was in der Welt los ist«, ereiferte sich Billy. »Als wäre man automatisch ein Volltrottel, wenn man an Jesus glaubt und Gutes tun möchte. Deshalb - hab ich beschlossen, mal etwas nicht Anständiges zu tun, nämlich rauszufinden, was Bron mit Pat im Sinn hatte. In Pats Büro gibt es eine Kammer, die mit dem nächsten Raum verbunden ist - das war früher ein größeres Büro mit einem Klo dazwischen oder so was. Jedenfalls hab ich mich da versteckt und die ganze Geschichte mit angehört. Bron sagte, er brauchte hundert Riesen für April, Pat lachte so widerlich wie immer und sagte: >Sie haben zu viel mit Billy the Kid rumgehangen, wenn Sie glauben, dass die Familie auch nur einen roten Heller zahlt für Ihre Göre.<
    Dann hat Bron ihm wohl die Zeichnung gezeigt, und Pat meinte, damit könne er nichts beweisen, das sei doch gequirlte Kacke...« Billy lief rot an und warf mir einen flüchtigen Blick zu, ob ich vielleicht zutiefst schockiert war. »Worauf Bron sagte, oh, er habe eine Aufnahme von allem, weil nämlich Marcena Love dabei war, als Pat ihm den Auftrag gab, die ganze Drecksarbeit zu erledigen. Marcena habe alles auf Band, weil sie alles aufnahm, was die Leute redeten, um ein präzises Bild zu bekom men. Darauf sagte Pat zu Bron, er solle einen Moment rausgehen. Er machte einen Anruf und schilderte das Gespräch, und dann rief er Bron wieder rein und sagte, okay, er könne ihm wohl doch unter die Arme greifen. Er sagte, wenn Bron seine Lieferung in Crown Point erledigt habe, solle er mit dem Truck zu Fly the Flag kommen - er wolle die erste Produktion von Zamars Bettwäsche inspizieren, um zu sehen, ob sie brauchbar sei, und jemand von der Familie würde mit einem Scheck kommen. Öffentlich könne es eben nicht laufen, weil die Familie dabei nicht offiziell erscheinen wolle. Da beschloss ich, zu Fly the Flag zu fahren, weil ich wissen wollte, wer von meiner Familie auftaucht.«
    »Wo war denn Josie inzwischen?«, fragte ich.
    »Ich hab mich in Billys Auto versteckt.« Josie meldete sich zum ersten Mal zu Wort.
    »In dem Miata? Das ist ein kleiner Sportwagen, ein Zweisitzer.«
    »Wir hatten das Verdeck offen.« Josies Augen leuchteten bei der Erinnerung. »Ich hab mich hinter den Vordersitzen geduckt. Hat total Spaß gemacht.«
    An einem kalten Novembernachmittag, dem Tod nah und der Liebe zugleich -ja, mit fünfzehn machte das Spaß.
    »Und wie ist Marcena dann in das Auto geraten?«, fragte ich, verzweifelt bemüht, einen Überblick zu bekommen.
    »Bron hat sie mit dem Truck mitgenommen. Sie hat jemanden interviewt oder sich irgendwas angesehen, ich weiß nicht, aber er sagte, er wolle sie abholen, und fragte mich, ob es okay sei, wenn sie mit meinem Wagen fahren würden. Wissen Sie, bevor ich Grobian und Bron belauscht hatte, wollten Josie und ich nach Mexiko abhauen, zu Josies Großtante in Zacatecas. Wir wollten mit der Bahn zur Greyhound-Haltestelle fahren. Josie hat keinen Pass, deshalb konnten wir nicht fliegen, und über den Flughafen hätten uns die Detektive meines Vaters sowieso entdeckt. Wir wollten mit dem Greyhound nach El Paso fahren und von dort

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