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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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zurück, und seine narbige Lippe kräuselte sich verächtlich. Ein paar Barbaren, die vor aller Augen ihren niederen Trieben nachgaben! Er hatte gute Lust, aufzustehen und sie zu treten, wie man es mit Hunden tat, die zur allgemeinen Empörung auf einem Gartenfest unerwartet zueinander gefunden hatten.
    »Scheiße«, flüsterte eine Stimme. Jezal erstarrte und fragte sich, ob ihn jemand gesehen hatte.
    »Warte mal.« Einen Augenblick war alles still.
    »Ah … ah, ja, das ist es.« Die gleichmäßigen Bewegungen setzten wieder ein, die Decke rutschte hin und her, erst langsam, dann schneller. Wie konnten sie überhaupt erwarten, dass er davon nicht aufwachen würde? Mit bitterbösem Gesicht rollte er sich zur anderen Seite, zog sich die eigene Decke über den Kopf und lag in der Dunkelheit da, hörte Neunfingers kehliges Stöhnen und Ferros drängendes Zischen immer lauter werden. Er kniff die Augen zusammen und spürte Tränen unter seinen Lidern.
    Verdammt, er fühlte sich so einsam.

DAS TREFFEN
    Die Straße führte in einem Bogen von Westen durch das nackte weiße Tal zwischen den beiden Bergkämmen, die mit dunklen Kiefern bestanden waren. An der Furt traf sie auf den Fluss, die Weißflut, die durch das Schmelzwasser stark angeschwollen war. So schnell, wie sie voller Schaum und Gischt über die Felsen dahineilte, trug sie ihren Namen wirklich zu Recht.
    »Das ist es dann wohl«, brummte Tul, der auf dem Bauch lag und durchs Gebüsch spähte.
    »Würd ich sagen«, meinte der Hundsmann, »es sei denn, dass es hier am Fluss irgendwo noch eine andere riesige Festung gibt.«
    Von der Anhöhe aus konnte der Hundsmann die Umrisse klar erkennen, die hoch aufragenden Mauern aus glatt gefügten, dunklen Steinen, im Gleichmaß sechseckig, mindestens zwölf Schritt hoch, mit einem trutzigen runden Turm an jeder Ecke und grauen Schieferdächern über den Gebäuden, die einen Innenhof umschlossen. Sie war umgeben von einer weiteren Mauer, ebenfalls sechseckig und nur halb so hoch, aber noch immer beeindruckend genug, und von einem Dutzend niedrigerer Türmchen gekrönt. Eine Seite grenzte an den Fluss, die anderen fünf waren von einem breiten Burggraben umgeben, und so wirkte die ganze Anlage wie eine Insel aus scharfkantigem Stein. Eine Brücke führte über den Graben, nur eine, die auf ein Pförtnerhaus zulief, das die Größe eines Hügels hatte.
    »Ach, du Scheiße«, sagte Dow. »Habt ihr schon mal solche Mauern gesehen? Wie, zur Hölle, ist Bethod da reingekommen?«
    Der Hundsmann schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ist doch jetzt egal. Sein ganzes Heer kriegt er da drin nicht unter.«
    »Das wird er auch gar nicht wollen«, sagte Dreibaum. »Nicht Bethod. Ist nicht seine Art. Er wird eher irgendwo draußen lauern, wo er sich bewegen kann, und auf eine Gelegenheit warten, den Feind zu überraschen.«
    »Uhm«, grunzte Grimm zustimmend.
    »Scheiß-Union!«, fluchte Dow. »Die sind doch nie auf dem Posten! Die ganze Zeit über haben wir Bethod vom Süden aus verfolgt, und sie haben ihn kampflos vorüberziehen lassen! Jetzt hat er sich da eingeigelt, hat Wasser und Nahrung vor der Haustür, glücklich und zufrieden, und wartet auf uns!«
    Dreibaum schnalzte mit der Zunge. »Hat keinen Zweck, jetzt deswegen zu jammern, oder? Bethod ist auch an dir ein- oder zweimal vorübergezogen, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Hm. Der Drecksack hat ein echtes Gespür dafür, immer dort aufzutauchen, wo man ihn nicht brauchen kann.«
    Der Hundsmann sah zu der großen Festung hinüber, auf den Fluss dahinter, das enge Tal und die steilen, baumbestandenen Hänge auf der anderen Seite. »Er wird Männer auf dem Hügelkamm dort gegenüber postiert haben und hier unten in dem Gehölz rund um den Burggraben. Jedenfalls nehme ich das mal an.«
    »Offenbar hast du dir alles schon sehr schön zurechtgelegt«, sagte Dow mit einem schiefen Seitenblick. »Dann gibt’s ja nur noch eines, das du uns verraten kannst. Hat sie schon deinen Schwanz gelutscht?«
    »Was?«, fragte der Hundsmann überrumpelt. Tul brach in Gelächter aus. Dreibaum kicherte in sich hinein. Selbst Grimm machte ein Geräusch wie Atmen, nur lauter.
    »Ist doch ’ne ganz einfache Frage, oder?«, grinste Dow. »Hat sie oder hat sie nicht?«
    Hundsmann zog mit finsterer Miene die Schultern hoch. »Scheiß drauf.«
    Tul konnte das Kichern kaum noch zurückhalten. »Was hat sie gemacht? Sie hat drauf geschissen? Da haste recht gehabt, Dow, die in der Union machen das wirklich

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