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Feuernacht

Feuernacht

Titel: Feuernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Tischleuchte, die am Schreibtisch festgeschraubt war.
    »Ich komme bestimmt noch mal wieder«, sagte Jósteinn und grinste in sich hinein. »Heute kommt bestimmt keiner mehr aus offiziellem Anlass. Dafür ist es schon viel zu spät, und ihr wollt ja wohl nicht, dass ich heute Abend mit den anderen im Wohnzimmer sitze, oder?« Das Schweigen des Wärters war Antwort genug, und Jósteinn lächelte spöttisch. »Nein? Dann sind wir uns ja wohl einig.«
    Der Wärter brauchte gar nicht zu protestieren – alle wussten, dass Jósteinn so lange in seiner Werkstatt blieb, wie er wollte, sogar nachts. Es war nicht leicht, ihn von seiner sogenannten Arbeit abzuhalten. Den Mitarbeitern war die Gabel in Jakobs Kopf noch in lebhafter Erinnerung, und es war einfach zu gefährlich, Jósteinn unbeobachtet mit anderen in einem Raum zu lassen. Deshalb erlaubte man ihm lieber, sich alleine in der kleinen Kammer zu beschäftigen. Diese Regelung passte Jósteinn sehr gut in den Kram, und er wünschte sich, dass er schon früher auf die Idee mit dem Angriff gekommen wäre. Jetzt war alles so, wie es sein sollte: Endlich hatte er die Fäden wieder in der Hand, konnte diese Anwaltstussi benutzen, um den Dummkopf Ari in die Enge zu treiben. Und dass noch so viele andere in dieses Netz verstrickt waren, freute ihn umso mehr. Es lief alles nach Plan, und der naive Jakob würde nebenbei noch recht bekommen. Das war ganz in Ordnung, berührte Jósteinn jedoch nicht im Geringsten. »Schön, ein bisschen Fleisch zwischen die Zähne zu bekommen«, sagte er zu dem Wärter, als er an ihm vorbei in den Flur ging. Seine Stimme klang weder fröhlich noch erwartungsvoll, obwohl er sich schon seit Jahren nicht mehr so gut gefühlt hatte. War das Leben nicht wundervoll?
     
    Ari saß in seinem Büro und starrte auf den blinkenden Anrufbeantworter. Auf dem kleinen Display stand die Zahl 17 . Ziemlich viele unbeantwortete Anrufe, aber weit von der Höchstzahl entfernt, die das Gerät schon angezeigt hatte. Ari hatte die Nummern überprüft, und die meisten waren auch auf seinem Handy. Freunde und Bekannte hatten es längst aufgegeben, noch mal anzurufen, wenn er nach dem zweiten Klingeln nicht ranging. Sie wussten, was los war. Wer ihn nicht so gut kannte, war da optimistischer – die Anwältin, diese Dóra, die an der Wiederaufnahme von Jakobs Fall arbeitete, hatte beispielsweise fünfmal im Büro und fünfmal auf dem Handy angerufen. Ari musste sich etwas aus den Fingern saugen, irgendeine Geschichte, die erklärte, warum er tagelang nicht ans Telefon gegangen war. Er konnte ihr ja nicht die Wahrheit erzählen, wobei es ein gutes Gefühl war, dass es immer noch Anwälte gab, die nicht wussten, woran sie bei ihm waren.
    Das Ganze war sowieso ihre Schuld. Nach Dóras Einmischung hatte die Angst seine Selbstbeherrschung nach und nach ausgehöhlt, bis er schließlich wieder angefangen hatte zu spielen. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, sich eine Zeitlang davon fernzuhalten. Allerdings nicht, weil er vor ein paar Jahren als spielsüchtig diagnostiziert worden war – das war maßlos übertrieben. Er hatte einfach Spaß am Risiko, nur leider Pech im Spiel. Deshalb verlor er ziemlich oft, eigentlich meistens, und aus irgendwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen bezeichnete man diesen Mangel an Glück als Sucht. Natürlich würde er irgendwann Glück haben. Man musste sich nicht groß mit Wahrscheinlichkeitsrechnung auskennen, um zu wissen, dass der große Jackpot nicht weit entfernt war. Den hatte er verdient. Obwohl er sich nur noch an die ersten Stunden seines Spielrauschs erinnern konnte, ging er davon aus, dass es sich so entwickelt hatte wie immer: Er hatte abends im Internet ein bisschen gespielt, und bevor er sich versah, war die Nacht rum, und alle Gewinne hatten sich in Verluste verwandelt. Anschließend hatte er den Großteil des Tages verschlafen. Als er endlich aus dem Bett gekommen war, hatte er versucht, einen Teil seines nächtlichen Verlusts wieder auszugleichen. Und plötzlich war schon wieder Morgen, er konnte vor Erschöpfung nicht mehr weiterspielen, und der große Jackpot war in noch weitere Ferne gerückt. Dann funktionierte seine Kreditkarte nicht mehr. Inklusive eines winzigen Gewinns, der den gigantischen Verlust kaum ausglich, brauchte er nur vier Nächte, bis er pleite war.
    Ari wollte lieber nicht über die Höhe seiner nächsten Kreditkartenabrechnung nachdenken und traute sich nicht, die Belastungen aller Kreditkarten

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