Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
und setzte ihn behutsam auf einen Heuballen.
»Ist alles in Ordnung?«, sagte ich.
»O ja. Ich wollte mir schon immer mal die Speichen brechen lassen.« Er beugte sich vornüber und fasste mit beiden Händen um sein Schienbein.
»Ich will Ihnen mal was zeigen. Sie können hinter einem Pferd machen, was Sie wollen, solange es weiß, was Sie da treiben«, sagte ich.
Ich fuhr mit Hand und Arm über Beaus Rücken und Kruppe, schmiegte mich an ihn und streifte mit dem Oberkörper sein Hinterteil, als ich zur anderen Seite ging. »Ein Tier verhält sich genauso wie ein Mensch. Es hat Angst vor allem, was es nicht begreift. Na los, kommen Sie her«, sagte ich.
Ronnie Cruise stand auf, zögerte dann und leckte sich mit der Zunge über die Unterlippe. Ich nahm seine Hand und legte sie auf Beaus Kruppe, zog dann Ronnie zu mir her. Beau wandte einmal den Kopf um, damit er uns sehen konnte, stieß den Atem aus und blieb ruhig stehen.
»Sehen Sie?«, sagte ich.
»Ja.«
»Ist das Bein heil?«
»Yeah, kein Problem.« Sein Gesicht war nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt.
»Tun Sie mir einen Gefallen, ja?«, sagte ich.
»Was denn?«
»Tragen Sie einen Rosenkranz nicht als Schmuckstück.«
Regentropfen, so groß wie Murmeln, prasselten auf das Blechdach. Er starrte mich mit gespitztem Mund verständnislos an.
Am nächsten Morgen waren die Zeitungen aus San Antonio, Austin und Umgebung von vorne bis hinten voller Berichte über den Tornado, der eine ganze Ortschaft weggefegt hatte. Aber sie enthielten auch eine Agenturmeldung über einen Brand in Houston, bei dem eine halbe Straßenzeile abgefackelt war.
Bevor ich den Bericht über die Feuersbrunst zu Ende gelesen hatte, klingelte das Telefon neben meinem Küchentisch. Janet Valenzuela war dran, die Kriminalpolizistin von der Mordkommission in Houston. »Wieso stoße ich im Zuge meiner Ermittlungen ständig auf Leute aus Deaf Smith?«, sagte sie.
»Da komm ich nicht mit«, sagte ich.
»Die Geschichte ist alles andere als angenehm«, sagte sie.
Der Brand war im Untergeschoss eines leer stehenden Bürogebäudes ausgebrochen, das einst eine Sparkasse beherbergt hatte. Die Zimmer hatten voller übereinander gestapelter Büromöbel, aufgerollter Teppichböden, Eimer mit Lackverdünner und Umzugskartons gestanden. Die Flammen hatten sich auf dem blanken, trockenen Holzboden im Nu ausgebreitet, züngelten an den Wänden empor, bis ihnen das Dach Einhalt gebot, leckten dann, als die Scheiben barsten, aus den Fenstern und an den Ziegelmauern entlang.
Fünf Minuten später stürzte der Dachstuhl ein, und in den Fenstern im ersten und zweiten Stock brodelte gelbrote Glut wie flüssiges Eisen in der Abstichrinne. Ein Feuerwehrmann meldete über Funk aus dem Treppenhaus im dritten Stock, er hätte hundertprozentig ein Kind gehört. Drei weitere Feuerwehrmänner drangen daraufhin in das Gebäude ein, und gemeinsam kämpften sie sich von Zimmer zu Zimmer vor, schlugen mit ihren Äxten Tür um Tür ein, obwohl die Wände ringsum in Flammen standen und die Hitze trotz der schweren Mäntel und Helmvisiere schier unerträglich war.
Dann brüllte ein Feuerwehrmann in sein Funkgerät: »Es ist eine Puppe. Eine Sprechpuppe. Mein Gott, wir sind geliefert ... Sagt meiner Frau, dass ich ...«
Ein kühler Luftzug fachte das Feuer weiter an, sodass die Flammen in dem Ziegelgemäuer aufloderten wie in einem Kamin. Dann zerstob der Dachstuhl in einem Funkenregen.
»Es war eine Sprechpuppe mit Batterieantrieb. Wir gehen davon aus, dass eine Obdachlose sie dort liegen gelassen und dass sie sich auf Grund der Hitze eingeschaltet hat«, sagte Janet Valenzuela.
»Wie kam es zu dem Brand?«
»Da drin haben lauter Penner und Wermutbrüder gewohnt. Jemand hat gesehen, wie sich kurz zuvor ein paar Latino-Kids dort rumgetrieben haben. Das Haus war voller feuergefährlicher Stoffe. Suchen Sie sich was aus.«
»Warum rufen Sie mich an?«
»Der Hauseigentümer war eine Sparkasse, die bankrott ging und von der Regierung beschlagnahmt wurde. Aber der Grund und Boden, auf dem das Gebäude stand, gehört einem gewissen Earl Deitrich. Und dieser Max Greenbaum war sein Buchhalter. Schon komisch, wie eins zum andern kommt, was?«
»Besuchen Sie uns doch mal bei Gelegenheit. Erweitern Sie Ihren Horizont«, sagte ich.
»Wenn durch Brandstiftung auf Bundesbesitz Menschen zu Tode gekommen sind, lernen Sie nicht nur uns, sondern auch das FBI kennen. Sagen Sie mal, kennt dieser Deitrich irgendwelche
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