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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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sagte der junge Mann
ruhig.
»Wir müssen hoffen.«
    Alfred musterte den Sprecher. Das Gesicht war
gut geschnitten, stolz, energisch – polierter Stahl, im
Schmiedefeuer gehärtet.
Keine Zweifel verunzierten die glänzende Oberfläche,
die Klinge war zu
spinnwebfeiner Schärfe geschliffen. Der Jüngling kam
Alfred bekannt vor. Der
Name lag ihm auf der Zuge, und doch wollte er ihm nicht einfallen.
    »Ich versuche es«, antwortete Alfred und
kämpfte
gegen die Tränen an, die ihm plötzlich in die Augen
stiegen. »Vielleicht kommt
es daher, daß ich in meinem langen Leben so viel gesehen
habe. Ich habe
Hoffnung gekannt, nur um sie welken und sterben zu sehen wie die
Nichtigen, die
in unsere Obhut gegeben waren. Unser Volk eilt blindlings ins Verderben

Wahnsinnige, die zum Rand der Klippe hasten, um sich in den Abgrund zu
stürzen.
Wie können wir sie aufhalten? Wir sind zu wenige.«
    »Wir werden ihnen in den Weg treten«,
sagte der
junge Mann. »Ihnen die Wahrheit offenbaren
…«
    Und von ihnen mit in den Abgrund gerissen
werden, dachte Alfred traurig. Er behielt es für sich, sollte
der Jüngere in
seinem schönen Traum leben, solange das Schicksal es
zuließ.
    »Aus welchem Grund«, meinte er statt
dessen
betrübt, »sind unsere guten Absichten wohl so
entsetzlich fehlgeschlagen?«
    Der junge Mann wußte die Antwort; die Jungen
haben immer auf alles eine Antwort parat. »Von Anbeginn an
fürchtete der Mensch
die Mächte, die sich seiner Kontrolle entzogen. Er war allein
in einem
gigantischen Universum, das kein Mitleid, kein Erbarmen kannte. So rief
er in
den frühen Tagen, wenn Blitze zuckten und der Donner grollte,
die Götter an,
ihn zu verschonen.
    Mit der Zeit begann der Mensch, das Universum
und seine Gesetze zu verstehen. Durch Technik und Wissenschaft
verschaffte er
sich die Mittel, es zu kontrollieren. Unglücklicherweise
mußte er jedoch
erkennen – gleich dem Rabbi, der den Golem erschuf
–, daß er nicht imstande war
zu beherrschen, was er geschaffen hatte. Statt das Universum zu
kontrollieren,
wäre es ihm beinahe gelungen, es zu zerstören. Nach
dem Holocaust war dem
Menschen nichts geblieben, woran er glauben konnte; all seine
Götter hatten
sich von ihm abgewandt. Er suchte Hilfe bei sich selbst, in sich
selbst
– und fand die Magie. Im Lauf der Zeit verhalf die Magie uns
zu größerer Macht,
als wir zuvor in vielen tausend Jahren des unermüdlichen
Strebens gewonnen
hatten. Wir brauchten keine Götter mehr. Wir selbst waren die
Götter.«
    »Ja, das glaubten wir«, stimmte Alfred
nachdenklich zu. »Und ein Gott zu sein war eine
Verantwortung, eine Bürde –
redeten wir uns ein: Aufsicht führen zu müssen
über das Leben derer, die wir
als uns unterlegen betrachteten, ihre Freiheit zu beschneiden, um sie
auf den
Weg zu führen, den wir für den
richtigen hielten …«
    »Aber wie wir es genossen haben!« sagte
der
junge Mann.
    Alfred seufzte. »Wie wir es genossen haben. Wie
wir es immer noch genießen und danach hungern! Das ist der
Grund, weshalb es so
schwer sein wird, so furchtbar schwer …«
    »Freunde.« Die Frau am Kopf des Tisches
sprach.
»Sie kommen.«
    Keiner sagte etwas darauf, nur Blicke wurden
gewechselt, suchten und schenkten Kraft und Zuversicht. Alfred erkannte
Entschlossenheit und hochgemute Freude in den Augen des
Jünglings.
    »Laßt sie kommen!« sagte er
laut. »Wir knausern
nicht mit dem Gold, das wir gefunden haben! Laßt sie kommen,
und wir werden es
freigiebig mit ihnen teilen!«
    Die übrigen jüngeren Leute, die um den Tisch
saßen, ließen sich von seiner Begeisterung
anstecken. Die älteren lächelten
nachsichtig, wehmütig. Viele schlugen die Augen nieder, damit
nicht der kalte
Hauch ihres freudlosen Wissens und bitterer Erfahrung die helle Flamme
löschte.
    Außerdem, dachte Alfred, irren wir uns ja
vielleicht. Vielleicht haben die Jungen recht. Weshalb ist uns
schließlich all
dies offenbart worden, wenn nicht, damit wir die Botschaft
verkünden …
    Draußen vor der Tür hörte man das
Lärmen einer
großen Menge, Schritte – aber nicht
gleichmäßige, disziplinierte Schritte,
sondern das regellose Schlurfen, Scharren und Trampeln eines Mobs. Die
Sartan
am Tisch wechselten erneut Blicke, diesmal zweifelnd, fragend.
    Niemand kann diesen Raum betreten, außer wir
gestatten es. Wir können hier drinnen bleiben, für
immer eingeschlossen mit
unserem Wissen,

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