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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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ein. Diesmal werde ich nicht
unterliegen. Diesmal werde ich den entscheidenden Augenblick bei vollem
Bewußtsein miterleben!«
    Der Hund gähnte, setzte sich hin und kratzte
sich derart heftig, daß er beinahe umgefallen wäre.
Der Patryn betrachtete ihn
einigermaßen irritiert. »Danke für die
Anteilnahme«, brummte er vorwurfsvoll.
    Bei dem tadelnden Klang der geliebten Stimme
legte der Hund den Kopf schräg und schien guten Willens zu
sein, dem Gespräch
die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen.
Unglücklicherweise erwies sich der
Juckreiz als zu große Ablenkung. Haplo schnaufte resigniert,
kletterte an der
Bordwand empor und schritt prüfend ein letztes Mal
über das Oberdeck.
    Das Schiff war von den Elfen auf Arianus, der
Welt in den Lüften, gebaut worden. Was das
Äußere anbetraf, glich es den
Drachen, für die die Elfen von Arianus eine Art
Haßliebe empfanden, weil sie
nicht die Macht hatten, diese Geschöpfe zu zähmen, im
Gegensatz zu den
Menschen, denen es aufgrund ihrer andersgearteten Magie gelungen war.
Das
Drachenhaupt ragte als verlängerter Bug empor, im Brustkorb
war die Brücke
untergebracht, der Leib bildete den Rumpf, der Schwanz das Ruder.
Schwingen aus
der Haut und den Schuppen getöteter Drachen trugen das Schiff
durch die Himmel
jenes wundersamen Reiches. Sklavenarbeit (Menschen zumeist) im Verein
mit
Elfenmagie hielten die künstlichen Drachen in der Luft.
    Das Schiff war das Geschenk eines dankbaren
Elfenkapitäns an Haplo. Der Patryn mußte es nach
seinen Bedürfnissen
umgestalten. Sein eigenes Schiff war bei der ersten Passage durch das
Todestor
zerstört worden. Um das große Drachenschiff zu
fliegen, waren jetzt keine
Magier oder Sklaven mehr vonnöten. Haplo war Kapitän,
Steuermann und Besatzung
in einer Person, der Hund der einzige Passagier.
    Das Tier trottete hinter seinem Herrn drein und
hoffte, daß die langweilige Inspektion sich dem Ende
nähern möge. Der
Vierbeiner liebte das Fliegen. Unterwegs verbrachte er die meiste Zeit
am
Bullauge, schaute hinaus und hinterließ
Nasenabdrücke am Glas. Er konnte kaum
erwarten, daß es losging – wie sein Herr. Haplo
hatte auf den vergangenen
Reisen zwei faszinierende Welten kennengelernt und zweifelte nicht
daran, daß
es diesmal wieder so sein würde.
    »Nur ruhig, Alter«, sagte er und
tätschelte den
Kopf des Tieres. »Bald ist es soweit.«
    Der Patryn stand auf dem Oberdeck, unter dem
eingerollten Hauptsegel, und schaute über den Nexus, seine
Heimat.
    Nie verließ er diesen Ort ohne ein leises
Bedauern. So diszipliniert, hart und gefühllos, wie er von
sich selbst glaubte
zu sein, mußte er doch jedesmal die Tränen
zurückhalten. Der Nexus war schön,
doch er hatte viele nicht weniger schöne Gegenden gesehen,
ohne daß ihm
unmännliche Tränen in die Augen gestiegen
wären.
    Vielleicht war es der ganz eigene Reiz des
Nexus: eine Zwielichtigkeit, mit Tagen aus beständiger
Dämmerung und mondhellen
Nächten. Nichts im Nexus war hart, kantig, grell, nichts war
extrem, außer den
Menschen, die dort lebten; Menschen, die dem Labyrinth entronnen waren
– einer
unvorstellbar grausamen Gefängniswelt. Jene, die
überlebten und denen die
Flucht gelang, fanden sich im Nexus wieder. Schönheit und
Frieden dort umfingen
sie wie die tröstenden Arme einer Mutter das aufgeschreckte
Kind, das einem
Alptraum entwichen ist.
    Haplo stand an Deck seines fliegenden Schiffs
und ließ den Blick über den weitläufigen
Park um das Haus seines Fürsten
schweifen. Ihm fiel ein, wie er damals in dem Bett erwachte, in das man
ihn
getragen hatte, mehr tot als lebendig nach seinen Prüfungen im
Labyrinth. Er
war an ein Fenster getreten und hatte dieses Land gesehen. Zum
erstenmal in
seinem bitteren Leben hatte er Frieden empfunden.
    Jedesmal wenn er durch ein Fenster seine neue
Heimat betrachtete, erinnerte er sich an jenen Moment. Jedesmal wenn er
sich an
jenen Moment erinnerte, segnete er seinen Gebieter, den Herrscher des
Nexus,
dem er seine Rettung verdankte. Jedesmal wenn er den Fürsten
segnete, verfluchte
Haplo die Sartan, die Halbgötter, die sein Volk zu einem
Dasein in der
mörderischen Gefängniswelt verurteilt hatten.
Jedesmal wenn er sie verfluchte,
schwor er Rache.
    Der Hund begriff, daß er sich noch in Geduld
fassen mußte, legte sich hin und bettete die Schnauze auf die
Vorderpfoten,
während Haplo seine Versunkenheit abschüttelte und

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