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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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sich lebhaft herumdrehte.
Beinahe wäre er auf das Tier getreten, das mit einem
erschreckten Kläffen
aufsprang.
    »Na, alter Junge. Tut mir leid. Paß
nächstens
auf, daß du mir nicht immer zwischen die
Füße gerätst.« Haplo wollte den
Niedergang hinuntersteigen, doch er hielt mitten in der Bewegung inne,
als das
Universum plötzlich Wellen schlug.
    Wellen schlagen. Das war der richtige Ausdruck.
Er hatte nie etwas ähnlich Merkwürdiges erlebt. Das
Phänomen nahm seinen Anfang
tief unter ihm, vielleicht im Mittelpunkt der Welt, und setzte sich
undulierend
fort, nicht horizontal, wie bei einem Erdbeben, sondern vertikal
– vom Boden
durch das Schiff, seine Füße, Knie, Leib, Kopf.
    Alles um ihn herum war von demselben Effekt
betroffen. Für einen flüchtigen Augenblick verlor
Haplo Gestalt, Form,
Dimension. Er war eine Scherenschnittfigur vor einem flachen Himmel,
einer
flachen Welt. Nichts blieb von der Wellenbewegung verschont –
bis auf den Hund.
Er verschwand.
    Das Phänomen endete so abrupt, wie es
aufgetreten war. Haplo fiel auf Hände und Knie. Benommen
kämpfte er gegen die
beklemmende Übelkeit, die in ihm aufstieg. Er rang nach Atem,
der Welleneffekt
hatte ihm die Luft aus dem Körper gepreßt. Als er
wieder frei atmen konnte,
versuchte er, sich darüber klar zu werden, was das
Phänomen verursacht haben
könnte.
    Der Hund materialisierte sich auf Deck, stand
vor ihm und sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Das war nicht meine Schuld, alter
Freund«,
erklärte Haplo und musterte wachsam seine Umgebung.
    Der Nexus lag friedlich im weichen Dämmerlicht,
das Laub an den Bäumen raschelte leise. Haplo betrachtete sie
genau –
altehrwürdige Riesen mit säulengleichen
Stämmen, und doch hatten sie sich
gerade eben gewiegt wie ein Getreidefeld im Wind. Nichts regte sich, er
hörte
keinen Laut, und das war an sich beunruhigend. Vor dem
merkwürdigen Ereignis
hatte er im Unterbewußtsein die Stimmen und
Geräusche von Tieren wahrgenommen,
die jetzt verstummt waren. Weshalb? Vor Angst? Ehrfurcht?
    Haplo zögerte, sich zu bewegen, als könnte
schon
der Versuch, den Fuß zu heben, eine Wiederholung des
erschreckenden Vorfalls
auslösen. Er mußte sich förmlich zwingen,
das Deck zu überqueren, weil er jeden
Augenblick damit rechnete, wieder in einer eindimensionalen Welt zu
stehen. Er
spähte über die Reling, auf den Rasen hinunter.
    Nichts.
    Sein Blick richtete sich auf das Haus, die
prachtvolle Residenz des Fürsten, und glitt suchend
über die Fenster. Der Fürst
lebte allein in dem Schloß und war überhaupt nur
selten dort anzutreffen.
Dieser Tage stand es wieder einmal leer. Der Herrscher befand sich auf
einem
seiner zahllosen Kriegszüge gegen die Macht des Labyrinths.
    Nichts. Niemand.
    »Vielleicht habe ich mir das alles nur
eingebildet«, murmelte Haplo.
    Er wischte sich den kalten Schweiß von der
Oberlippe und merkte, daß seine Hand zitterte. Als er auf die
eintätowierten
Sigel starrte, fiel ihm auf, daß sie ein schwaches, blaues
Leuchten verströmten.
Hastig schob er einen Ärmel hoch und entdeckte das gleiche
bereits verblassende
Leuchten an seinem Arm. Ein Blick auf seine Brust brachte dasselbe
Ergebnis.
    »Dann habe ich es mir also nicht
eingebildet«,
meinte Haplo erleichtert. Sein Körper hatte auf das
Phänomen reagiert,
instinktiv, um ihn zu schützen – schützen
wovor? Er hatte einen üblen,
metallischen Geschmack im Mund, hustete und spuckte aus. Dann machte er
kehrt
und marschierte entschlossen zum Niedergang zurück. Die Angst
verschwand mit
dem blauen Leuchten, Zorn trat an ihre Stelle. Zorn und Ratlosigkeit.
    Der Ursprung der Wellenbewegung lag nicht im
Innern des Schiffs. Haplo hatte verfolgt, wie sie das Schiff durchlief,
seinen
Körper, die Stämme der Bäume, den Erdboden,
das Haus, den Himmel. Unter Deck
eilte er zur Brücke. Der Kompaßstein, die mit Runen
bedeckte Kugel aus
Obsidian, mit deren Hilfe er das Schiff steuerte, ruhte auf seinem
Piedestal.
Der Stein war schwarz und kalt und verströmte kein Licht.
    Haplo musterte ihn mit ungerechtfertigter
Verärgerung, da er wider besseres Wissen gehofft hatte, hier
die Ursache für
die rätselhafte Erscheinung zu finden.
    In Gedanken zählte er alles auf, was sich als
Fracht an Bord befand: etliche Rollen Tauwerk im Laderaum;
Fässer mit Wein,
Wasser und Proviant; Kleider zum Wechseln; das Logbuch. Der Stein war
das
einzige magische

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