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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Haplo
drehte sich,
und der Himmel stand still – er wußte nie, was
zutreffend war. Und derweil
wurde er mit stetig wachsender Geschwindigkeit in den hungrigen Rachen
gesogen.
    Diesmal war er vorbereitet, gewappnet. Diesmal …
    Ein lautes Poltern und ein spitzer Schrei jagten
Haplo einen kalten Schauer über den Rücken. Der Hund
stürmte wie von der Sehne
geschnellt los und verschwand im Bauch des Schiffes.
    Nicht ohne Willensanstrengung gelang es Haplo,
den Blick von dem hypnotischen Mahlstrom aus Farben abzuwenden, der ihn
in den
düsteren Schlund lockte. Er hörte das Bellen des
Hundes durch die Gänge hallen.
Nach dem Gebaren des Tieres zu urteilen, gab es einen ungebetenen Gast
– oder
Gäste – an Bord.
    Haplo setzte sich in Bewegung. Das Schiff
krängte, rollte und schlingerte. Er hatte Schwierigkeiten,
sich auf den Beinen
zu halten, stolperte und taumelte gegen die Schotten wie ein
Betrunkener.
    Das Bellen wurde lauter und heftiger, aber es
hatte einen neuen Klang. Es war nicht mehr drohend, sondern freudig
– das Tier
begrüßte jemanden, den es kannte und als Freund
ansah.
    Vielleicht hatte sich irgendein dreistes Gör aus
Abenteuerlust an Bord versteckt, auch wenn Haplo sich nicht vorstellen
konnte,
daß irgendein Patrynkind Sinn für derartigen Unfug
hatte. Patryns, die im
Labyrinth aufwachsen, haben keine Kindheit.
    Als er schließlich den Laderaum erreicht hatte,
tönte ihm eine matte, klägliche Stimme entgegen.
    »Gutes Hundchen. Pst, sei doch still. Hier, leckere
Wurst, aber du mußt weggehen …«
    Haplo blieb stehen. Die Stimme kam ihm bekannt
vor. Es war keine Kinderstimme, sie gehörte einem Mann,
jemandem, den er
kannte, wenn ihm auch nicht gleich das entsprechende Gesicht einfiel
oder der
Name. Der Patryn erweckte die Sigel auf seinen Händen.
Eingehüllt in helles,
bläuliches Licht, duckte er sich durch die
Türöffnung.
    Der Hund stand mit gespreizten Beinen auf dem
Plankenboden, sein ohrenbetäubendes Gebell galt einem Mann,
der verschreckt in
einer Ecke kauerte. Nicht nur die Stimme, auch ihr Besitzer war
vertraut: ein
kahler Schädel mit schütterem Haarkranz, ein
müdes, ältliches Gesicht, gütige,
jetzt vor Angst weit aufgerissene Augen. Der Körper lang und
schlaksig,
scheinbar aus übriggebliebenen Einzelteilen achtlos
zusammengesetzt: lächerlich
große Hände und Füße, zu langer
Hals, zu kleiner Kopf. Die Füße waren es, die
ihn verraten hatten, als sie sich in einer Taurolle verfingen und die
ganze
unbeholfene Gestalt zu Fall brachten.
    »Du!« sagte Haplo voll Widerwillen.
»Sartan.«
    Der Mann hob den Blick von dem Hund, den er
vergeblich mit einer Wurst zu bestechen versucht hatte – Teil
von Haplos
Proviant. Als er den Patryn vor sich stehen sah, breitete sich ein
schwaches,
selbstironisches Lächeln über sein Gesicht, und er
fiel in Ohnmacht.
    »Alfred!« Haplo holte tief und zornig
Atem. »Wie
zur Hölle bist du …«
    Den Himmel pflügend wie eine Windsbraut,
stürzte
das Schiff mit voller Wucht in das Tor des Todes.
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Kapitel 7
Das Todestor
    Von der Wucht des Anpralls wurde Haplo rücklings
zu Boden geworfen, während der Hund wild scharrend nach einem
Halt suchte. Der
schlaffe Körper Alfreds rutschte gemächlich
über das schlingernde Deck. Haplo
fühlte sich an die Bordwand gedrückt und
kämpfte verzweifelt gegen enorme,
unsichtbare Kräfte, die ihn unerbittlich gegen die Spanten
preßten. Endlich
richtete das Schiff sich wieder auf, und der Druck ließ nach.
Taumelnd bückte
er sich nach dem Ohnmächtigen vor seinen
Füßen und schüttelte ihn grob.
    »Alfred! Verdammt, Sartan! Wach auf!«
    Alfreds Lider flatterten; unter der dünnen Haut
sah man die Augäpfel rollen. Er stöhnte leise,
blinzelte und schien zu
erschrecken, als er Haplos finsteres Gesicht über sich gebeugt
sah. Als er
Anstalten machte, sich aufzusetzen, krängte das Schiff erneut,
und instinktiv
griff er nach Haplos Arm. Der Patryn befreite sich unwillig von seinem
Griff.
    »Was tust du hier? Auf meinem Schiff? Gib
Antwort, oder beim Labyrinth, ich …«
    Haplo erstarben die Worte auf den Lippen. Der
Raum um ihn zog sich zusammen, die Wände rückten
näher, der Boden hob sich der
Decke entgegen – noch ein Atemzug, und er und Alfred wurden
zerquetscht. Doch
gleichzeitig dehnte der Raum sich unendlich, das Deck unter seinen
Füßen fiel
ins Bodenlose, das gesamte Universum strebte auseinander,

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