Feuersee
Haplo als Patryn erkannt, lange ehe
Haplo der Verdacht
kam, Alfred könne ein Sartan sein. Wenn er von einer solchen
Macht wußte,
behielt er es für sich. Nun, der Herrscher des Nexus
würde ihn schon zum
Sprechen bringen.
Haplo schob das Ende des Stoffstreifens unter
den Ärmel- und und pfiff dem Hund, der erwartungsvoll
aufsprang.
»Bist du fertig, Sartan?«
Alfred blinzelte überrascht. »Ja, ich bin
fertig. Und da wir uns der Menschensprache bedienen, wäre es
vielleicht besser,
du würdest mich bei meinem Namen nennen.«
»Verdammt, ich nenne nicht einmal den Hund beim
Namen, und das Tier bedeutet mir erheblich mehr als du.«
»Wir könnten Leuten begegnen, die sich
nicht nur
an die Patryn erinnern, sondern auch an die Sartan.«
Haplo nagte an der Unterlippe. Der Mann hatte
nicht unrecht. »Also gut,
›Alfred‹.« Aus seinem Mund klang es wie
eine
Beleidigung. »Auch wenn das nicht dein richtiger Name ist,
habe ich recht?«
»Ja. Ich habe ihn angenommen. Anders als bei
dir, würde mein Name in den Ohren der Nichtigen sehr
merkwürdig klingen.«
»Verrate ihn mir, deinen Sartan-Namen. Du
brauchst dich nicht zu wundern, ich spreche eure Sprache –
wenn auch nicht
gerne.«
Alfred richtete sich auf. »Wenn du unsere
Sprache sprichst, dann weißt du auch, daß unsere
Namen auszusprechen bedeutet,
die Runen auszusprechen und Macht von ihnen zu beziehen. Aus diesem
Grund sind
unsere Namen nur uns selbst bekannt und denen, die wir lieben. Der Name
eines
Sartan kann nur von einem anderen Sartan ausgesprochen werden. Genau
wie dein
Name in deine Haut geschrieben ist und nur von denen gelesen werden
kann, denen
deine Liebe und dein Vertrauen gehören. Du siehst, auch ich
spreche deine
Sprache. Wenn auch nicht gerne.«
»Liebe!« knurrte Haplo. »Wir
lieben niemanden.
Liebe ist die größte aller Gefahren im Labyrinth,
denn was immer man liebt, ist
über kurz oder lang dem Tode geweiht. Was das Vertrauen
betrifft – das
Labyrinth hat es uns gelehrt. Wir mußten einander vertrauen,
denn nur so
konnten wir überleben. Da wir gerade von Überleben
sprechen – du solltest
deinen Teil dazu beitragen, daß ich gesund bleibe,
außer du hältst dich für
fähig, mit diesem Schiff die Rückkehr durch das
Todestor zu bewerkstelligen.«
»Und was geschieht, sollte mein Überleben
von
dir abhängen?«
»Oh, ich werde schon dafür sorgen,
daß dir
nichts passiert. Auch wenn du es mir später bestimmt nicht
danken wirst.«
Alfred betrachtete den Kompaßstein mit den
eingravierten Runen. Wahrscheinlich, dachte Haplo, kannte er jedes
Sigel für
sich genommen, doch ihre Anordnung mußte ihm Rätsel
aufgeben. Die Elfen und
Menschen bedienten sich desselben Alphabets, doch hatten die beiden
Sprachen
keinerlei Ähnlichkeit miteinander. Alfred mochte die
Patrynsprache beherrschen,
aber nie und nimmer die Patrynmagie.
»Nein, ich fürchte, ich wäre nicht
in der Lage,
dieses Schiff zu steuern«, gab Alfred zu.
Haplo lachte kurz auf und wandte sich zur Tür,
aber dann schien ihm noch etwas einzufallen. Er drehte sich wieder
herum und
hob mahnend die Hand.
»Und hüte dich, alle Augenblicke in
Ohnmacht zu
fallen. Ich warne dich! Wenn du dabei zu Schaden kommst, hast du es dir
selbst
zuzuschreiben.«
Alfred schüttelte bekümmert den Kopf.
»Ich kann
diese Anfälle nicht kontrollieren, fürchte ich.
Anfangs war es ein Trick, der
mir half, meine magischen Kräfte geheimzuhalten, nicht viel
anders als diese
Bandagen, hinter denen du dich versteckst. Was blieb mir sonst
übrig? Ich
durfte ebensowenig wie du preisgeben, wer oder was ich
war – ein
Halbgott! Jeder hätte versucht, mich zu benutzen.
Habsüchtige, die Reichtum
fordern. Elfen, die verlangen, daß ich Menschen ausrotte.
Menschen, die sich
mit meiner Hilfe der Elfen entledigen wollen …«
»Also bist du in Ohnmacht gefallen.«
»Wegelagerer griffen mich an.« Alfred
betrachtete nachdenklich seine Hände. »Ich
hätte sie mit einem Wort in nichts
auflösen können. Sie in Stein verwandeln. Ihre
Füße mit dem Straßenpflaster
verschmelzen … Was ich nicht alles hätte tun
können – und der Welt
unauslöschlich mein Zeichen einprägen. Ich hatte
Angst; nicht vor ihnen,
sondern vor meiner eigenen Macht. Die Ratlosigkeit, die Verwirrung, der
Zwiespalt
– es war zuviel. Mir wurde schwarz vor Augen. Als ich wieder
zu mir kam, wußte
ich, wie es mir gelungen war, das
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