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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Türspalt Licht vom Korridor herein. Stimmen, die in einer ihm unbekannten Sprache riefen, hallten durch den Korridor, gefolgt von Schreien und den Geräuschen dumpfen Aufprallens. Einen wahnsinnigen Augenblick lang erwog er zurückzulaufen, aber er wußte, daß er das nicht konnte. Er mußte seine Pflicht gegenüber dem Rocaan erfüllen, eine Pflicht, die ihm ebenso wichtig war wie sein eigenes Leben. Er konnte den alten Mann jetzt nicht einfach im Stich lassen.
    Matthias zerrte an der Tür und öffnete sie diesmal weit genug, um den Kopf hinausstrecken zu können. Zu seiner großen Erleichterung war niemand zu sehen außer dem leblosen Körper eines Auds, der die Tür versperrte.
    Großer Gott! Sie befanden sich also bereits im Gebäude!
    Dasselbe Entsetzen, das er schon unten auf der Treppe verspürt hatte, schnürte ihm die Kehle zu. Er drückte abermals gegen die Tür. Die Panik verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Der Körper des Aud wurde zur Seite geschoben, Matthias betrat den Korridor und schlug die Tür hinter sich zu. Die Steinmauern waren mit Blut bespritzt, das in Strömen zu Boden rann.
    Er mußte ins nächsthöhere Stockwerk gelangen. Er mußte es sehen.
    Die Schreie und das metallene Klirren kamen von dort, wo er ursprünglich hergekommen war. Er mußte durch den Dienstbotentrakt gehen.
    Matthias schritt über den Körper des Aud und rannte den Korridor hinunter. Überall gab es Anzeichen von Tumult: Kerzen lagen auf dem Boden, Tische waren umgestoßen. Jemand hatte ein Porträt des Zehnten Rocaan zerschlitzt, die Leinwand hatte sich zusammengerollt, und überall lagen kleine Farbreste über den Boden verstreut.
    Als Matthias hinter der Kapelle der Dienstboten um die letzte Ecke bog, sah er sie. Eine Gruppe von zwanzig Fey, groß, schlank und schrecklich anzusehen in ihren schwarzen Lederuniformen. Sie standen über den Körper eines anderen Aud gebeugt und unterhielten sich in ihrer kehligen Sprache. Tiefes Lachen unterbrach ihr Gespräch, als ein etwas kleinerer Fey mit einer roten Kappe und verzerrtem Gesichtsausdruck sich zu dem Aud hinunterbückte und lange, tropfende Streifen von dessen Körper zog, die er in eine Tasche an seiner Taille steckte.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Matthias begriff, daß es sich bei diesen Streifen um die Haut des Mannes handelte.
    Unwillkürlich entwich ihm ein entsetztes Stöhnen. Die Fey drehten sich wie ein Mann zu ihm um, und Matthias starrte in ihre dunklen, nichtssagenden, leeren Augen.
    Der kleine Mann machte einen Schritt in seine Richtung und riß Matthias aus seiner Erstarrung. Er schrie auf und drehte sich um. Er wollte nicht sterben wie dieser Aud und wußte doch, daß ihn wahrscheinlich dasselbe Schicksal ereilen würde. Wenn er den Korridor wieder zurücklief, würden sie ihn fangen, ihn häuten, und dann würde auch sein Blut von diesen Wänden tropfen. Er hatte keine Waffen, um sich zu verteidigen. Er war ihnen wehrlos ausgeliefert.
    Matthias rannte zur Kapelle der Diener, in der Hoffnung, dort eines der zeremoniellen Schwerter ergreifen zu können. Sie hatten die richtige Größe, und der Roca würde sich nicht daran stören, wenn sein Symbol dazu mißbraucht wurde, um das Leben eines Gläubigen zu retten.
    Falls der Roca überhaupt existierte.
    Und falls man Matthias als Gläubigen bezeichnen konnte.
    Dennoch erschien ihm in diesem Moment seine Seele weniger kostbar als sein Leben.
    Er stieß die Doppeltüren zur Kapelle auf und legte die Hände auf die leere Stelle an der Wand, wo sich früher das geweihte Schwert befunden hatte. Er glitt auf dem schlüpfrigen Steinboden aus. Irgend jemand hatte den Teppich beiseite getreten und eine Flüssigkeit auf den Boden geschüttet. Erst nach einigen Augenblicken erkannte Matthias, daß es sich dabei um Blut handelte.
    Die Bänke waren umgekippt, und überall lagen Körper mit bloßen, zumeist unverletzten Füßen. Daniten, Auds, Diener, sie alle waren ums Leben gekommen. Aber er konnte jetzt nicht stehenbleiben, um das Ausmaß der Vernichtung genauer zu studieren. Er mußte suchen, mußte eine Waffe finden, die sein eigenes Leben rettete.
    Er hastete zum Altar. Das Podium war umgestoßen und zerstört worden. Über dem Altar lag ein toter Diener, dessen Gesicht zur Hälfte so zerfetzt aussah, als habe jemand hier oben, am heiligsten aller Orte, versucht, ihn aufzuschlitzen. In der ganzen Kapelle roch es nach Blut. Und sämtliche zeremoniellen Schwerter waren verschwunden.
    Matthias taumelte. Er saß in der

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