Finnisches Requiem
und Promazin enthielt, verbunden mit einer zu großen Menge Alkohol zum Tod geführt hatte. Sparine war Taskinen im Herbst 1997 verschrieben worden, aber im Frühjahr 1999 hatte sie ein anderes Rezept erhalten. In den neunziger Jahren wurde Sparine häufig als Droge benutzt, zusammen mit Alkohol führte es zu einem extrem starken Rauschzustand. In den Jahren, in denen es besonders schlimm war, starben Hunderte Menschen an einer Überdosis. Ketonen las in der Zusammenfassung, daß Taskinen jedoch nie getrunken oder Medikamentenmißbrauchbetrieben hatte. Er wußte, daß die Frau ermordet worden war.
Der Chef hatte keine Lust, Kuurmas Bericht zu lesen, schließlich saß die Frau neben ihm. »Riitta, gib doch mal eine mündliche Zusammenfassung zu Akseli Saarnivaara.«
Kuurma legte den Papierstapel als Schalldämpfer auf Ketonens Handy, aus dem ständig die Internationale schrillte. Sie erzählte, daß sie mit einem Fachmann für Wirtschaftskriminalität der Kriminalpolizei über die Unterlagen aus Akseli Saarnivaaras Wohnung gesprochen hatte. Saarnivaara war mit etwa einer halben Million Euro illegal bei einem Kriminellen aus Narva verschuldet, und der hatte im Juni »Brimstone MC« beauftragt, seine Forderungen einzutreiben.
»Wieviel war das gleich in Finnmark?« fragte Ketonen und sah Riitta um Entschuldigung bittend an.
»Drei Millionen.« Kuurma fuhr in ihrem Bericht fort. Saarnivaara sei im Sommer zur gleichen Zeit verschwunden, als die Schulden von der Motorradgang eingetrieben werden sollten. Sein Motiv sei laut Kate Harris jedoch Rache. Die Unterlagen bei ihm zu Hause bestätigten, daß er den Politikern und der Europäischen Union die Schuld am Konkurs seines Familienunternehmens und an der Zerstörung seines Lebens gab.
Musti jaulte auf, als Ketonen sich erhob und auf ihren Schwanz trat. Aus irgendeinem Grund saß der Hund die ganze Zeit neben ihm und bettelte. »Ich glaube Hannele Taskinen. Peter Seppälä war in die Morde an den Kommissaren verwickelt. Das erklärt auch die Rolle von Akseli Saarnivaara. Aber die Morde hat jemand anders geplant, nicht Seppälä oder Saarnivaara. Beide hatten dafür weder die Fachkenntnis noch die finanziellen Voraussetzungen«, überlegte Ketonen laut. Höchstwahrscheinlich steckte »Krešatik« hinter den Morden, aber eine Organisation konnte man nichtverhaften. Es mußten Beweise für die Schuld von Zoran Jugović und Attila Horvát gefunden werden. Und zwar schnell. Die beiden Führer von »Krešatik« reisten nicht nach Kopenhagen, um dort Urlaub zu machen.
Kuurmas Telefon piepte. Es war neun Uhr. Sie hatten vereinbart, Ratamo um acht dänischer Zeit anzurufen.
Nach dem dritten Ruf meldete sich Ratamo mit undeutlicher Stimme, er kaute. Vereinbart war mit Ketonen, daß er früh um acht im PET sein sollte. Wie üblich hatte er verschlafen und keine Zeit mehr gehabt, im Hotel zu frühstücken. Also mußte er sich mit einem Käsebrötchen aus der PET-Kantine begnügen. Das reichte auch völlig, er aß nie besonders viel zum Frühstück. Aber müde fühlte er sich immer noch. Sein Nachtschlaf war stets eine Stunde kürzer als sein Schlafbedürfnis.
»Hat man dort Zeit, auf Arbeit zu essen?« sagte Ketonen verärgert. »Aus Budapest ist eine ziemlich interessante Delegation in Kopenhagen eingetroffen. Jugović und Horvát. Ich wette um Musti, daß auch Akseli Saarnivaara dort zu finden ist.«
Ratamo schluckte ein Stück Brötchen hinunter und spülte mit Kaffee nach. »Der PET weiß von den ›Krešatik‹-Leuten. Jugović ist gestern auf der Fahrt von Malmö nach Kopenhagen spurlos verschwunden. Horvát ist noch nicht hier eingetroffen. Er wird überwacht, sobald er die Maschine verläßt.«
Ketonen wetterte am Telefon. »Warum hast du nicht angerufen und mir das gesagt! Du bist dort als Verbindungsmann!«
Ratamo erzählte, daß Else Rørbye ihn auf ein Nebengleis abgeschoben hatte. Er saß in demselben halbmöblierten Arbeitszimmer wie gestern. Niemand schien sich auch nur im geringsten darum zu kümmern, was er machte. Gestern hatte er bis zum Abend auf Else Rørbye gewartet, um sich dann eine nichtssagende Zusammenfassung von ein paar Minutenanhören zu dürfen. Er wurde nicht zu den Besprechungen des PET geladen, und von den Ermittlungen erfuhr er nur etwas, wenn er nachfragte.
»Die Koordinierungsgruppe verlangt, daß du alles weißt, was in Kopenhagen unternommen wird. Wenn Rørbye dir Informationen über die Ermittlungen vorenthält oder dich nicht bei den
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