Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
zu haben.
    »Es stört dich nicht, dass du nicht schöner bist als die Männer?«
    »Ich habe mich schon vor langer Zeit damit abgefunden, dass ich eher der unscheinbare Typ bin.«
    Sie zog so stark die Stirn kraus, dass es schmerzhaft aussah. »Du bist wirklich schwer zu beleidigen.«
    Ich zuckte die Achseln, soweit das in Damians Umklammerung möglich war. »Das ist nun mal die Wahrheit, Musette. Ich habe gegen die wichtigste Regel weiblicher Existenz verstoßen.«
    »Und die wäre?«
    »Geh nie mit jemandem aus, der hübscher ist als du selbst.«
    Das brachte sie zum Lachen. Ein überraschendes Geräusch. »Non, non, die Regel lautet, es niemals zuzugeben.« Sie wurde wieder ernst. »Es macht dir wirklich nichts aus, wenn ich sage, dass ich hübscher bin als du.«
    »Nö.« Ich schüttelte den Kopf.
    Einen Moment lang guckte sie ratlos, dann berührte Angelito sie an der Schulter. Sie holte tief Luft und straffte sich, als fiele ihr wieder ein, wer und was sie war und warum sie uns besuchte. Die letzte Spur Heiterkeit wich aus ihrem Gesicht.
    »Du hast zugegeben, dass du mich an Schönheit nicht überbieten kannst. Daher wäre dein Blut kein angemessener Ersatz für den Flitter, den Jean-Claude gerade für mich anfertigen lässt. Das gleiche gilt für deinen Wolf. Er ist bezaubernd, aber eher auf deine schlichte Art.«
    Plötzlich hatte ich ein ungutes Gefühl, worauf das hinauslaufen sollte.
    »Damian gehört wohl dir. Ich verstehe es nicht, aber ich spüre es. Er gehört auf die gleiche Weise dir, wie Angelito mir gehört und du Jean-Claude. Als der Meister von St. Louis kann Jean-Claude nicht in Frage kommen, aber Asher gehört niemandem. Gib ihn mir als Geschenk.«
    »Er ist mein Stellvertreter«, hielt Jean-Claude ihr entgegen, aber mit demselben gleichgültigen Ton wie zuvor. »Ich kann ihn nicht einfach hergeben.«
    »Ich habe heute Nacht schon einige deiner Vampire kennengelernt. Meng Di zum Beispiel hat ein gehorsames Tier. Sie ist mächtiger als Asher. Warum hast du sie nicht zum Stellvertreter gemacht?«
    »Sie ist der Stellvertreter eines anderen und wird in ein paar Monaten zu ihm zurückkehren.«
    »Warum ist sie dann überhaupt hier?«
    »Weil ich sie gerufen habe.«
    »Warum?«
    Tatsächlich hatte Jean-Claude Verstärkung gebraucht, weil ich weg gewesen war, um in meiner Seele zu forschen. Aber ich glaubte nicht, dass er das ausplaudern würde. Tat er auch nicht. »Ein Meister ruft die seinen hin und wieder zu sich, besonders wenn sie selbst bald Meister eines eigenen Territoriums werden; dann kommen sie zu einem letzten Besuch, ehe er seine Macht, sie zu rufen, verliert.«
    »Belle war äußerst verwirrt, als du Meister dieser Stadt geworden bist und nicht auf einen letzten Besuch kamst, Jean-Claude. Sie wurde mit deinem Namen auf den Lippen wach und sagte, du habest deinen eigenen Weg eingeschlagen. Keiner von uns hat geglaubt, dass du je so weit aufsteigen würdest.«
    Er machte eine tiefe, ausholende Verbeugung, und sie stand so nah, dass seine Haare fast ihr Kleid streiften. »Es kommt nicht oft vor, dass jemand Belle Morte überraschen kann. Ich bin tief gerührt.«
    Musette zog die Stirn kraus. »Das solltest du auch sein. Sie war äußerst … unglücklich.«
    Er richtete sich langsam auf. »Warum sollte mein Aufstieg zur Macht sie unglücklich machen?«
    »Weil du als Meister eines Territoriums die Bande der Verpflichtung gesprengt hast.«
    Bande der Verpflichtung – das schien für die Vampire mehr zu bedeuten als für mich, denn ich sah sie alle vollkommen still werden. Damian stand so reglos, als wäre er gar nicht da. Ich spürte nur noch das Gewicht seiner Arme; das Leben in ihm hatte sich bis in sein Innerstes zurückgezogen.
    »Asher ist nicht so weit aufgestiegen. Er kann noch heimgerufen werden«, sagte sie.
    Ich sah zu Jean-Claude. Sein Gesicht war ausdruckslos, nichtssagend höflich. Das hieß, er verbarg seine Reaktion. »Dazu hat sie natürlich das Recht, doch ich bräuchte eine gewisse Frist, bevor Asher gehen könnte. In Amerika sind die Verhältnisse nicht so fest gefügt wie in Europa, und Gebietskämpfe werden nicht so zivilisiert ausgetragen.« Sein Ton war emotionslos, gleichgültig; nichts schien wichtig zu sein. »Wenn mein Stellvertreter einfach verschwände, würden andere mir Schwäche unterstellen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Unsere Herrin wird ihn nicht heimrufen. Doch sie gesteht, verwirrt zu sein.«
    Wir alle erwarteten, dass sie das weiter ausführen würde,

Weitere Kostenlose Bücher