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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sie wie ein Eis am Stiel an einem heißen Tag – sorgfältig und schnell, damit nichts über ihre Hand lief und auf den Boden tropfte. Dabei guckte sie mich an; die Show war ganz allein für mich. Als wäre Asher nur ein Requisit. Vielleicht sah sie ihn wirklich so.
    Sie wollte gerade ein drittes Mal zustechen, als ich in ihre Reichweite kam. Ich weiß nicht, was sie glaubte, das ich tun würde, jedenfalls war sie total überrascht, als ich ihr Handgelenk packte. Vielleicht hatte sie gedacht, ich würde sie bloß schubsen wie ein Mädchen.
    Ich stieß sie mit der Schulter, und sie taumelte auf ihren hohen Absätzen ein paar Schritte zurück. Mit dem Fuß fegte ich die Beine unter ihr weg. Sie landete auf dem Rücken, und ich warf mich auf sie, drehte ihre Hand mit dem Messer herum und als sie lang hinschlug, stieß ich es in sie hinein. Ich drückte ein Knie auf unsere beiden Hände und spürte, wie die Klingenspitze an den Boden stieß.
    »Das macht nichts, es ist nicht aus Silber«, flüsterte ich.
    Sie kreischte.
    Ich hörte nicht, sondern spürte Angelitos Schritte. »Einen Schritt weiter und ich stoße ihr die Klinge ins Herz. Dann spielt es keine Rolle mehr, dass sie nicht aus Silber ist. Ich zerfetze ihr Herz, noch ehe du den Raum durchquert hast.«
    Gegenüber teilten sich die Vorhänge, und Vampire strömten herein, einige von unseren und einige aus Musettes Gefolge. Ich weiß nicht, was weiter passiert wäre, doch ich hörte die Tür aufgehen und viele Leute hereinkommen und war kurz davor, die Klinge ruckartig zum Herzen zu ziehen, ohne zu wissen, ob sie dafür stark genug war. Mit einem guten Messer ginge es, bei diesem war ich mir nicht sicher.
    Einen Sekundenbruchteil vor meinem Entschluss hörte ich einen Laut, bei dem sich mir die Haare aufrichteten. Es klang wie ein Rudel Hyänen auf der Jagd; die heulen viel gruseliger als Wölfe. Mir war sofort klar, dass es unsere Kavallerie war, die da kam, nicht Musettes.
    Ich wagte nicht, Musette aus den Augen zu lassen, und drehte nicht den Kopf, als hinter mir die Meute hereindrängte, aber ich fühlte die unheimlichen Kräfte von Gestaltwandlern wie kribbelnden Schwachstrom.
    Die Berührung so vieler so angespannter Gestaltwandler rief das Tier in mir wach. Ich war zwar kein Lykanthrop, doch durch Richard und meine enge Beziehung zu den Werleoparden schlummerten ähnliche Kräfte in mir.
    Bobby Lee, eine Werratte, trat in mein Blickfeld. Sein schleppender Südstaatendialekt klang in Kampfsituationen immer unpassend. »Hast du vor, sie kaltzumachen?«
    »Ich überlege gerade.«
    Er ließ sich neben mir auf ein Knie nieder. »Hältst du das für clever?«, fragte er und blickte zu den Vampiren am anderen Ende des Raumes.
    »Im Grunde nicht.«
    »Dann solltest du dich vielleicht bremsen, ehe du sie aufschlitzt.«
    »Hat Micah euch geschickt?«, fragte ich, den Blick auf Musettes schmerzverzerrtes Gesicht gerichtet. Es freute mich, sie leiden zu sehen. Normalerweise machte mir das keinen Spaß, aber Musette war eine Ausnahme.
    »Er hat keine Leoparden geschickt, weil du gesagt hast, das soll er nicht. Aber er hat sich mit den anderen Rudeln in Verbindung gesetzt, und da sind wir. Wenn du sie nicht umbringen willst, Mädchen, solltest du sie vielleicht mal loslassen.«
    »Noch nicht«, sagte ich.
    Er redete nicht weiter auf mich ein, sondern stand auf und bezog neben mir Posten wie ein guter Leibwächter.
    Ich sprach Musette an, aber so laut, dass es alle hören konnten. »Niemand dringt in unser Territorium ein und greift unsere Leute an. Niemand, nicht der Rat und nicht einmal le Sourdre de Sang unserer Blutlinie. Ich höre immer wieder, wer mit dir spricht, spricht mit Belle Morte. Also, hier ist die Botschaft: Der nächste von ihren Leuten, der einem von unseren etwas tut, ist tot. Ich werde ihm persönlich den Kopf abschlagen, das Herz rausreißen und den Rest verbrennen.«
    Musette fand die Sprache wieder. Sie klang angestrengt und ein bisschen ängstlich. »Das wagst du nicht.«
    Ich gab ein kleines bisschen Druck auf den Messergriff, sodass sie ächzte. »Lass es drauf ankommen.«
    Musettes Gesicht glättete sich. Der schmerzverzerrte Ausdruck verschwand wie weggewischt, und ihre blauen Augen wurden dunkler. Ich bewegte das Messer in ihr, während das helle Braun von Belles Augen das Blau nach und nach verdrängte.
    Diesen Trick kannte ich schon. Ich hatte ihn im Spiegel bei meinen eigenen Augen erlebt. Angst durchfuhr mich wie eine Klinge, machte meine

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