Finsteres Verlangen
hören willst, frag nicht.« Er rückte die Kissen hinter sich zurecht. »Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
»Welche?«
Er blickte mich an. »Tu nicht so schüchtern, Anita, das nehme ich dir nicht ab.«
»Na schön, du wolltest wissen, was ich mit Asher mache. Ich habe beiden quasi versprochen, dass wir es irgendwie hinkriegen, eine Ménage-à-trois zu führen – oder wird es dann eine Ménage-à-quatre?«
»Wer ist der Vierte?«
»Micah.«
»Schade.«
Ich sah ihn missbilligend an.
»Tut mir leid, konnte mein Bedauern nicht unterdrücken.«
»Wenn ich einen Rückzieher mache, werden wir Asher verlieren.«
»Was soll das heißen?«
Ich erklärte es ihm.
»Wenn du es nicht wahr machst, zieht er von hier weg?«
»Ja.«
Er runzelte die Stirn, dann schüttelte er lachend den Kopf. »Lass mich das mal zusammenfassen. Sein Biss ist orgastisch, geradezu berauschend. Du vermutest, dass es noch berauschender ist, ihn gleichzeitig zu ficken und saugen zu lassen.«
»Ja.«
»Wo liegt das Problem?«, fragte er.
Ich zog die Knie an und schlang die Arme darum. »Es macht mir Angst, Jason.«
Er richtete sich auf. »Wovor genau hast du Angst?«
»Ich fürchte, es …«, ich suchte nach dem richtigen Wort, »verzehrt mich.«
Er runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Hast du keine Angst davor, mal jemanden so sehr zu begehren, dass du alles tun würdest, um mit ihm zusammen zu sein?«
»Meinst du nur Vampire oder Leute im Allgemeinen?«
Ich legte das Kinn auf meine Knie. »Vampire natürlich.«
»Nein, du meinst nicht nur Vampire. Du hast Angst davor, überhaupt jemanden voll und ganz zu wollen, stimmt’s?«
Ich sah ihn nicht an. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
Er schob mir die Haare hinter die Ohren, aber sie fielen sofort wieder nach vorn. »Nicht Onkel Jason anlügen. Du redest nicht nur von Vampiren.«
Ich hielt meine Beine krampfhaft umschlungen und sah ihn an. »Kann sein, aber es läuft auf dasselbe hinaus. Ich will nicht jemanden so sehr wollen, dass ich zugrunde gehe, wenn er nicht mehr bei mir ist.«
Jason sah mich unergründlich an. »Du hast Angst, jemanden mehr zu lieben als dein Leben.«
»Ja.«
Er lächelte mich an. Es war sanft und ein bisschen traurig. »Ich würde eines meiner unwichtigeren Körperteile dafür geben, wenn mich eine Frau so sehr lieben würde wie du Nathaniel.«
Ich wollte heftig erwidern, dass ich Nathaniel nicht liebte.
Jason legte mir den Zeigefinger an die Lippen. »Stopp. Ich weiß, du hast dich ihm nicht mit Leib und Seele hingegeben, aber das hast du noch bei keinem getan, nicht wahr?«
Ich sah weg, denn es war mir gelinde gesagt unangenehm, diesem geduldigen, erwachsenen Blick zu begegnen.
»Ich wünsche mir, dass mich einmal eine Frau so ansieht, wie du Jean-Claude ansiehst. Oder wie du und Jean-Claude Asher anseht. Oder wie du Nathaniel ansiehst. Oder wie Nathaniel dich ansieht.«
»Du hast Micah ausgelassen.«
»Zwischen euch beiden gibt es eine Vertrautheit, die du bei den anderen nicht findest, und es scheint mir fast, als ginge diese Vertrautheit auf Kosten von etwas anderem.«
»Und das wäre?«
»Ich weiß es nicht. Ich hatte noch keine Liebesbeziehungen. Woher soll ich es also wissen?«
»Soll das heißen, mit Micah ist es keine Liebesbeziehung?«
»Es steht mir nicht zu, das zu beantworten.«
»Ich kann nicht vier Männer auf einmal lieben.«
»Warum nicht?«, fragte er.
Ich blickte ihn an.
»Das ist kein Naturgesetz.«
»Aber es wäre lächerlich«, sagte ich.
»Du hast dich gegen Jean-Claude gewehrt, weil du Angst vor ihm hattest. Dann kam Richard daher, und ich glaube, du hast ihn geliebt, wirklich geliebt, und das hat dir Angst gemacht, also hast du dich zurückgezogen. Ich glaube, du bist mit beiden gleichzeitig ausgegangen, damit du dich nicht ernsthaft in einen von beiden verliebst.«
»Das ist nicht wahr.«
»Ach nein?«
»Es fing damit an, dass Jean-Claude gedroht hat, Richard umzubringen, wenn er mich nicht ebenfalls umwerben darf.«
»Und warum hast du dann Jean-Claude nicht einfach umgebracht? Du lässt dich normalerweise nicht erpressen, Anita. Warum dann von ihm?«
Darauf hatte ich keine Antwort, zumindest keine gute.
»Richard zieht sich immer mehr zurück und steigert sich in seine eigenen Ängste rein, sodass er Jean-Claude damit das Feld überlässt. Und plötzlich zieht Nathaniel bei dir ein. Ich weiß, ich weiß, er ist dein Pomme de sang, dein Hausleopard, aber das Timing ist
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