Firkin 04 - Hundstage
Kommt her! Ich habe eine Nachricht für euch!
Schließlich schlich es, einen uralten und beliebten Trilobitenfluch murmelnd, dem Kühlwasserbecken am hinteren Ende des Thaumatronraums entgegen. Mit einem jahrhundertealten Grunzer ließ sich die Molluske ins Wasser gleiten und blubberte einen Urseufzer der Erleichterung. 85.000 Jahrhunderte zwischen zwei Bädern waren eine lange Zeit. Ohhh, Wonne!
Wonne war so ziemlich das letzte Wort, mit dem man die Szenerie im Keller von Ittos Großvater beschreiben konnte.
Luftangriff hätte der Sache eher entsprochen.
Doch selbst dies konnte nicht einmal einen Bruchteil der Zerstörung beschreiben, die den Lagerraum heimgesucht hatte. Es sah so aus, als hätten sich hundert irrsinnige Elefanten wütend einen Weg durch den zerbrechlichsten aller Porzellanläden gebahnt. Nur sah es noch schlimmer aus.
Die Wand gegenüber den sanft schwingenden Überresten der geborstenen Treppenhaustür war durchbrochen. Ziegel und Putzstaub bedeckten die Trümmer zerdrückter Körbe und zertöpperter Packbehälter. Vierhundert tollwütige Pfoten hatten sie zerschlagen, als deren verdammte Besitzer auf ihrer wüsten Vernichtungsmission in die Nacht hinausgejagt waren.
»Hast du nicht gesagt, sie wären bloß stiften gegangen?« schrie eine vor Grauen fassungslose Stimme.
Itto begutachtete seine Füße, versuchte dem sonnenheißen Blick seines aufgebrachten Großvaters auszuweichen und hielt mit bebender Hand eine einzelne heile Schale hoch. »Aufräumen helfen?«
»Mach dir keine Mühe! Wenn wir sie nicht schleunigst finden, wird dies hier bald der aufgeräumteste Ort in ganz Murrha sein. Wenn jemand dahinterkommt, was sie sind …« Die Stimme des Großvaters zitterte; er wandte sich um und kämpfte sich durch das von Trümmern erfüllte Treppenhaus.
»So bösartig wie möglich, in Ordnung?« erinnerte Practz Mancini, als dieser das letzte seiner alternden Werkzeuge vor der Bibliothek von Losa Llamas auspackte. »Hier darf um keinen Preis irgend etwas reinkommen!« fügte er hinzu.
Es stimmt also doch. Es ist hier, schrie Mancinis gieriger Verstand siegreich lechzend.
»Aber natürlich!« gab er zurück.
Er spürte, daß Practz ihn in den wenigen wahnsinnigen Sekunden musterte, in denen er sich zu denken bemühte, und er arbeitete hart, um sich ruhigzustellen und – was noch wichtiger war – die Flammen des Argwohns zu ersticken, die im Blick des Zauberers schwelten.
»Wenn Ihr glaubt … Wenn Ihr … glaubt …« – Denk nach! schrie Mancinis wirbelnder Verstand –, »daß das … äh … garstige Vieh im Thaumatronraum gut war, dann wartet nur ab! Ich habe mir in der vergangenen Nacht einige interessante Verbesserungen ausgedacht.« Mancini lächelte Practz so beruhigend an wie nur möglich. Knapp nickte hinter ihm mit begeisterter Zustimmung.
»Ich kann’s kaum erwarten!« sagte Practz lächelnd und setzte eine leicht spöttische Miene auf. »Aber ich habe es eilig. Wat muß mir noch sein Rucksack-Thaumatron zeigen.« Er wandte sich zum Gehen.
»Ähm …«, machte Mancini und gab sich alle Mühe, seine Stimme ruhig klingen zu lassen. »Da ist noch etwas …«
Practz wirbelte herum; sein Umhang wischte den Boden des matt beleuchteten Korridors auf, und er hob fragend eine Braue.
»Woher kriege ich die Energie?« fragte Mancini und machte eine Schau daraus, die Wand anzustarren, während die aufgestaute Erregung an seinen Nerven zerrte.
Practz schlug sich an die Stirn. »Hah! Natürlich! Ich Blödling!« Er eilte auf die riesige verstärkte Holztür zu, die in die Bibliothek führte, zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete sie. »Gleich da hinten, auf der linken Seite. Ihr könnt es nicht verfehlen. Ich muß mich beeilen!« Und schon war er weg.
Mancini und Knapp waren plötzlich allein. Nur das leiser werdende Geräusch von Practz’ sich entfernenden Schritten leistete ihnen noch eine Weile Gesellschaft. Sie standen vor der offenen Tür zur Bibliothek von Losa Llamas. In der vergangenen Nacht hatten Mancinis mentale Kiefer nicht nur über Kunst-Umwelt-Technik nachgedacht. Er hatte das leise Geraune der Thaumaturgiephysiker über ihre Geheimnisse durchaus vernommen, die Perlen ihrer leise geäußerten Hinweise aufgereiht, sorgfältig in der Schürze seines Geistes abgelegt und dann nach und nach begutachtet. Er hatte nur noch die beiden letzten ihm bekannten Fakten hinzufügen müssen, und nun … Top! Die Wette gilt!
»Vergiß diesen Augenblick nie,
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