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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Daß an dem nie verstummenden Gerede etwas war, wonach seine außerordentliche Hingabe mit einer schon seit langem bestehenden Gefahrandrohung zu tun hätte, die das Schicksal diverser hochgeschätzter Teile seiner Anatomie betraf, diese Unterstellung wies Schikaneder kategorisch zurück.
    »Ganz schön unverfroren, diese Kriegslist! Was, Schikaneder?«
    »Allerdings, Kommandant«, antwortete der Hauptmann wortkarg. Er hatte sich angewöhnt, zu keiner Zeit übermäßig große Begeisterung zu zeigen, und hatte auf diese Weise eine ganze Menge erreicht.
    Eines hatte er schon früh in seiner militärischen Laufbahn herausgefunden: Es war erstaunlich, welche Macht man über die da oben ausüben konnte, wenn man ihnen das Gefühl verschaffte, sie würden Macht ausüben. War man zum Beispiel an einem attraktiven Posten interessiert, dann brauchte man nur dafür sorgen, daß der betreffende Vorgesetzte fest davon überzeugt war, man wolle diesen Posten auf keinen Fall haben, beziehungsweise man sei der absolut ungeeignete Mann für diesen Posten – schon war man befördert. Schikaneder beherrschte diesen Trick meisterhaft.
    »Wie seid Ihr ihnen eigentlich auf die Schliche gekommen, Kommandant?«
    »Kleinigkeit für einen Mann mit meiner militärischen Erfahrung, Schikaneder!« Schyrling starrte auf die gewaltige Steinplastik, die seit kurzem den Marktplatz zierte. »Hab selbst schon an derartiges gedacht. Äußerst gewitzte Angriffsstrategie! Ein Manöver, das mit Raffinesse, Eleganz und einer gehörigen Portion inszenatorischen Talents zuverlässig zum siegreichen Schlußakt führen muß. Nur heute nicht! Heute wird diese Angriffstaktik nicht funktionieren! Noch vor Ende der Nacht wird es hier ein Blutbad geben! Aber davon einmal abgesehen: Mein Entwurf hatte erheblich mehr Stil! Sieh dir dieses Ding doch mal an …«, er zeigte voll Verachtung auf den dreißig Meter großen Steintroll, »… muß ein kolossales Gewicht haben! Die Schlepperei hätten sie sich sparen können, wenn sie es so gemacht hätten, wie ich mir das vorstelle: Die Truppe wird in einer hölzernen Ziege eingeschmuggelt, und wenn man das Ganze auf Räder montiert, dann nimmt einem der Feind auch noch die Schlepparbeit ab. Eins muß ich allerdings zugeben: Das Katapult, mit dem sie dieses Ding über die Mauer gefeuert haben, würd ich wirklich gern sehen!«
    Schikaneder wurde schwummerig im Kopf, als er sich Sinn und Zweck dieses Spektakels auszumalen versuchte. Da stand ein dreißig Meter großer Steintroll, in dem die Vorhut einer feindlichen Armee steckte, die (immer vorausgesetzt, sie hatte diesen gewaltsamen Einfall in das cranachische Territorium unbeschadet überstanden) zu nachtschlafender Zeit, im Schutze der Dunkelheit herausschleichen, die Wachen am Tor umbringen und so dem Rest der Truppe Zugang verschaffen sollte. Unter taktischen Gesichtspunkten betrachtet, hatte das Ganze durchaus etwas für sich. Von Esprit, Eleganz oder Gefühl für Stil konnte allerdings keine Rede sein. Von Idiotie schon eher.
    Aber wenn schon: Feind war Feind. Es war etwas anderes, das Schikaneder keine Ruhe ließ.
    »Kommandant? Verzeiht, wenn es Euch möglich ist, meine Unwissenheit …«
    »Mmmm?« Kommandant Schyrling suchte die Umrißlinien der Statue nach Öffnungen und Ausstiegsmöglichkeiten ab.
    »Ich habe, wie es meine Pflicht ist, den aktuellen Stand unserer Beziehungen mit den umliegenden Königreichen eingehend studiert und gürte nun, da ich wieder einmal einen Triumph der Schwarzen Garde vor mir sehe, meine Lenden mit Tapferkeit, Mut und … äh, nun ja … eben auch einem gerüttelt Maß nicht unerheblicher Verwirrung, Kommandant!«
    »Es schickt sich nicht, mit wirren Lenden in den Kampf zu ziehen, Schikaneder! Woher diese Konfusion?«
    Sollte es sich bei dieser Bemerkung um die Erprobung einer neuartigen Ausdrucksweise gehandelt haben, mit der sich beißender Sarkasmus unter einer Schicht aus picksüßem, mit einem Schuß Säure versetztem Zuckerguß mitteilen läßt, dann durfte Schyrling, der diesen Redestil erst vor kurzem erlernt hatte, zufrieden sein: die Sache funktionierte ausgezeichnet. Schikaneder trat einen kleinen Schritt zurück, beobachtete vorsichtig, ob sich die Hände des Kommandanten in Richtung Waffe bewegten, und stellte dann die schüchterne Frage: »Von wem werden wir eigentlich überfallen?«
    »Aah! Kluge Frage, Schikaneder! Sehr scharfsinnig! Eine Frage, die die bevorstehende Auseinandersetzung ganz besonders interessant

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