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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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über das vermeintliche Geschenk lächelnd, zu mir auf. Hinter ihrem Rü cken zwinkerte Lacey mir zu, und ich hob kaum merk lich die Schultern. Philia hatte die Schrifttafel zu anderen auf einen gefährlich schiefen Stapel gelegt und schenkte mir wieder ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Allerdings veränderte sich ihre anfangs noch freundliche Miene, als sie sich wieder an den Groll erinnerte, den sie gegen mich hegte. Sie runzelte die Brauen über ihren haselnussbraunen Augen, und ihr klei ner Mund be kam einen energischen Zug. Die Wirkung ihres strafenden Blicks wurde dadurch beeinträchtigt, dass sie mir inzwischen nur noch bis zur Schulter reichte und dass sich überdies zwei dürre Efeublätter in ihr Haar verirrt hatten. »Vergebung«, sagte ich und pflückte die Blätter kühn aus ihren widerspenstigen dunklen Locken. Sie nahm mir die Blätter aus der Hand, als wären sie wichtig, und legte sie auf den Stapel mit Schrifttafeln. »Wo hast du gesteckt, die ganze lange Zeit, während du hier gebraucht wurdest?«, verlangte sie zu wissen. »Die Braut deines Onkels ist vor Monaten hier eingetroffen. Du hast die große Hochzeit verpasst, das Feiern und das Tanzen und die glanzvolle Schar der Fürsten, Grafen und Herzöge aus allen Teilen des Landes. Hier bin ich und verwende all mei ne Kräfte darauf, dass man dich wie den Sohn ei nes Prinzen be handelt, und was machst du? Drückst dich vor sämtlichen gesellschaftlichen Verpflichtungen. Und als du dann endlich nach Hause kommst, hältst du es nicht einmal für nötig, mich zu besuchen, sondern treibst dich überall in der Burg herum, wo jeder außer mir mit dir sprechen kann, und klei dest dich wie ein zerlumpter Kesselflicker. Und was ist dir nur in den Sinn gekommen, dein Haar so zu verschandeln?« Meines Vaters Gemahlin, einst so entsetzt über das
unvermutete Auftauchen eines Bastards, den ihr Gatte vor der gemeinsamen Ehe gezeugt hatte, war von der kategorischen Ablehnung mir gegenüber dazu übergegangen, mich ebenso kategorisch zu ei nem jungen Edel mann erziehen zu wollen. Manchmal war das schwerer zu ertragen, als wenn sie meine Existenz schlicht geleugnet hätte. Jetzt sagte sie anklagend: »Ist dir nicht der Gedanke gekommen, du könntest hier bei Hofe Pflich ten haben, die wichtiger sind, als mit Burrich herumzuvagabundieren und Pferde zu begutachten?«
    »Es tut mir leid, Mylady.« Meine Erfahrungen hatten mich gelehrt, nie mit Philia zu streiten. Prinz Chivalric war von ihren Allüren entzückt gewesen, mich trieben sie auch an ei nem guten Tag zum Wahnsinn. Heute fühlte ich mich regelrecht davon überwältigt. »Eine Zeitlang war ich krank und nicht wohl genug, um zu reisen. Als es mir besser ging, verzögerte das Wetter unseren Aufbruch. Es tut mir leid, dass ich die Hochzeit verpasst habe.«
    »Das war alles? Das war der einzige Grund für deine verspätete Rückkehr?« Sie stellte die Frage in scharfem Ton, als vermutete sie in meiner Antwort irgendeine abscheuliche Hinterlist.
    »Allerdings«, bestätigte ich ernst. »Aber ich habe an Euch gedacht. In meinen Satteltaschen habe ich etwas für Euch. Sie sind noch unten im Stall, aber morgen werde ich hingehen und sie holen.«
    »Was ist es?«, forschte sie nach, neugierig wie ein Kind.
    Ich holte tief Atem und wünschte mir verzweifelt, woanders zu sein - nämlich in meinem Bett. »Eine Art Herbarium. Ein einfaches, denn Herbarien sind empfindlich und eins von den komplizierteren hätte die Rei se nicht über standen. Die Chyurda verwenden keine Schrifttafeln oder Pergamente in der Kräuterkunde, wie wir es tun. Was ich Euch mitgebracht habe, ist ein einfacher Holzkasten. Wenn man ihn öffnet, findet man darin kleine
Wachsmodelle der einzelnen Kräuter, entsprechend eingefärbt und mit dem jeweiligen Aroma versehen, damit man sie sich leichter einprägen kann. Die Beschriftung ist natürlich in Chyurda, aber trotzdem dachte ich, es würde Euch gefallen.«
    »Es hört sich interessant an.« Ihre Augen leuchteten. »Ich freue mich darauf, es zu sehen.«
    »Soll ich ihm einen Stuhl bringen, Mylady? Er sieht ganz danach aus, als wäre er krank gewesen«, meldete sich Lacey zu Wort.
    »Oh, natürlich, Lacey. Setz dich, Junge. Erzähl mir, was war das für eine Krankheit?«
    »Ich habe etwas gegessen, eins von den fremden Kräutern, und das ist mir nicht be kommen.« Und das war in gewissem Sinne die Wahrheit. Lacey brachte einen zierlichen Stuhl, und ich ließ mich dankbar darauf nieder. Es fiel mir im

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