Flammen der Rache
gegen Rudy aussagen, weißt du noch? Er hat sie ermordet. Es gab Beweise, aber diese korrupten Bullen haben sie manipuliert.«
Rosa tat das Thema Rudy mit einem Winken ihrer pummeligen Hand ab. »Sicher, Rudy hat den Kopf hingehalten. Aber er war es nicht, der den Mord an Magda befohlen hat. Rudy war nichts weiter als ein verblödeter
scagnozzo
. Was glaubst du, warum deine Mutter sich überhaupt mit diesem Abschaum eingelassen hat, Junge? Meine Magda, die jeden Mann hätte haben können? Meinst du, sie hat sich mit diesem Penner zusammengetan, weil er gut für ihre Gesundheit war?«
Nein, das wohl kaum. Bruno dachte an die Blutergüsse, die Veilchen.
»Sie hat es für dich getan«, fuhr Rosa fort. »Magda hat Rudy benutzt, um an Informationen zu gelangen.«
Bruno schüttelte den Kopf. Der Gedanke verursachte ihm Übelkeit, und er fühlte sich schuldig. Er hielt den Brief hoch. »Warum hat Tony den hier nicht verwendet? Warum hat er ihnen den Brief nicht in den Arsch gerammt?«
»Er hat versucht, dich am Leben zu erhalten«, sagte sie schlicht. »Natürlich hätte er ihren miesen Laden aufgemischt, wenn er den Brief abgeschickt hätte. Aber sie hätten ihn umgebracht, und dich wahrscheinlich auch. Tony hat deine Mutter sehr gern gehabt, doch sie war tot, und er musste dich beschützen. Du darfst Tony keine Schuld geben. Er hat sein Bestes versucht.«
»Du hättest es mir sagen sollen.«
»Du hattest auch so schon genügend Probleme. Was hätte es für einen Sinn gehabt, es dir zu erzählen?
»All diese vielen Jahre dachte ich, dass der Mörder meiner Mutter tot und die Sache überstanden wäre. Aber so ist es nicht. Und das ist alles andere als gut.«
»Das ist wahr. Aber was hättest du unternehmen können, wenn du es gewusst hättest?«
Bruno starrte auf den Brief. »Ich hätte diesen Scheißkerl ausfindig gemacht und ihn zu Brei geschlagen.«
»Siehst du?«, sagte Rosa triumphierend. »Darum haben wir dir nichts davon erzählt, Schätzchen. Genau das war der Grund.«
Bruno schaute sie verständnislos an. »Wie meinst du das?«
Rosa schnaubte ungeduldig. »Denk doch mal nach. Wir wollten nicht, dass du dich in eine neue Rachefehde mit diesen Mistkerlen verwickelst. Du hattest dich endlich gefangen, warst darüber hinweg. Dann hast du diese Firma mit Kev gegründet. Du verdientest viel Geld und hattest dir eine hübsche Wohnung zugelegt. Dein Leben lief gut. Wozu das wegwerfen? Für was? Die Vergangenheit zählt nicht mehr. Was vorbei ist, ist vorbei.«
»Aber es ist nicht vorbei«, widersprach er vehement. »Es ist noch lange nicht vorbei.« Er hob den Kopf, als ihm plötzlich die gespannte Aufmerksamkeit der vielen Menschen im Zimmer bewusst wurde. Ein halbes Dutzend Augenpaare wich seinem Blick aus.
Neue Wut kochte in ihm hoch. »Das ist eine tolle Art herauszufinden, dass mein Leben auf einer Lüge basiert. Als Hauptattraktion in einer Unterhaltungsshow, zur Belustigung der Massen.«
Rosa schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Sei nicht albern. Die Leute hier gehören zur Familie.«
»Zu Kevs Familie, Tante Rosa«, erinnerte er sie. »Nicht zu meiner.«
Die Stille wurde bleischwer. Dann ergriff Sean das Wort. »Du läufst schon wieder komisch mit diesem Stock im Arsch, Kumpel.«
»Leck mich«, zischte Bruno durch die Zähne.
»Familie sind die Menschen, die übrig bleiben, wenn alle anderen deine Scheiße satthaben«, sagte Tam. »Ich bin gespannt, wen du am Ende noch hast, Bruno.«
Er wollte gerade zu einer groben Retourkutsche ansetzen, aber Rosa bemerkte es und fuhr ihm über den Mund. »
Stai zitto, idiota
«, fauchte sie. »Kev würde sich in Grund und Boden für dich schämen!«
Er riss sich am Riemen, auch wenn es ihn einige Mühe kostete. Sein Gesicht fühlte sich heiß an, sein Kiefer war verkrampft.
»Nun, ich habe mir überlegt, wie wir weiter vorgehen werden«, verkündete Rosa. »Ich werde eine kleine Unterhaltung mit Don Gaetano und mit Michael führen, da Tony nicht mehr da ist, um das zu übernehmen.«
»Nein, das tust du nicht«, widersprach Bruno prompt. »Ich werde mit ihnen sprechen.«
»Auf keinen Fall. Gaetano wird dich nicht einmal empfangen. Er wird dich einfach von seinen Gorillas in den Fluss werfen lassen. Ich bin die Einzige, die Einfluss auf ihn hat. Er fühlt sich immer noch schuldig. Er kann mir nicht in die Augen sehen, dieser verkommene, alte Hund.
Brutto maiale
.«
»Wegen meiner Mutter?«
»Nein. Weil er mich eigentlich hätte heiraten
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