Flammen der Rache
drohend aufragende, schwarz gewandete Gestalt, wie ein uralter mythischer Vorbote von Tod und Verhängnis.
Bruno blinzelte. Der Schemen verwandelte sich zurück in ein Muster aus abgeblocktem Licht.
Allmächtiger, was hatte das zu bedeuten?
Er fühlte sich ruhelos, fahrig, völlig verängstigt. Trotzdem konnte er zu diesem Mädchen ebenso wenig Nein sagen, wie er aufhören konnte zu atmen.
7
Bruno schaltete das Licht gerade noch rechtzeitig aus, bevor dicke Tränen über ihre Wangen zu kullern begannen. Verdammt. Ihr Make-up war wegen des dunklen Lidstrichs und der vielen Wimperntusche nicht zum Weinen geeignet. Ihr dramatischer Femme-fatale-Look würde sich im Handumdrehen in ein verlaufenes Waschbärengesicht verwandeln. Eine Femme fatale heulte nicht.
Lily schniefte, drängte die Tränen zurück und nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie fröstelte, und ihre Brustwarzen traten deutlich hervor. Das Zimmer war düster, nur das Halogenheizgerät spendete ein sanftes Licht, das vor dem Schleier ihrer Tränen flimmerte und flackerte. Mit wackligen Schritten ging sie auf Bruno zu, dann blieb sie kurz stehen, um sich die Stöckelschuhe von den Füßen zu treten. Es tat ihr leid um die verlorene Größe, die sie bei diesem Mann gut hätte gebrauchen können, aber sie war es nicht wert, einen Sturz zu riskieren.
Bestimmt schmeichelte das Schimmern des Heizgeräts ihrer hellen Haut, darum warf sie die Haare zurück und zerrte sich das schwarze Spitzentop über den Kopf. Sie straffte die Schultern, bog den Rücken durch, zog den Bauch ein und streckte die Brüste vor. Eine gute Körperhaltung bewirkte Wunder, wenn man die Oberweite zur Geltung bringen wollte.
Seine Augen funkelten. Plötzlich schien es fast heiß im Zimmer zu sein.
Lily hielt die Augen weit geöffnet, in der Hoffnung, dass ihre Tränen verdunsteten. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie hatte diese Sache begonnen und würde sie zu Ende bringen. Sie kämpfte mit dem Reißverschluss des Jeansrocks und zog ihn schließlich auf. Der Rock landete ungraziös und mit klimpernden Nieten auf dem Boden. Sie trug jetzt nur noch ihren schwarzen Spitzentanga und die halterlosen Strümpfe mit den Gummibündchen, die sie theoretisch ohne Strapse oben halten sollten, was aber nie wirklich funktionierte. Sie hoffte, dass die Risse und Laufmaschen den liederlichen Femme-fatale-Effekt verstärkten. Es war nicht bloß ein Look, sondern sie konnte sich keine neuen leisten.
Bruno kam einen Schritt näher. Ihre Lungen blockierten. Es drang keine Luft hinein oder heraus.
»Ich sollte duschen«, sagte er. »Ich rieche nach Bratfett.«
»Nein, das tust du nicht. Du duftest nach Kaffee. Und nach Spülmittel.«
»Nach Spülmittel?« Er wirkte verlegen. »Wow. Wie verführerisch.«
»Ja, das ist es«, bestätigte sie. Und das war es.
Er war nahe genug, um sie zu berühren, doch er hatte keine Eile, sondern umhüllte sie einfach nur mit seiner Körperwärme, die für sich allein schon eine zärtliche Liebkosung war. Als er die Hände auf ihre Schultern legte, schnappte sie nach Luft. Sie waren so warm. Wie konnten sie bei dieser Kälte so warm sein? Es war eine durchdringende, kribbelnde, Funken sprühende Wärme. Sie drang in ihren Körper ein und bahnte sich ihren Weg durch sie hindurch wie flüssiger Honig.
Lily hatte gerade begonnen, sich zu entspannen, als er vor ihr auf die Knie sank. Von plötzlicher Panik erfasst, verkrampfte sie sich wieder. Sein heißer Atem kitzelte ihren Bauchnabel. Seine Hände umfassten ihre Hüften.
»Was tust du da?« Ihre Stimme klang schrill.
Er hakte beide kleinen Finger unter ihren Slip und zog daran. »Das.«
Ach so.
Das
. Als hätte sie nicht gebeten, gebettelt und befohlen, dass er endlich zur Sache kam. Und jetzt führte sie sich wie ein naives, zimperliches Mädchen auf.
Sie zitterte, als er das Höschen nach unten schob. Es blieb hängen, eingeklemmt zwischen ihren verkrampften, zitternden Schenkeln.
»Fühlst du dich wirklich gut dabei?« Er zupfte probeweise an ihrem Slip.
Eine Welle irrationalen Ärgers schwappte über sie hinweg. Gut? Was bedeutete dieses Wort überhaupt? Als ob in ihrem vermurksten Leben je wieder irgendetwas gut sein würde. Doch das war nicht Brunos Schuld. Nichts davon.
Und sie würde sterben, wenn er aufhörte. »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte sie.
»Dann entspann dich«, sagte er sanft.
Als ob das so einfach wäre. Er streichelte ihre Schenkel langsam und beruhigend. Sie stützte sich an
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