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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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daliegenden Leichen. »Das nennst du gut?«
    »Nein! Das doch nicht! Ich rede von dir!«, brüllte er. »Ich hätte es wissen müssen. Du bist eine verfluchte Irre!«
    Lily ballte ihre blutigen Hände zu zitternden Fäusten. Ihr Haar war eine vom Wind zerzauste Löwenmähne, ihr Augen-Make-up war mit den Tränen bis zu ihrem Kinn geflossen. Sie war ein Furcht erregender Anblick und dabei so wunderschön, dass sie hell wie ein Flutlicht strahlte.
    »Ich bin nicht irre.« Sie artikulierte die Worte sorgfältig und überdeutlich, als würde sie durch ihre Präzision und Selbstbeherrschung ihren Wahrheitsanspruch belegen. »Ich bin nur ein Pechvogel, könnte man vielleicht sagen. Ich bin seit etwa sechs Wochen auf der Flucht. Vor, nun ja …« Sie zeigte auf die Leichen. »… vor denen da.«
    Bruno kämpfte sich auf die Füße. »Ich verstehe«, sagte er, obwohl er es nicht tat.
    »Der Kerl dort drüben …« Sie deutete auf den Mann, dem er das Genick gebrochen hatte. »Er hat in New York versucht, mich zu erstechen.« Sie zog ihren Ärmel hoch und zeigte ihm eine Narbe, die sich grausam über ihren Unterarm schlängelte.
    »Und seither läufst du vor ihnen weg?«
    Sie schluckte, bekam kein Wort raus. Sie beließ es bei einem Nicken.
    Bruno presste sich die Hand an die Stirn und fühlte, wie Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll. »Und dir ist nicht in den Sinn gekommen, mich zu warnen, dass ein Team von Auftragsmördern hinter dir her ist? Ich meine, einfach nur als Geste der Höflichkeit?«
    »So viel zum Thema Stimmungstöter. ›Der Bananencremekuchen schmeckt lecker. Ach, ehe ich es vergesse, ich bin gerade auf der Flucht vor einem Rudel kaltblütiger Mörder.‹ Doch, klingt nach einer guten Methode, um mit einem Mann Kontakt zu knüpfen.«
    »Um mit einem Mann Kontakt zu knüpfen?« Allmählich riss ihm der Geduldsfaden. »Bist du wirklich real? Wenn man gerade um sein Leben rennt, ist das nicht gerade der richtige Zeitpunkt, um fremde Männer aufzureißen und ihnen das Hirn rauszuvögeln! Oder ist das einfach nur deine Art, mit Stress fertigzuwerden?«
    »Nein!« Lily presste die Hand auf den Mund. »Es ging mir nicht darum, irgendeinen Mann aufzureißen. Es ging mir darum, dich aufzureißen. Speziell dich.«
    Auf der Suche nach einer Verbindung, einer Erklärung ließ Bruno jeden Moment, den sie zusammen verbracht hatten, vor seinem geistigen Auge Revue passieren.
    »Lily«, sagte er, »kenne ich dich?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber wir haben etwas gemeinsam.«
    »Ach ja? Nämlich?«
    Sie gestikulierte zu den Leichen. »Die da. Zum einen.«
    Bruno knirschte mit den Zähnen. »Ich werde dir etwas über mich verraten. Ich bin ein anständiger Mensch. Ich verdiene mein Geld auf ehrliche Weise. Ich zahle pünktlich meine Steuern und spende Geld an Obdachlosenheime, Suppenküchen und den World Wildlife Fund. Ich lüge nicht, ich stehle nicht, ich betrüge nicht. Warum auch immer diese Kerle derart angepisst waren, es hatte nichts mit mir zu tun!«
    »Aber ich … aber sie …«
    »Ich mag solche Scheiße nicht!«, explodierte er. »Ich schätze es nicht, mit Fausthieben oder Fußtritten oder Schlagstöcken traktiert zu werden! Das vermiest mir gewaltig die Laune! Und ich stehe auch nicht darauf, vor sechs Uhr morgens Menschen zu töten, selbst wenn es sich um Auftragskiller handelt! Ich gebe mir bewusst sehr viel Mühe, mich von solchem Mist fernzuhalten! Verstehst du mich?«
    »Schrei nicht so. Bitte!« Sie schaute sich nervös um.
    »Nenn mir einen vernünftigen Grund, warum ich das nicht tun sollte, Lily. Weil ich nämlich überhaupt nichts mehr verstehe, und du bist mir keine große Hilfe!«
    »Ich denke …« Ihre Stimme wurde leise. »Ich denke, es hängt mit deiner Mutter zusammen.«
    Alles Blut strömte schlagartig aus Brunos Kopf.
    Die Welt um ihn herum dehnte sich zu einer riesigen, leeren Wüste aus. Einer windgepeitschten Ödnis. Lily stand mit verzweifeltem Blick vor ihm, und ihre Lippen bewegten sich, aber er konnte sie nicht hören. Da war nur dieser eisige, tosende Wind. Das Hämmern seines Herzens tat an seinen Rippen weh.
    Da war er wieder, dieser vertraute, verhasste Schmerz. So intakt und frisch wie in den schlechten alten Tagen. Als wäre er nie weg gewesen, sondern hätte sich nur im Dunkeln versteckt und auf seine Chance gewartet, um von Neuem zuzuschlagen.
    Sie fasste nach seinem Handgelenk, und die merkwürdige Blase um ihn herum zerplatzte. »… mir zuhören. Mein Vater war

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