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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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er
nicht aufwacht, und habe in die Küche gesehen. Ich war sicher, dass ich meine
Schwester dort vorfinden würde.«
    Â»Aber sie war nicht in der Küche?«
    Â»Nein, und im Schlafzimmer auch nicht. Ihr Bett war unberührt.«
    Â»Daraufhin haben Sie mich angerufen?«
    Geraldine antwortete mit einem Nicken.
    Â»Sie haben also einen Schlüssel für die Wohnung Ihrer Schwester?«,
fragte Sören.
    Â»Für die Wohnung von Jannes Pedersen, in der meine Schwester lebt«,
korrigierte Geraldine.
    Aber Sören beachtete ihren Einwand nicht. »Und es ist üblich, dass
Sie die Wohnung betreten, ohne zu klingeln?«
    Â»Ja.«
    Erik öffnete seinen Mantel, ihm wurde warm. »Weiß Herr Pedersen,
dass wir ihn sprechen wollen?«
    Geraldine nickte. »Ich habe ihm vor ein paar Minuten gesagt, dass
Sie gestern da waren und heute wiederkommen wollen.« Sie stieß sich von der
Theke ab, ging aufs Schaufenster zu und drehte sich dort um. »Und was ist mit
meiner Schwester?«
    Erik zögerte. »Ein Erwachsener hat das Recht, frei über seinen
Aufenthaltsort zu bestimmen.«
    Â»Und wenn ihr etwas zugestoßen ist?«
    Â»Wie kommen Sie darauf?« Erik beachtete Geraldines Erregung nicht.
»Ihre Schwester ist erwachsen. Sie kann sich entschlossen haben, die Nacht
woanders zu verbringen.«
    Â»Das würde sie niemals tun! Schon deswegen nicht, weil sie Angst vor
Jannes hat. Wie der reagieren würde, wenn Yvonne ihm Hörner aufsetzt …« Was sie
befürchtete, kam ihr anscheinend nicht über die Lippen. »Dann könnte sie ihn
auch gleich verlassen.«
    Â»Vielleicht hat sie ja genau das getan«, meinte Erik, ohne wirklich
daran zu glauben. »Vielleicht hat sie heute Nacht ihre Sachen gepackt und ist
ausgezogen. Wäre doch möglich.«
    Geraldine sah aus, als wollte sie sich an die Stirn tippen. »Sie
meinen, Yvonne hat es so gemacht wie Jannes’ Frau? Heimlich verschwinden, damit
es keine Auseinandersetzungen gibt?«
    Erik antwortete nicht. Er hatte vollauf damit zu tun, ihren
wachsamen Gesichtsausdruck zu deuten, diese schneidende Frage, die in ihren
großen, runden Augen stand. Warum war sie auf der Baustelle gewesen? Wusste sie
von dem Gerippe, auf das man in List gestoßen war? Ahnte sie, dass Elske Pedersens
Schicksal dahintersteckte? Oder wusste sie es sogar?
    Sie griff zum Telefon, drückte eine einzige Taste und sagte in den
Hörer: »Bist du endlich fertig, Jannes? Dann komm rüber. Die Polizei wartet
hier auf dich.«
    Erik machte eine ablehnende Bewegung, aber es war zu spät. Geraldine
legte den Hörer bereits wieder auf.
    Doch sie schien seine Abwehr bemerkt zu haben. »Sie wollen doch mit
Jannes sprechen, oder?«
    Erik nickte. Er wollte allerdings nicht im Modeatelier mit ihm
reden, in dem Carolin arbeitete und in dem seine Schwiegermutter jeden
Augenblick auftauchen konnte.
    Â»Sie haben gestern Abend gesagt, es ginge nur um eine
Zeugenaussage.« Geraldine sah Erik aufmerksam an. »Stimmt das etwa nicht?«
    Nun machte sich wieder die Müdigkeit in ihr breit. Die
Beine wurden ihr schwer und die Lider ebenfalls. Hatte die kalte, klare Luft
sie anfangs noch belebt, so fiel ihr jetzt das Treten schwer, und den Kampf
gegen den Wind, der nie Ruhe gab, hätte sie am liebsten verloren gegeben. Aber
was dann? Den Daumen ausstrecken und einen freundlichen Autofahrer bitten, sie
zum Süder Wung zu fahren? Oder an den Straßenrand setzen und ausruhen? Nein,
völlig undenkbar bei dieser Kälte.
    Mamma Carlotta entschied sich fürs Absteigen. Vielleicht half es
ihr, wenn sie während der nächsten paar Hundert Meter das Fahrrad schob und ihre
Kräfte schonte.
    Dino hatte früher oft prophezeit, mit ihrer Neugier würde es noch
ein böses Ende nehmen. Sie hatte sich dann stets damit verteidigt, dass
neugierige Menschen mehr erfahren und am Ende klüger sind als andere. Jetzt
allerdings war sie geneigt, Dino recht zu geben.
    Wenn sie nicht so schrecklich gern wüsste, wie Jannes Pedersen auf
die Ermordung seiner Frau reagierte und wo Yvonne Perrette die Nacht verbracht
hatte, könnte sie jetzt bequem auf dem Sofa liegen und den verlorenen Schlaf
nachholen. Und noch besser würde sie sich natürlich fühlen, wenn sie in der
vergangenen Nacht nicht so schrecklich gern erfahren hätte, was in Käptens
Kajüte vorging. Dann wäre sie tatsächlich gegen

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