Flammenbrut
hinzu. «Es sei denn, ihr beide habt andere Pläne?»
Kate versuchte, nicht allzu ausweichend zu klingen. «Ich nicht. Aber was Alex vorhat, weiß ich nicht.»
«Will er zu seinen Eltern fahren?»
«Vielleicht. Ich weiß es nicht.»
|178| «Du
weißt
es nicht? Hast du ihn nicht gefragt?»
«Ähm … nein, noch nicht.»
«Noch nicht? Meinst du nicht, dass es langsam Zeit wird?»
Kate zuckte die Achseln, konnte Lucy aber nicht in die Augen sehen. «Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen. Außerdem nehme
ich an, dass er sowieso eigene Pläne hat.»
«Und ich nehme an, dass er genau dasselbe denkt, was dich betrifft. Mein Gott, ihr beide seid einer so schlimm wie der andere!»
Lucy ging mit verärgerter Miene zum Telefon. «Na schön, wie lautet noch seine Telefonnummer? Wenn du ihn nicht fragst, tue
ich es!»
«Untersteh dich!»
Lucy lächelte. Sie hatte bereits den Hörer abgenommen.
Kate warf die Hände hoch. «Na schön, na schön! Ich frage ihn.»
«Jetzt?» Lucy hielt ihr den Hörer hin.
«Morgen», sagte Kate entschieden.
Sie redete sich ein, dass es lächerlich war, deswegen nervös zu sein, aber als sie sich am nächsten Abend darauf vorbereitete,
das Thema anzuschneiden, half ihr das überhaupt nichts. Die Theaterbar, in der sie sich getroffen hatten, war mit grellen
grünen und roten Christbaumkugeln und Lametta geschmückt. Weihnachten konnte man nicht entrinnen, wie viel Mühe man sich auch
gab.
«Fährst du über Weihnachten nach Cornwall?», fragte Kate schließlich und gab damit jeglichen Versuch auf, die Sache etwas
subtiler anzugehen.
«Nach Cornwall?»
«Zu deinen Eltern.»
«Oh! Oh … ja, wahrscheinlich schon.» Er lächelte sie ohne große Begeisterung an. «Ich muss den Truthahn tranchieren |179| und mir die Ansprache der Königin anhören und so weiter.» Er hielt inne. «Und was ist mit dir?»
Kate zuckte die Achseln und versuchte möglichst unbefangen zu klingen. «Lucy und Jack haben mich eingeladen. Sie wollten wissen,
ob du wohl Lust hast, auch mitzukommen, falls du nichts anderes vorhättest. Aber ich habe ihnen schon gesagt, dass du wahrscheinlich
eigene Pläne hast.»
«Am ersten Weihnachtstag?» Er klang überrascht.
«Ja, aber das macht nichts. Wir haben uns schon gedacht, dass du Weihnachten bei deiner Familie verbringen wirst.»
Die Glocke kündigte den Beginn des nächsten Akts an. Kate trank ihr Glas aus. «Wir gehen wohl besser wieder rein», sagte sie
und führte ihre plötzliche Lustlosigkeit auf die erbärmliche Qualität des Stückes zurück.
Zwei Tage später rief Alex an.
«Sieht so aus, als hätte man mich versetzt», sagte er zu ihr. «Meine Mutter hat mich gestern Abend angerufen und gefragt,
ob es mir etwas ausmachen würde, wenn sie dieses Jahr verreisen. Ein Last-Minute-Angebot von Freunden in Spanien.»
Sie zwang sich zu einem neutralen Tonfall. «Und was wirst du jetzt machen?»
«Ach … ich weiß nicht. Wahrscheinlich mache ich mir einfach einen ruhigen Abend.»
Kate konnte Lucys Drängen förmlich hören:
Um Himmels willen, frag ihn doch einfach!
«Die Einladung von Jack und Lucy steht noch», sagte sie und versuchte, möglichst lässig zu klingen. «Ich weiß, sie würden
sich freuen, dich zu sehen.»
Am Weihnachtsmorgen stand eine klare Wintersonne am Himmel, die sich nach Kräften mühte, den weißen Raureif auf den Pflastersteinen
zu schmelzen. Das große Haus |180| war von Kochgerüchen und dem Duft von Glühwein erfüllt. Nat King Coles Gesang wetteiferte mit dem Fernseher, während Jack
ihre Mäntel entgegennahm und ihnen beiden ein dampfendes Glas in die Hand drückte. Alex hatte eine ganze Plastiktüte mit Geschenken
bei sich‚ und Emily und Angus fetzten übermütig das grelle Papier von ihren Päckchen. Die Orgie des Aufreißens schien sie
noch mehr zu interessieren als die Geschenke selbst, eine teure, aber einfallslose Puppe und ein Spielzeugauto, für das Angus
noch zu klein war. Jack bekam eine Flasche Whisky und Lucy ein Parfum von Chanel. Als sie das Fläschen sah, weiteten sich
ihre Augen.
«O mein Gott, also das nenne ich – wirklich ein Geschenk!»
Sie küsste Alex auf den Mund. Kate verspürte einen scharfen Stich von etwas, das beinahe Eifersucht hätte sein können, aber
dann kam Alex zu ihr.
«Frohe Weihnachten.»
Beinahe schüchtern reichte er ihr ein kleines Päckchen, und sie wünschte plötzlich, sie hätte ihm mehr gekauft als die Flasche
irischen
Weitere Kostenlose Bücher