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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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120 Zentimeter langen Rumpf, der so leicht war, dass ein Mann ihn unter Terraschwerkraft heben konnte, befanden sich ein aufs absolut Notwendigste vereinfachter Hyperantrieb und ein Gravtriebwerk, dazu Ortungsgeräte, ein Navigationscomputer, der den Kurier zu einem voreingestellten Ziel lenkte, ein Funkgerät, das ein Annäherungssignal abstrahlte, Batterien zur Energieversorgung und ein kleines Fach für die Nutzlast, die aus einem Dokument bestehen konnte, einem Datenträger oder schlicht allem, was hineinpasste.
    Demonstrativ gehorsam öffnete Flandry den Nutzlastraum eines Kuriers und trat zur Seite. Djana legte ihren Brief hinein und schloss die Klappe. Irumclaws Koordinaten waren zur einfachen Orientierung in Schablonenschrift aufgesprüht. Sie beobachtete, wie Flandry die Kontrollknöpfe drehte. Er schob den Kurier nach vorn auf die Startschiene. Dann hielt er inne und sagte: »Ich möchte einen Start mit sechzigsekündiger Verzögerung programmieren, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Warum?«
    »Damit wir wieder ins Cockpit gehen und zusehen können, wie er startet. Um sicherzugehen, verstehst du?«
    »Hm, leuchtet mir ein.« Djana hob die Waffe. »Ich werde dich in Schach halten, bis der Kurier die Atmosphäre verlassen hat, verstanden?«
    »Logisch. Wie wär’s mit ein bisschen Entspannung danach?«
    »Sei ruhig!«
    Flandry richtete den Mechanismus ein und ging mit Djana nach vorn. Sie starrten hinaus.
    Ihnen bot sich ein trostloser Anblick: Die Jake lag dicht am Ringwall des Kraters, der sich steil in die Höhe reckte, bis sein Rand drei Kilometer über ihnen mit Reißzähnen in den Himmel biss. Der Wall selbst erstreckte sich, einer steinernen Palisade ähnlich, so weit in beide Richtungen, dass er hinter dem nahen Horizont verschwand, bevor die gegenüberliegende Seite sichtbar wurde. Der dunkle Fels zeigte Adern aus Weiß, das auch den Boden bedeckte: festes Kohlendioxid und Ammoniakschnee, der zu sublimieren begann, denn Wielands sechzehn Terratage währende Sonnenzeit brach heran; Nebel wallte und dampfte und offenbarte den bläulichen Schimmer von ewig gefrorenem Wassereis.
    Der Himmel über ihnen war tief violett, fast schwarz. Sterne glitzerten matt fast am ganzen Firmament, denn zu dieser frühen Stunde stieg Mimirs grimmige Scheibe dort kaum über den Ringwall, wo er hinter der Krümmung der Welt verschwand. Regin zeigte eine halbe trübe Scheibe, von komplizierten Wolkenmustern bedeckt, und eine halbe, die wie brünierter Stahl glänzte.
    Das Heulen des Windes drang selbst durch die dicke Außenhaut der Jake.
    Hinter Flandry sagte Djana mit unerwarteter Wehmut: »Wenn der Kurier fort ist, hältst du mich dann fest, Nicky? Bist du dann gut zu mir?«
    Er antwortete nicht sofort. Seine Schulter- und Bauchmuskeln schmerzten vor Anspannung.
    Der Torpedo verließ sein Rohr. Einen Augenblick lang schwebte er über dem Boot, während das stumpfsinnige Pseudogehirn darin erkannte, dass es sich auf einem soliden Himmelskörper befand, und den Weg nach oben suchte. Dann stieg er auf. Sobald er die Atmosphäre verlassen hatte, würde er nach kosmischen Leuchtfeuern wie Beteigeuze suchen und einen Kurs nach Irumclaw anlegen.
    Außer – jawohl! Djana jaulte auf. Flandry jubelte.
    Der Funke weit über ihnen hatte zugeschlagen. Als ein einziger Punkt aus Glitzerwerk torkelten die vereinigten Maschinen über den Himmel.
    Flandry ging an den Bildschirm und stellte die Vergrößerung ein. Der Torpedo wurde durch nichts geschützt als eine pergamentdünne Aluminiumhaut, die der Flieger mit dem Schnabel rasch aufgehackt hatte, während er sich darin verkrallte. Der Kurier besaß zwar hinreichend Energie, um den Angreifer abzuschütteln, aber nicht den nötigen Scharfsinn. Außerdem wäre er dabei ohnedies unter der Belastung zerbrochen. Er stieg weiter auf, kam aber nicht weit, bevor ein lebenswichtiger Schaltkreis unterbrochen wurde. Das war das Ende des Kuriers. Die Krallen ließen ihn los, und er stürzte der Vernichtung entgegen.
    »Dachte ich’s mir doch, dass es so kommen würde«, murmelte Flandry.
    Der Flieger kehrte an seinen Posten zurück. Unverzüglich schlossen sich ihm drei weitere an. »Sie müssen unseren Boten geortet haben oder gerufen worden sein«, sagte Flandry. »Es hat wohl keinen Zweck, es mit einem weiteren Start zu versuchen. Wir brauchen ihre Batterien für wichtigere Dinge.«
    Djana, die wie betäubt dastand, legte die Waffe weg und brach weinend in seinen Armen zusammen. Er strich

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