Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
mit dessen Hilfe sie zu Gangolf gelangen konnte. Zu Gangolf, den sogar Johann fürchten würde.
Ich bin Mattis einen Schritt näher , stellte sie bewusst fest. Es wird alles gut werden .
„Kommst du jetzt – ich meine ...“ Heinrich hustete. Und bekam zu allem Überfluss auch noch hektische rote Flecken im Gesicht.
Der Arme! Er war ja auch noch sehr jung, fast ein Knabe. Wahrscheinlich schlicht nicht gewöhnt, mit Frauen umzugehen. Und hatte er am Ende auch Angst vor ihr? Immerhin war sie mit der Frau zusammen gewesen, die ihn heute mit Pfefferspray außer Gefecht gesetzt hatte.
„Ja, ich komme jetzt“, wirbelte sie auf der Stelle herum und stapfte los, ohne sich darum zu kümmern, ob Johanns es ihr nachtat.
Seine Augen hingegen spürte sie ganz deutlich auf ihrem Rücken.
„Na, und du? Willst du nicht kommen?“, hörte sie noch Brigittes herausfordernde Stimme, an Johann gerichtet.
„Aber selbstverständlich komme ich.“
Gefolgt von einem hellen Aufkreischen. Johann kitzelte sie.
Mila schnaubte verächtlich und schritt rascher aus.
Biss in die Zeit
Gegenwart – September 2012
D er nächste Morgen zeigte sich von seiner unfreundlichsten Seite. Wind war aufgekommen, der das ruhige Herbstwetter weggepustet und Regenwolken gebracht hatte. Als Matthias die Hütte verließ, peitschten ihm die Tropfen fast waagrecht ins Gesicht.
Mit hochgezogenen Schultern, die Kapuze seiner wasserfesten Jacke über den Kopf gezogen, lief er auf den Wald zu, wo die Bäume misstrauenerregend ächzten. Er musste über heruntergefallene Äste steigen, einen umgestürzten Baum umrunden und war dankbar, den Wald schließlich hinter sich gelassen und die Höhle erreicht zu haben.
Er hatte es ja gewusst! Auch wenn sich draußen der Wind austobte, in der Höhle hatte sich nichts geändert. Das unterirdische Wasser rauschte, dann und wann plingte ein Tropfen auf ihn nieder. Ansonsten aber war alles ruhig. Alles war wie immer in den letzten Wochen. Dennoch probierte er es nochmals, schrie in der Eingangshalle, schrie auch in Höhle Nummer eins, kroch durch die Öffnung in Höhle zwei.
Wo es ihm sofort auffiel: Hier roch es anders. Schon noch nach Fledermauskot, darüber jedoch lag ein neuer Geruch. Irgendwie nach Rauch, aber gleichzeitig scharf. Unwillkürlich atmete er tief ein. Widerlich und gleichzeitig gut, süß und beißend. Eigenartig. Sehr eigenartig. Schnuppernd lief er in der Höhle herum, suchte nach der Quelle dieses eigentümlichen Geruchs.
Wuuusch. Direkt vor ihm züngelten Flammen auf, Feuerzungen ringelten auf ihn nieder.
Er schnellte zurück. Die Flammen schienen aus dem Nichts gekommen zu sein, zischten durch die Luft – und verschwanden.
Entsetzt starrte er auf die Stelle, die soeben noch hell gelodert hatte, jetzt aber, abseits des Taschenlampenlichts, in undurchdringliche Finsternis getaucht war. Gleichzeitig erreichte ihn eine heftige Woge des eigentümlichen Geruchs, machte ihn würgen, nach Luft schnappen, husten. Er krümmte sich. Der Strahl der Taschenlampe zitterte synchron mit seinen Bronchien, zuckte mal nach oben über die Höhlenwand, dann wieder nach unten. Erst als Matthias sich einigermaßen wieder im Griff hatte, richtete er den Lichtkegel auf die Stelle, wo ...
Eine Fledermaus?
Unsicher und sichtlich ohne Orientierung flatterte sie herum, direkt auf ihn zu.
Seine freie Hand schnellte nach vorn, wollte sie packen, fasste aber ins Leere. Dort, wo soeben noch lederne Flügel geschlagen hatten – war nichts mehr.
Fassungslos starrte er auf die Stelle. Erst Flammen, dann eine Fledermaus aus dem Nichts. Was war hier los?
Wie zur Antwort tauchte sie schon wieder auf. Näher bei ihm, erschien sie von einem Moment zum anderen, war einfach da mit ihrem unregelmäßigen Flügelgeflatter. Allerdings nur, um im selben Augenblick erneut zu verschwinden.
Matthias verfluchte die Tatsache, nur eine Hand freizuhaben, schoss einen Schritt nach vorn, um näher an der Fledermaus zu sein, sollte sie nochmals ... Da war sie schon! Stieß an ihn, kreischte auf. In diesem Moment griff er zu, fühlte einen festen Leib, hautknochige Flügel.
„Bring mich zu Mila!“ Er schüttelte sie. „Hörst du?“
Doch die Fledermaus dachte gar nicht daran, schien sich sofort in ihr Schicksal zu ergeben, lag schlaff in seiner Hand. Die würde jetzt doch nicht einfach sterben?
„Du sollst mich beißen!“
Die Taschenlampe unter die Achsel klemmend, schob er seinen Zeigefinger direkt ins weit
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