Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
Leuchtpistole ein derart fasziniertes Interesse an den Tag legen?
Aber das hieß ja, dass die Fledermaus ihn doch in die Vergangenheit gebracht haben musste. Ohne dass er das gemerkt hätte. Matthias nahm die Hände vom Gesicht und sah auf.
Dunkel.
Er räusperte sich, schluckte, fuhr mit der Zunge über die sich sehr trocken anfühlenden Lippen. Staub. Alles was er berührte, war voller Staub. Seine Haare, seine Haut, Mund, Augen. Au – sein Bein! Seine Hände wollten an die Quelle des Schmerzes. Doch er war ganz und gar umhüllt von Geröll, konnte sich kaum bewegen. Verschüttet war er. Und verletzt. Im Mittelalter. Ausgeliefert. Seine einzige Hoffnung ...
„Hilfe!“
Seine Stimme klang kläglich dumpf, sein hastig ausgestoßener Atem wirbelte Staub auf, den er gleich darauf in die Nase sog. Verdammt. Jetzt war sie zu.
Der Staub kitzelte, juckte, reizte die Schleimhäute.
„HATSCHI!“ Matthias bebte bis in die letzte Zelle seines Körpers, zuckte zusammen, als heller Schmerz von Bein und Kopf durch seinen Körper loderte und in der Mitte zusammenstieß.
Dennoch musste er ein zweites Mal niesen. „HATSCHI!“ Den Schmerzen nach noch heftiger. Dann ein drittes und viertes Mal. Er stöhnte. Naja, zumindest die Nase war jetzt wieder frei.
„Mattis?“
Oh Mann, wenn es etwas gab, was sein momentanes Befinden noch mehr senken konnte, dann diese Stimme. Die gleichzeitig seine einzige Hoffnung war.
„Ich bin hier!“
Diesmal hatte er die Hand vorsorglich vor die Nase gehalten. Die nur moderat juckte.
Matthias hörte, wie Steine bewegt wurden, jemand ächzte, dumpfe Aufpralle waren zu hören und fühlen. Warf Johann Geröll zur Seite? Verdammt, dieser Narr hatte wohl noch nie was von Statik gehört. Die hier wohl eher fragwürdig war, wenn schon der Schuss aus einer Leuchtpistole sie zum Einsturz hatte bringen können.
„HATSCHI!“ Matthias blinzelte die Tränen aus seinen nun mehr brennenden Augen. Sofern dieses gewaltige Niesen keinen neuen Felsrutsch auslöste, mochte es auch nichts machen, wenn Johann mit Steinen warf. Solange das bedeutete, dass er nach ihm grub. Ein grimmiges Lächeln bahnte sich den Weg in seine Mundwinkel.
Schließlich erkannte er sachten Lichtschimmer. Die Taschenlampe hatte den Steinschlag überlebt, ein Glück. „Die Richtung scheint zu stimmen“, moderierte er die gleich darauf sichtbar werdenden Bemühungen des Mittelalteridioten, der ihm diese ganze Chose hier eingebrockt hatte.
„Statt zu niesen, könntest du ein bisschen mithelfen“, wurde er unbarmherzig aufgefordert.
„Sehr witzig“, knurrte er und konnte nur reglos mit ansehen, wie Johann einen weiteren Stein anhob, ein paar wankende Schritte taumelte, ehe er ihn fallen ließ.
„Du räumst die Unordnung, die du verursacht hast, wohl erst auf, ehe du mich hier rausholst.“
„Sei froh, dass ich dich rette“, knurrte Johann nur, kam zurück und hob einen weiteren Stein an.
Kurz darauf hatte Matthias so viel Sicht, dass er sich einen Überblick verschaffen konnte. Der Höhlenboden war fast überall mit Schutt bedeckt, dafür war die Höhlendecke weitgehend ohne Tropfsteine. Johann konnte er zwar nicht sehen, aber er hörte ihn keuchen.
Plötzlich musste Matthias die Augen zusammenkneifen, weil ihn der Lichtstrahl direkt blendete. „Hey, hör auf“, fauchte er Johann an.
„Sie ist stark“, stellte der wohlwollend fest und senkte die Lampe freundlicherweise, um sie fasziniert zu betrachten.
Nun konnte Matthias sein Gesicht erkennen, auf dem dicke graue Schatten lagen, wahrscheinlich eine unwiderstehliche Mischung aus Staub und Schweiß.
„Wirklich äußerst praktisch, eure neuzeitlichen Leuchtgeister“, fuhr Johann in aller Gelassenheit fort. „Keine Fackel hätte den Einsturz brennend überstanden. Während diese Geister beinahe unverwüstlich sind.“
„Könntest du mich jetzt bitte erst mal rauslassen?“, stieß Matthias zwischen den Zähnen hervor.
„Oh“, Johann sah auf, „schaffst du es noch nicht?“
Sonst würde ich schon in diesem Moment vor dir stehen und dir dein dreckiges Maul ... Leider, leider war sein eigenes momentan nicht weniger dreckig, sodass er nicht wirklich in der Lage war, derartige Reden zu schwingen. „Nein“, knurrte er nur.
„Also schön.“ Der Junker ließ sich herab, sich doch noch eines Steines zu erbarmen – indem er viel lauter ächzte als vorhin, wohl um Matthias von der Schwere seines Opfers wissen zu lassen. „Der Rest sollte dir jetzt aber
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