Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
nickte bekräftigend. „Deshalb hat der Junker uns dort postiert. Damit wir ihn gefangen nehmen, ehe er zu dir gelangen kann. So ist es, nicht wahr?“ Seine Augen sprühten vor Eifer – auch wenn sie das vor allem an seiner Stimme hörte.
Sie musste lächeln, weil er so begeistert von seiner Schlussfolgerung war. „Ja, genau so ist es“, machte sie sein Strahlen noch größer.
„Was aber willst du dann in Ernberg – während Johann doch an der Höhle ist?“
Sie drängte ihr Widerstreben zur Seite. „Ich habe nach einem Weg gesucht, euch Wächter von dort wegzubekommen“, gab sie zu.
„Du hast einen Verbündeten unter den Rittern?“ Heinrich klang sehr skeptisch.
„Nein, natürlich nicht. Und ich weiß auch gar nicht wirklich, was ich mir vorgestellt habe.“ Vor allem, was sie sich vorstellte, ihm jetzt sagen zu wollen. Ich hole jemanden mit einer dämonischen Krankheit, um dich zu bedrohen und in die Flucht zu schlagen?
Mist, sie hätte alles, was sie ihm zuvor gesagt hatte, so auswählen müssen, dass es Gangolfs Wirkung verstärkt hätte. Wobei ja ihr Ansinnen an sich zweifelhaft war, nachdem sie sich mit diesem netten jungen Mann angefreundet hatte.
„Naja.“ Heinrich schien nachzudenken. „Wenn man es bei Licht betrachtet, dann hast du jetzt einen Verbündeten unter den Rittern. Einen, der sogar den Auftrag hat, zur Höhle zurückzukehren.“
„Oh.“
„Ich kann nichts versprechen, denn ich kann mich dem Befehl des Junkers nicht widersetzen, falls der andere Pläne mit mir hat. Aber ich werde mein Bestes tun, um dir zu helfen.“ Wohl um diese Zusage zu untermauern, schwang er sich aus dem Sattel, griff erst danach zum Zügel, um das Pferd anzuhalten.
Welches unwillig schnaubte. Wahrscheinlich hielt es Menschen für ziemlich flatterhafte Geschöpfe.
„Zu alledem wären wir beide dann quitt“, stellte Heinrich mit zufriedenem Nicken fest. „Und ich könnte auch Helene gegenüber wieder ein ruhiges Gewissen haben.“
„Das ... wäre großartig. Also wenn dir das möglich wäre.“ Schon dass er es versuchen würde, vergrößerte Mattis' Aussichten weitaus mehr, als Gangolf das hätte leisten können.
„Wie gesagt, versprechen kann ich nichts“, wiederholte Heinrich – und stutzte.
„Was hast du?“
„Schscht“, machte er und wandte den Kopf, um nochmals angestrengt zu lauschen. „Reiter. Mindestens drei.“ Voraus deutend, führte er das Pferd rasch vom Weg.
Sie waren an der Stelle am Fuße des Katzkopfes, wo es zur Burg hoch ging – und von wo nun tatsächlich Hufgetrappel laut wurde.
„Komm lieber hierher“, raunte Heinrich und zog sie auf die andere Seite des Pferdes, um sie vor den Blicken der Fremden zu schützen. „Es ist besser, wenn sie dich nicht sehen.“
Er war wirklich lieb. „Was wollen die? Mitten in der Nacht?“, flüsterte Mila.
„Sie haben einen Karren dabei, hörst du das Gepolter? Und sie haben es ziemlich eilig. Muss also irgendein dringender Auftrag von oben sein, wieso sollten die sonst um diese Zeit los?“
Viel sahen sie nicht, als wenig später die nächtlichen Reiter auf dem mondbeschienenen Weg auftauchten. Zwei waren es, das dritte Pferd war vor einen kleinen Transportkarren gespannt, der von einem weiteren Mann gelenkt wurde. Keiner von ihnen sprach; sie hielten ein stetes Tempo – und waren schon einen Moment später in Richtung Ruthi verschwunden, ohne sie bemerkt zu haben.
Heinrich wartete, bis sie auch außer Hörweite waren. „Komm, wir werden unser Lager im Tannenwald hinter dem Kampfübungsplatz aufschlagen, der ist gleich da drüben.“ Er sah sie an. „Du wolltest doch morgen jemanden auf Ernberg treffen, oder?“
„Wenn du Mattis hilfst, brauche ich das nicht mehr. Allerdings ist es heute sowieso zu spät für mich, nach Hause aufzubrechen, nicht?“
„Allerdings. Außerdem kann ich dich doch ein Stück auf dem Pferd mitnehmen – nachdem ich mich morgen auf der Burg gemeldet habe. Du musst mir auch noch deinen Geliebten ausführlich beschreiben, damit ich ihn auch erkenne, wenn er kommt.“ Er sprach so selbstverständlich davon, hegte anscheinend nicht den geringsten Zweifel, dass er Mattis tatsächlich begegnen würde.
Dankbar lächelte Mila ihn an.
Ihr Lächeln erwidernd, bedeutete er ihr, auf den Pferderücken zu klettern – um es ihr diesmal nachzutun.
Oh ja, so war es in der Tat sehr viel wärmer und auch viel weniger anstrengend. Mila bemühte sich, sich nicht allzu offensichtlich an ihn zu
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