Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
schmiegen.
Doch auch er achtete darauf, dass ihr Rücken ihn berührte. Entspannt ließ sie sich rückwärts an ihn sinken.
Und er verkrampfte sich nicht, sondern schob sogar noch einen Arm enger um sie, damit sie es bequemer hatten.
Energisch und kraftvoll
„ S chluss jetzt mit diesem Kinderkram.“ Nach einer Weile geradezu kindlicher Begeisterung besann sich Johann wieder auf seine Herrscherrolle und sah Matthias drohend an. „Du informierst mich jetzt über meine Zukunft.“
Spielerei hin, Spielerei her, das Schnurtelefon war offensichtlich noch immer interessant genug, dass er Matthias den Joghurtbecher aus der Hand nahm, den Faden aufwickelte und dann alles in einer Schlaufe seines Hosenbundes verstaute. Gleich neben der Leuchtpistole, wie Matthias zu seinem Bedauern feststellte. Wie sollte er an die je wieder herankommen?
„Ehrenberg ...“ Jetzt ging es darum, Zeit zu gewinnen. Was könnte er Johann Faszinierendes über seine Heimatburg erzählen? „Viel ist es nicht, was ich über die Geschichte Ehrenbergs weiß“, log er kurzerhand. „Die Lage der Burg ist gut, der ganze Salzhandel von Süd nach Nord wird hier vorbeiziehen. Deshalb wird es in ein paar Jahren unterhalb der Burg eine Talstation geben, die Zölle erhebt. Ehrenberg wird dadurch reich. Darüber hinaus“, er zögerte kurz. Was gab es noch Unverfängliches, das er preisgeben konnte? „Es wird einige Kämpfe geben, die Burg wird in ein paar Jahrhunderten auch mal belagert, aber sonst ... Dass sie eine fast uneinnehmbare Lage hat, weißt du ja selbst.“
„Ernberg“, Johann schnaubte abfällig. „Ernberg mag uneinnehmbar sein, aber vergiss die Burg. Mila hat behauptet, dass Adel und Ritterstand an Bedeutung verlieren, ist das wahr, oder wollte sie mich nur ärgern?“
„Äh ... naja, es ist schon wahr.“
„Heißt das, dass auch ich, Johann von Ernberg, Johann von Ruthi, Johann von Tyrol, tatsächlich nicht berühmt werde?“
Genau da lag der Hase im Pfeffer. Matthias konnte ja wohl kaum mit der Wahrheit herausrücken, dass Johanns Zukunft in etwas mehr als zwei Jahren beendet sein würde. Ganz egal nämlich, was der große Meinhard von 'Tyrol', wie Johann so nett mittelalterlich sagte, seinen legitimen und illegitimen Kindern heute vermachte oder versprach, nach seinem Tod im Jahre 1295 würde Vincent kommen, ein weiterer, bis dahin unbekannter illegitimer, aber anerkannter Sohn. Der würde alle rechtmäßigen Erben ausradieren und damit sämtliche Macht an sich reißen. Er würde es sein, der dann die Zölle kassieren und politischen Einfluss erlangen würde.
Dass auch er es wäre, der Tirol letztlich zu Fall bringen würde – spielte da nun wirklich keine Rolle mehr. Als Vincent, der Schlächter, würde er in die Geschichtsschreibung eingehen. Johann würde zu diesem Zeitpunkt, zumindest aller Wahrscheinlichkeit nach, längst Vergangenheit sein.
Im Moment jedoch würde der das alles bestenfalls einfach nicht glauben. Aber nur im allerbesten Fall. Viel wahrscheinlicher war doch, dass der Überbringer solcher Katastrophennachrichten bei Johann keine allzu hohe Lebenserwartung mehr haben dürfte.
Es galt jetzt also, unter allen Umständen zu vermeiden, dass das Gespräch sich weiterhin um Johanns nichtvorhandene Zukunft drehte.
„Raus mit der Sprache, hat sie recht?“ Besagter Zukunftsloser war im Moment noch genau davon beseelt und drängte auf eine Antwort.
Matthias zuckte mit den Schultern, als wäre er ratlos. Wiederum Zeit schinden.
Johann tat einen drohenden Schritt auf ihn zu – um sich dann aus heiterem Himmel zurückzuziehen und wieder hinzusetzen. „Mir war schon klar, dass sie mich nicht angelogen hat“, räumte er fast versöhnlich ein. „Und es ist auch egal.“ Wie beiläufig streichelte er über den Knauf der Pistole in seinem Hosenbund. Sprach dessen ungeachtet mit freundlicher Plauderstimme weiter. „Weil du mir nämlich ganz genau erläutern wirst, wie sich die Welt weiterentwickelt. Und mir jeden Punkt liefern, wo ich eingreifen kann, um das Schicksal in meinem Sinne zu verändern. Zu diesem Zweck sind wir beide hier.“
Scheiße, das lief jetzt in eine ganz falsche Richtung! Er brauchte ein Gesprächsthema, womit er Johanns Aufmerksamkeit wirkungsvoll bündeln konnte. Auf weniger heikle Themen. Sonst wäre es bald soweit, dass der Junker die Pistole zücken würde. Auch ohne dass die geladen war, würde es Johann keine großen Probleme bereiten, sie Matthias über den Kopf zu
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