Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
wahr?« fragte Mumm und schüttelte den Kopf.
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Vetinari.
    »Du hast uns alle ausgetrickst. Selbst Rust. Und die armen Teufel, die aufbrachen, um sich umbringen zu lassen. Wir sind nur Figuren auf einem Spielbrett, die man nach Belieben hin und her schieben kann.«
    Vetinari stand plötzlich vor Mumm.
    »Glaubst du? Viele Männer brachen auf, Mumm. Und viele Männer kehrten zurück. Wie ruhmreich wären die Schlachten gewesen, bei denen sie nicht kämpfen mußten!« Der Patrizier legte eine kurze Pause ein und zuckte mit den Schultern. »Du sprichst von Tricks? Nun, vielleicht hast du recht. Aber sie haben es Tausenden ermöglicht zu überleben.« Ein kurzes Lächeln huschte über Lord Vetinaris Lippen und wies auf folgendes hin: Etwas, das eigentlich nicht sehr komisch war, hatte ihn amüsiert. »
Veni, vici…
Vetinari.«
     
    Tang trieb in ziellosen Strömungen. Abgesehen von Treibholz, wies nichts auf die frühere Existenz von Leshp hin.
    Möwen kreisten am Himmel, aber ihr Krächzen wurde von einem Streit dicht über dem Meeresspiegel übertönt.
    »Das ist einzig und allein unser Holz, du flüchtige Bekanntschaft eines Hundes!«
    »Ach? Wirklich? Und glaubst du etwa, daß wir uns hier auf eurer Seite der Insel befinden?
Ich
glaube es
nicht

    »Das Zeug ist plötzlich aufgetaucht!«
    »Und woher wollt ihr wissen, daß wir auf
unserer
Seite der Insel
kein
Treibholz hatten? Ganz abgesehen davon: Wir haben noch immer ein Faß mit Trinkwasser, Kamelatem!«
    »Na schön! Teilen wir! Ihr könnt die Hälfte des Floßes haben!«
    »Aha! Aha! Jetzt wollt ihr plötzlich verhandeln! Wir haben euch mit dem Trinkwasser festgenagelt!«
    »Können wir uns nicht endlich einigen, Vater? Ich hab’s satt, dauernd Wasser zu treten!«
    »Und ihr müßt euch am Paddeln beteiligen.«
    »Natürlich.«
    Die Möwen zogen weiterhin ihre Kreise, wie weißes Gekritzel am klaren blauen Himmel.
    »Nach Ankh-Morpork!«
    »Nach Klatsch!«
    Tief unten, wo der versunkene Berg Leshp zu seinem alten Platz auf dem Meeresgrund zurückfand, schwammen die Neugierigen Tintenfische wieder über sonderbare Straßen. Sie wußten nicht, warum die Stadt in großen Abständen gen Himmel verschwand, aber sie blieb nie sehr lange fort.
    Ein Hai schwamm vorbei. Wäre jemand risikofreudig genug gewesen, ein Ohr an seinen Leib zu pressen, hätte er folgendes gehört: »Bimmel-bimmel-bamm! Drei Uhr nachmittags… Fressen, Hunger, Schwimmen. Aufgaben: Schwimmen, Hunger, Fressen. Drei Uhr und fünf Minuten: wilde Fresserei…«
     
    Erstaunlicherweise hatte sich Feldwebel Colon selbst für den Streifendienst eingeteilt. Es war gut, wieder an die frische Luft zu kommen. Außerdem hatte sich herumgesprochen, daß man die Wache irgendwie mit etwas in Verbindung brachte, das eine Art Sieg zu sein schien. Wer die Uniform der Wache trug, durfte damit rechnen, in der einen oder anderen Taverne das eine oder andere Gratisbier trinken zu können.
    Colon ging mit Korporal Nobbs auf Streife. Sie wanderten mit dem sicheren Schritt von Männern, die viel gesehen und erlebt hatten.
    Ihr untrüglicher Instinkt führte sie an einem Lokal namens
Banale Mahlzeiten
vorbei. Herr Goriff putzte gerade das Fenster. Als er die beiden Wächter sah, verharrte er kurz und verschwand im Innern des Gebäudes.
    »Das nenne ich Dankbarkeit«, schniefte Colon.
    Kurz darauf kam Goriff wieder zum Vorschein und eilte mit zwei großen Paketen herbei.
    »Das hat meine Frau extra für euch gekocht«, sagte er. »Angeblich wußte sie, daß ihr vorbeikommt«, fügte er hinzu.
    Colon öffnete eins der Pakete.
    »Potzblitz«, sagte er.
    »Eine klatschianische
Ankh-Morpork-
Spezialität«, sagte Herr Goriff. »Bestehend aus gelbem Currypulver, großen Kohlrübenstücken, grünen Erbsen und weichen Sultaninen, so groß wie…«
    »… so groß wie Eier!« entfuhr es Nobby.
    »Herzlichen Dank«, erwiderte Colon. »Wie geht es deinem Sohn, Herr Goriff?«
    »Er meint, ihr hättet ihm ein Beispiel gegeben. Er will ebenfalls Wächter werden, wenn er groß ist.«
    »Oh, gut«, entgegnete Colon fröhlich. »Das wird Herrn Mumm freuen. Sag ihm…«
    »In Al-Khali«, fuhr Goriff fort. »Er wohnt dort bei meinem Bruder.«
    »Oh. Na schön. Äh… danke für das Essen.«
    »Was für ein Beispiel meinte er wohl?« fragte Nobby, als sie weitergingen.
    »Ein gutes, natürlich«, antwortete Colon und kaute ein mäßig gewürztes Kohlrübenstück.
    »Oh, ja.«
    Sie genossen die Mahlzeit,

Weitere Kostenlose Bücher