Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
singen«, sagte Poe.
    »Was ist der Sinn dieser Gesänge?«, fragte Nate. Es war ihm egal, wer diese Typen waren und was sie trieben. Jetzt hatte er Gelegenheit, die Antwort auf eine Frage zu bekommen, der er den größten Teil seines Erwachsenenlebens auf der Spur war.
    »Warum singen sie?«
    »Weil wir es ihnen sagen«, antwortete Poynter. »Was glauben Sie denn?«
    »Das ist nicht fair!« Nate schlug die Hände vors Gesicht. »Von Debilen entführt.«
    Scooter zwitscherte aufgeregt. Der Walbengel starrte durch das Auge in den blauen Pazifik.
    »Thunfische. Ein ganzer Schwarm«, sagte Poe.
    »Mach schon, Scooter«, sagte Poynter. »Besorg uns welche.«
    Die Haltegurte um Scooters Bauch zogen sich zurück, und das Wesen stand auf, zum ersten Mal seit Nate an Bord gekommen war. Es war größer als Nate, vielleicht einsfünfundneunzig, mit schlanken, grauen Beinen, die aussahen wie von einem riesenhaften Ochsenfrosch, gekreuzt mit einem Footballspieler. Sie endeten in langen Füßen mit Schwimmflossen, ähnlich den Hinterbeinen eines Walrosses. Scooter tat drei schnelle Schritte und warf sich auf den Boden im Heck des Wales. Ein Rauschen wallte auf, und er verschwand kopfüber durch das Spundloch, das sich mit einem geräuschvollen Plopp hinter ihm schloss.
    Poe ging zu Scooters Sitz und warf einen Blick durchs Auge.
    » Nate, sehen Sie sich das an. Wie diese Typen jagen.«
    Nate beobachtete, wie Scooters geschmeidige Gestalt draußen vor dem Auge mit unfassbarer Geschwindigkeit schwamm, erstaunlich wendig hin und her schoss, auf der Jagd nach einem Zehn-Kilo-Thunfisch.
    Im Wasser wölbten sich die Augen des Walbengels nicht mehr so sehr wie drinnen. Nate merkte, dass die Walbengel – wie Wale und Delfine – Muskeln besaßen, mit denen sie die Form ihrer Augen ändern konnten, je nachdem, ob sie im Wasser oder an der Luft sehen wollten. Scooter schwamm eine abrupte Wende und schnappte den Thunfisch mit den Zähnen, kaum drei Meter von dem Walauge entfernt. Nate hörte das Knacken und sah Blut im Wasser um Scooters Mund.
    »Yeah!«, rief Poe. »Heute Abend gibt’s Sashimi.«
    Nate hatte nichts als rohen Fisch gegessen, seit er an Bord des Walschiffes war, aber heute sah er zum ersten Mal, wie er gefangen wurde. Trotzdem konnte er Poes Begeisterung nicht teilen.
    »Essen Sie denn nie was anderes? Nur rohen Fisch?«
    »Besser als die Alternativen«, erwiderte Poe. »Der Wal hat eine Nährpaste vorrätig. So was wie Krill-Püree.«
    »O mein Gott«, sagte Nate.
    Poynter lehnte sich zu Nate vor, bis er nur noch wenige Zentimeter vom Ohr des Wissenschaftlers entfernt war. »Daher die in gewisser Weise beträchtliche Nachfrage nach kulinarischer Abwechslung wie etwa – ach, ich weiß nicht – ein Pastrami-Sandwich mit dunklem Brot!«
    »Ich hab doch gesagt, es tut mir Leid«, murmelte Nate.
    »Ich bin begeistert.«
    »Setzen Sie mich irgendwo ab. Ich hol Ihnen eins.«
    »Wir landen mit diesen Dingern nirgends an.«
    »Nicht?«
    »Nur wenn wir ›FLOSSEN WEG!‹ auf die Fluken schreiben«, sagte Poe.
    »Ja, nur dafür«, stimmte Poynter zu.
    Skippy miepte, als Scooter mit einem Thunfisch in der Hand durch den Furzkanal hereingeschossen kam. Als er den Piloten erblickte, dachte Nate an Flucht, zum ersten Mal, seit er gefressen worden war.
     
    Das ist doch bescheuert, dachte Amy. Seit vier Stunden paddelte sie wie eine Wahnsinnige und hatte noch immer kaum den halben Weg nach Molokai geschafft. Seit zwei dieser vier Stunden war sie auf dem offenen Meer und kämpfte gegen meterhohe Wellen und einen Seitenwind an, der sie aufs Meer hinauszutreiben drohte.
    »Wer gibt GPS-Koordinaten für ein Treffen an? Wer macht denn so was?« Seit einer Stunde schrie sie immer wieder in den Wind, dann checkte sie die kleine Flüssigkristall-Karte auf dem Display des GPS-Geräts. Der »Sie sind hier«-Punkt schien sich überhaupt nicht zu bewegen. Nun, das stimmte nicht. Wenn sie beim Paddeln eine Pause einlegte, um einen Schluck Wasser zu trinken oder etwas Sonnencreme aufzutragen, schien der Punkt jedes Mal eine Meile vom Kurs abzukommen.
    »Seid ihr Typen auf Droge?«, schrie sie gegen den Wind.
    Ihre Schultern taten weh, und sie hatte fast ihre ganze Zwei-Liter-Flasche Wasser leer getrunken. Langsam bereute sie, dass sie nichts zu essen mitgenommen hatte. »Leicht zu schaffen. ›Miete dir ein Kajak. Brauchst kein Motorboot.‹ Ich treib hier in einer Tupperware-Kiste auf dem Meer rum, ihr Dumpfbacken!«
    Sie lehnte sich im Kajak

Weitere Kostenlose Bücher