Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Königstochter diesem Gerücht entgegenzutreten?"
"Genau dieses. Hinzu kommt, dass sie Zeugin ist, wie die Galeone angegriffen und gekapert wurde - durch uns. Sie weiß, dass wir Engländer sind, aber wir haben eben kein spanisches Schiff angegriffen, sondern ein englisches. Mit anderen Worten: Die Freibeuter machen augenscheinlich keine Unterschiede zwischen Spaniern und Engländern, können mithin unmöglich im Sold der Königin von England stehen."
"Und dann kommen wir und befreien die Prinzessin, um sie sicher nach Hause zu bringen - aus Freundschaft zu Spanien und seinem König?"
"Sehr feinsinnig bemerkt, Mylord. Und deshalb bin ich hier: Ich möchte mit Euch das weitere Vorgehen aushandeln."
"Und was wünscht Ihr im Gegenzug zur Übergabe der Prinzessin von uns?"
"Freies Geleit!"
Ein paar der Männer, die das hörten, lachten wie über einen Scherz. Auch der sonst so gestrenge Erste Offizier konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Einzig der Lord blieb ernst.
"Wer garantiert denn, dass es diese angebliche Königstochter überhaupt gibt?", fragte er.
"Ich persönlich - und bürge mit meinem eigenen Leben dafür! Deshalb bin ich gekommen. Und jetzt liegt die Entscheidung ganz bei Euch. Wollt Ihr es riskieren, dass ich die Wahrheit sage? Wollt Ihr immer noch mein Schiff versenken?"
"Wer sagt Euch denn, dass wir überhaupt jemals vorhatten, Euer Schiff zu versenken?"
Es dauerte Sekunden, bis sich Jeannet von ihrer Überraschung erholte.
"Was denn sonst?"
"Zunächst möchte ich wissen, wie Ihr es zu beweisen gedenkt, dass es diese Königstochter überhaupt gibt bei Euch an Bord."
"Ich kenne Euch nicht, Mylord, weiß also auch nicht, ob Ihr sie erkennen würdet. Aber vielleicht gibt es jemanden an Bord dieses Schiffes, der damit keine Probleme haben würde?"
"Wenn es jemand gibt, dann bin ich selber das, meine Liebe. Ich bin Lord Donald Cooper, persönlicher Berater Ihrer Majestät, der Königin von England. Ich war persönlich zugegen, als Philipp II. mit seinen Töchtern auf Staatsbesuch war."
"Dann kennt Ihr diese eine mit Sicherheit: Sie ist ziemlich aus der Art geschlagen, weiß sich absolut nicht wie eine Prinzessin zu benehmen und brachte es jetzt sogar fertig, ihrem Vater genügend Geld zu stehlen, um damit heimlich eine Überfahrt in die Neue Welt zu bezahlen, weil sie offenbar keine Lust hatte, einen osteuropäischen Fürsten zu heiraten. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ausgerechnet dieses Schiff englischen Freibeutern zum Opfer fallen würde. Und die haben sie rechtzeitig erkannt, sonst wäre sie jetzt genauso tot wie alle anderen auf dem Aussiedlerschiff."
Sir Donald hob die Augenbrauen.
"Ihr meint... Carla?"
"Es tut mir leid, Mylord, aber ich weiß ihren Namen nicht. Sie hat ihn mir nicht gesagt - und der Mann, der sie erkannt hat, konnte sich nicht mehr daran erinnern. Der König von Spanien scheint ja durchaus mehrere Töchter zu haben, und ob überhaupt eine dabei ist, die sich nach seinem Herzen entwickelt hat, weiß ich auch nicht." Sir Donald Cooper hob die Schultern.
"Das klingt sehr ehrlich, was Ihr da sagt."
"Warum sollte ich Euch etwas vormachen? Es könnte doch sein, dass Ihr absichtlich mir einen falschen Namen nennt. Wenn ich so getan hätte, als würde ich ihn kennen..."
"Ich sehe schon: Ihr seid nicht nur ein ausgezeichneter Kapitän --obwohl Ihr eine Frau seid ---sondern auch mit genügend Verstand gesegnet."
"Vielen Dank für das Kompliment, Mylord." Ironie schwang in diesen Worten mit. Es war das dritte Mal, da Jeannet sich verbeugte. "Aber jetzt möchte ich meinerseits auch wissen, wieso Ihr uns gar nicht zu versenken trachtet."
"Das werden wir in meiner Kajüte erörtern, nicht in aller Öffentlichkeit. Dabei werdet Ihr mir auch erklären, wie Ihr Euch das weitere Vorgehen vorstellt. Allerdings werde ich mich persönlich davon überzeugen, ob es diese Carla überhaupt an Bord Eures Schiffes gibt."
"Ihr wollt persönlich auf das Piratenschiff übersetzen, Mylord?", platzte der Erste Offizier heraus. "Bedenkt die Gefahr Mylord! Das sind... Tiere!"
"Dafür sprechen sie erstaunlich verständliches Englisch! Ich denke, die Gefahr ist nicht größer als sonst auch, wenn man sich auf See befindet." Sir Donald wandte sich Jeannet zu und fuhrt fort: "Aber noch ist es nicht soweit. Zuerst kommt das klärende Gespräch. Meine Liebe, wenn Ihr mir folgen wollt?"
"Etwa... allein?" Jetzt vergaß der Erste Offizier sogar die höfliche Anrede.
"Ganz gewiss sogar! Denn
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