Flucht in die Oase der Liebe
Fortbewegungsmöglichkeiten haben?â
âJedenfalls behauptet sie das.â
âUnd? Glaubst du ihr?â
âIch glaube, dass wir uns mit einem Eselskarren werden begnügen müssen. Sieh das doch mal positiv: Wenigstens müssen wir nicht verzweifelt nach einer Tankstelle Ausschau halten.â Als sie lächelte, legte er den Arm um sie. âJedenfalls werde ich alles tun, um dich nach Hause zu bringen.â
âUm uns beide nach Hause zu bringenâ, korrigierte sie und sah ihm in die Augen. âIch will mit dir nach Hause, Cameron. Hast du das verstanden?â
Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, was sie fühlte.
Sie dachte, sie hätte sich in ihn verliebt.
Doch er wusste es besser.
Was sie füreinander empfanden, war zügellose Leidenschaft im Angesicht einer gefährlichen Bedrohung. Für Salome kam hinzu, dass er ihr erster Mann war. Und für ihn war sie etwas ganz Besonderes.
Aber doch keine Liebe.
Er glaubte nicht an Liebe. Nicht an diese Liebe. Er liebte sein Land und seine Brüder. Die Männer, mit denen er Seite an Seite gekämpft hatte. Aber diese einzigartige Liebe, wie sie in Schnulzen besungen und drittklassigen Filmen gezeigt wurde, die gab es nicht. Menschen, die an so etwas glaubten, waren schwach und wehrlos.
Wieso hätte seine Mutter sonst die kalte Abweisung seines Vaters toleriert? Seine ständige Kritik?
Warum war sie sonst krank geworden und gestorben?
Nein, Cameron glaubte nicht an Liebe, nur an Sex. Sex und Gefahr â eine starke Mischung, die einem das Gefühl gab zu leben und die man nicht vergaÃ. Er liebte Salome nicht, und sie liebte ihn auch nicht. Das bildete sie sich nur ein, und er dachte ⦠er dachte â¦
Es war doch völlig gleichgültig, was er dachte!
Statt weiter zu grübeln, hob er Leannas Gesicht und küsste sie, langsam und innig. Mit diesem Kuss versprach er, sie mit seinem Leben zu beschützen.
Das war eine Frage der Ehre. Und von Ehre verstand er was.
âEs wird schon alles gut gehenâ, versicherte er ihr.
âHältst du es für möglich, dass Asaad die Suche nach uns aufgegeben hat?â, fragte sie hoffnungsvoll.
Nie im Leben! Trotz aller Hindernisse waren zwei Menschen aus Baslaam entkommen. Dabei hatten sie die kleine, aber gut ausgerüstete Armee ausgetrickst. Und statt eines millionenschweren Vertrags hatte Asaad einen Schlag ins Gesicht bekommen.
Doch Cameron dachte gar nicht daran, Salome die Hoffnung zu nehmen. âMöglich ist allesâ, antwortete er daher ausweichend und hielt sie so fest, dass sie nicht wusste, ob sie sein oder ihr Herz pochen hörte.
âJaâ, stimmte sie leise zu, âalles ist möglich.â
Eine Weile konnten sie noch träumen.
Mindestens ein Dutzend Mal probierten sie das Handy an verschiedenen Orten aus: auf der AuÃentreppe, im Garten und schlieÃlich am Pool.
Jedes Mal ohne Erfolg.
âDie Dinger funktionieren nie, wenn du sie brauchstâ, meinte Leanna. Das sollte wie eine Feststellung klingen, hörte sich aber sehr resigniert an. âVielleicht haben wir später mehr Glück, wenn der Satellit, auf den das Ding ausgerichtet ist, in der richtigen Position steht.â
Cameron nahm ihre Hand und zog Leanna ins weiche Gras.
âEs hat keinen Sinn, sich jetzt Gedanken darüber zu machen. In etwa einer Stunde bringt Shalla mich zum Dorf â¦â
âUns, mein Liebling. Sie bringt uns zum Dorf.â
âNein.â Behutsam drückte er sie ins Gras. âDu bleibst hier.â
âUnd wenn das nun eine Falle ist? Wenn Asaads Männer im Dorf warten?â
âUnd wenn du vielleicht zur Abwechslung einmal tust, was ich dir sage?â Er lächelte, um den Worten die Schärfe zu nehmen. âIch möchte, dass du hierbleibst, hinter verriegelter Tür und mit gezückter Waffe.â
âDie Waffe musst du mitnehmen. Ohne sie lasse ich dichnicht gehen.â
âIch kann mir etwas Besseres vorstellen, als jetzt mit dir zu streiten.â
âDu versuchst nur, das Thema zu wechseln.â
âWie klug du doch bist.â
âBleib bitte ernst, Cameron. Wenn dir etwas passiert â¦â
âMir passiert schon nichts.â
Das klang so überzeugt, dass sie ihm fast glaubte. Aber nur fast. âIch weiÃ, aber â¦â
Sie protestierte, als er sie wie eine Gefangene festhielt und fragte: âBist du schon immer so
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