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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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schwärmt.«
    Das stimmte, als Teenager hatte ich nie Starposter an der Wand und reale Jungs immer interessanter gefunden.
    »Wie war er denn zu dir? Habt ihr Nummern getauscht?«
    Es war mir unangenehm, zugeben zu müssen, dass wir uns nur unterhalten hatten, ich in den Schnitt musste und mich nicht mal verabschieden konnte.
    »Mimi, du hältst mich jetzt sicher für durchgeknallt. Versprich mir, dass du es niemandem sagst.«
    »Was soll Mimi niemandem sagen?« Tim war zurück und rückte sich einen Korbsessel heran.
    »Dass sie sich in Justus Staufen verliebt hat!«, posaunte meine beste Freundin Lena fröhlich heraus.
    Ich sah sie mit meinem Komm-du-mir-nur-nach-Hause-Blick an.
    »Zier dich nicht so, Lotte. Tim darf das wissen«, befand Lena.
    »Genau! Ich finde das süß! Ich verliebe mich jede Woche aufs Neue. Kein Wunder bei dem Material, was einem zum Interview vor die Nase gesetzt wird. So ist das eben, wenn man nicht als Hautarzt, sondern beim Fernsehen arbeitet. Da gibt’s eben eine höhere Fluktuation an gut aussehenden Menschen, denen man begegnet. Justus Staufen finde ich sehr sexy, aber damit bin ich wohl nicht allein. Keine Sorge, ich werde es für mich behalten und es nicht über den Flurfunk verbreiten«, versprach er.
    Nachdem alle eingeweiht waren, fühlte ich mich sichtlich erleichtert.
    Lena, die sich blendend mit meinen beiden Kollegen aus der bösen, scheinheiligen, oberflächlichen Welt der Privatsender verstand, begann mit ihnen Pläne zu schmieden, wie ich Justus wiedersehen könnte.
    Tim hatte die Lösung parat. »Nächste Woche ist Premiere von Sturmjahre . Da treibt sich alles an Schauspielern rum, was Rang und noch keinen Namen hat. Und ich weiß sicher, dass einige Schäfchen, die die Becker vertritt, da sein werden. Justus sicher auch, falls er nicht am Set ist. Er dreht ja gerade seinen zweiten Film zusammen mit Annabelle Leiniger. Ich kann dich auf alle Fälle mitnehmen. Ich stehe mit Begleitung auf der Gästeliste.«
    Bei dem Gedanken, Justus schon in ein paar Tagen wiederzutreffen, wurde ich furchtbar aufgeregt. Ob ich ihn immer noch so prickelnd finden würde? Vielleicht war es ja wirklich nur eine nichts sagende Hormonwallung gewesen, die sich als vollkommen überschätzt herausstellen würde. Auf alle Fälle fühlte ich mich mit einigen Verbündeten im Boot wohler.
    Als die Big Band schließlich ihre letzte Zugabe spielte und das Fest sich langsam dem Ende näherte, fiel mir auf, dass ich mich mit den meisten meiner alten Freunde kaum unterhalten hatte. Es waren wie immer einfach zu viele Leute da gewesen. Einige Gäste brachen bereits auf, unter anderem auch die heilige Triade: Marlene und Katharina samt Verlobtem.
    Es blieb uns nicht erspart, sie zu verabschieden, da sie extra dafür bei uns vorbeikamen – und auch, um noch ein wenig Gift zu verspritzen.
    »Ihr Lieben, wir müssen! Manche Leute gehen eben morgens früh in ihre Vorlesungen und fangen nicht erst um 10 Uhr zu arbeiten an.«
    »Nur kein Neid!«, zischte Tim.
    Kaum dass sie weg waren, sprach Tim aus, was alle dachten. »Diese Katharina ist ein verzogenes Miststück. Eine unsägliche Person! Ich frage mich, wie Yannick an sie geraten konnte. Der ist so ein toller Kerl. Habe mich länger mit ihm unterhalten, und er sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch ein richtig kluger Kopf, was man von ihr ja nicht gerade behaupten kann. Was studiert die überhaupt?«
    »Dreimal darfst du raten.« Lena freute sich.
    »Jura oder bwl?«
    »Volltreffer. Jura im vierten Semester.«
    »Das passt! Bei uns an der Uni sahen die Juristen wie geklont aus. Da haste dich immer gefragt, wo die herkommen. Direkt aus dem Schweizer Eliteinternat oder vom Segeltörn, oder warum sonst tragen die alle Timberlake-Segelschuhe und blaue Hemden?«
    Lena lachte. Sie hatte einst eine heftige Affäre mit einem Juristen gehabt, der diesem Bild ebenfalls genau entsprach und der sie nicht seinen Jurafreunden vorstellen wollte, weil sie nicht der Norm entsprach. Nicht, dass Lena umgekehrt vorgehabt hätte, ihn ihren Geologen- und Soziologenfreunden vorzustellen, aber da er ihr mit der Bitte, das Ganze nicht an die große Glocke zu hängen, zuvorgekommen war, konnte Lena sich heute noch moralisch empören ob der Intoleranz und des gesellschaftlichen Zwanges, dem er sich untergeordnet hatte.
    »Du meinst die ungeschriebene Juristenuniform? Die Jungs immer im vorzugsweise blauen Hemd mit dem obligatorischen Polospieler draufgestickt, manchmal auch mit

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