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Fortunas Tochter

Fortunas Tochter

Titel: Fortunas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Kapitäns oder eines Kaufmanns.
    »Sie kann sich nicht eingeschifft haben, ohne eine Spur zu hinterlassen, Rose«, schloß der Kapitän nach einem minutiösen Bericht seiner Nachforschungen.
    »Und Andieta?«
    »Seine Mutter hat dich nicht belogen. Sein Name steht auf einer Liste.«
    »Er hat sich ein paar Waren der British Trading Company angeeignet. Ich bin sicher, er hat das nur getan, weil er seine Reise anders nicht finanzieren konnte. Jeremy ahnt nicht, daß der Dieb, den er verfolgen läßt, Elizas Liebster ist, und ich hoffe, er erfährt es nie.«
    »Hast du all die Geheimnisse nicht satt, Rose?«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Mein Leben besteht aus Scheinbarkeiten, nicht aus Wahrheiten. Jeremy ist wie ein Stein, du kennst ihn so gut wie ich. Was wollen wir wegen des Kindes also machen?«
    »Ich fahre morgen ab nach Kalifornien, das Schiff ist schon beladen. Wenn es dort so wenige Frauen gibt, wie alle sagen, wird es einfach sein, sie zu finden.«
    »Das reicht nicht, John!«
    »Fällt dir was Besseres ein?«
    Beim Abendessen an diesem Tag bestand Miss Rose erneut darauf, daß alle verfügbaren Mittel in Bewegung gesetzt werden müßten, um das Mädchen zu finden.
    Jeremy, der sich aus dem frenetischen Betätigungsdrang seiner Schwester herausgehalten hatte, ohne einen Rat anzubieten oder ein Gefühl zu äußern, erklärte, Eliza verdiene den ganzen Aufruhr nicht.
    »Dieses hysterische Klima ist höchst unangenehm. Ich schlage vor, daß ihr euch beruhigt. Wozu wollt ihr sie suchen? Auch wenn ihr sie findet, wird sie dieses Haus nicht wieder betreten«, verkündete er.
    »Bedeutet Eliza dir denn gar nichts?« fuhr Rose ihn an.
    »Das ist nicht der Punkt. Sie hat einen nicht wiedergut– zumachenden Fehler begangen und muß für die Folgen bezahlen.«
    »Wie ich fast zwanzig Jahre für sie bezahlt habe?«
    Ein eisiges Schweigen senkte sich über den Tisch. Sie hatten niemals offen über das Vergangene gesprochen, und Jeremy wußte nicht einmal, ob John auch nur ahnte, was damals zwischen seiner Schwester und dem Wiener Tenor geschehen war, er jedenfalls hatte sich gehütet, es ihm zu erzählen.
    »Inwiefern bezahlt, Rose? Dir wurde vergeben, und du wurdest wieder aufgenommen. Du kannst mir nichts vorwerfen.«
    »Warum warst du so großzügig zu mir und kannst es nicht zu Eliza auch sein?«
    »Weil du meine Schwester bist und weil es meine Pflicht ist, dich zu beschützen.«
    »Eliza ist mir wie eine Tochter, Jeremy!«
    »Aber sie ist es nicht. Wir haben keinerlei Verpflichtung ihr gegenüber: sie gehört nicht in unsere Familie.«
    »Gehört sie doch!« schrie Miss Rose.
    »Schluß!« unterbrach der Kapitän und schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Teller und Gläser tanzten.
    »Gehört sie doch, Jeremy. Eliza gehört zu unserer Familie«, wiederholte Miss Rose schluchzend, das Gesicht zwischen den Händen. »Sie ist Johns Tochter…«
    Und dann erfuhr Jeremy von seinen Geschwistern das Geheimnis, das sie siebzehn Jahre gehütet hatten. Dieser eher wortkarge Mann, so selbstbeherrscht, daß er gefeit schien gegen menschliche Gemütsbewegungen, explo– dierte zum erstenmal, und alles, was er in Jahrzehnten vollendeter britischer Gelassenheit verschwiegen hatte, brach überhastet aus ihm hervor, erstickte ihn fast in einem Sturzbach von Vorwürfen, Wut und Demütigung, »es ist einfach nicht zu fassen, wie dumm ich gewesen bin, mein Gott, daß ich unter demselben Dach lebe in einem Nest von Lügen, ohne etwas zu ahnen, überzeugt davon, daß meine Geschwister anständige Menschen sind und zwischen uns Vertrauen herrscht, und dabei gibt es ringsum nichts als gewohnheitsmäßige Schwindelei, ausgemachte Falschheit, wer weiß, wieviel sie mir systematisch verschwiegen haben, aber dies ist der Gipfel, warum zum Teufel haben sie es mir nicht gesagt, was habe ich getan, daß sie mich behandeln wie ein Monster, wie habe ich es verdient, daß sie mich auf diese Art hinters Licht führen, warum nützen sie meine Großzügigkeit aus und verachten mich dabei, wie soll man das anders nennen als Verachtung, wenn sie mich in Betrug verwickeln und mich gleichzeitig ausschließen, sie brauchen mich nur, um die Rechnungen zu bezahlen, das ganze Leben ist es so gewesen, seit wir Kinder waren, habt ihr euch hinter meinem Rücken über mich lustig gemacht…«
    Stumm, ohne ein Wort zur Rechtfertigung zu finden, ließen Rose und John die eiskalte Dusche über sich ergehen, und als Jeremys Ausbruch versiegte,

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