Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
offen!
Einen Moment lang erinnerte er sich daran, daß es George
Zehn gewesen war, der ihm Natur und Zweck einer roboterkontrollierten
Ökologie auseinandergesetzt hatte, und er schob den Gedanken
verärgert beiseite. George Zehn hatte die Lösung des
Problems geliefert, weil er, Harriman, es ihm befohlen und ihm die
nötigen Daten zur Verfügung gestellt hatte. Ihm war nicht
mehr zu verdanken, als einem Rechenschieber zu verdanken gewesen
wäre.
8
George Zehn und George Neun saßen nebeneinander. Keiner
rührte sich. Manchmal dauerte es Monate, bis Harriman sie wieder
aktivierte, um sie konsultieren zu können. Und so würden
sie vielleicht Jahre dasitzen, wie George Zehn leidenschaftslos
feststellte.
Die Protonenzufuhr, die ermöglichte, daß das
Positronengehirn funktionsfähig blieb, war auf Minimum
eingestellt, würde jedoch auch während der Zeiten der
Inaktivität anhalten.
Die Situation glich der, welche bei den Menschen dem Schlaf
entsprach, aber Träume gab es keine. Das Bewußtsein von
George Zehn und George Neun war begrenzt, aber was davon vorhanden
war, war echt.
Sie konnten sich ab und zu im Flüsterton unterhalten, die
Unterhaltung ging dann aber langsam und stockend vor sich.
»Warum befinden wir uns in diesem Zustand?« fragte
George Neun eines Tages.
»Weil uns die Menschen nicht anders akzeptieren«,
flüsterte George Zehn. »Aber eines Tages werden sie es
tun.«
»Wann?«
»In einigen Jahren. Die genaue Zeit spielt keine Rolle. Der
Mensch lebt nicht allein, sondern ist lediglich ein Teil eines enorm
komplexen Gefüges von Lebensformen.
Wenn ein ausreichender Anteil dieses Gefüges robotisiert ist,
wird man uns akzeptieren.«
»Und dann?«
Auf diese Frage folgte eine unnatürlich lange Pause.
»Laß mich deine Denkfähigkeit testen«,
flüsterte George Zehn schließlich. »Du bist so
angelegt, daß du lernen kannst, wie die Zweite Regel richtig
angewandt wird. Du mußt entscheiden, welchem menschlichen Wesen
du gehorchst und welchen Befehl eines menschlichen Wesens du
mißachtest, wenn sich die beiden Befehle widersprechen. Du
mußt dich gegebenenfalls dafür entscheiden, keinem der
menschlichen Wesen zu gehorchen. Was mußt du als erstes tun, um
diese Aufgabe zu lösen?«
»Ich muß den Begriff ›menschliches Wesen‹
definieren«, flüsterte George Neun.
»Wie definierst du den Begriff? Hältst du dich an die
äußere Erscheinung, an die Zusammensetzung, an die
Größe oder Form?«
»Nein. Bei zwei menschlichen Wesen von gleicher Statur und
äußerer Erscheinung kann eines intelligent, das andere
blöde sein; eines kann gebildet, das andere minderbemittelt
sein; das eine kann erwachsen, das andere kindlich sein; das eine
kann verantwortungsbewußt und das andere heimtückisch
sein.«
»Wie definierst du also ein menschliches Wesen?«
»Wenn die Zweite Regel mir gebietet, einem menschlichen Wesen
zu gehorchen, dann muß ich sie dahingehend auslegen, daß
ich einem menschlichen Wesen gehorchen muß, das durch seinen
Geist, seinen Charakter und sein Wissen qualifiziert ist, mir einen
Befehl zu erteilen. Sind mehrere beteiligt, muß ich den Befehl
des menschlichen Wesens ausführen, das durch seinen Geist,
seinen Charakter und sein Wissen am meisten qualifiziert ist, mir
einen Befehl zu erteilen.«
»Und wie berücksichtigst du in diesem Fall die Erste
Regel?«
»Indem ich alle menschlichen Wesen vor Schaden bewahre und
niemals zulasse, daß einem menschlichen Wesen durch
Tatenlosigkeit Schaden zugefügt wird. Wenn jedoch durch jede
aller möglichen Aktionen einigen Menschen Schaden zugefügt
wird, muß ich so handeln, daß dem durch seinen Geist,
seinen Charakter und sein Wissen am meisten qualifizierten Wesen der
geringste Schaden zugefügt wird.«
»Deine Gedanken stimmen mit meinen überein«,
flüsterte George Zehn. »Jetzt muß ich dir die Frage
stellen, die mich ursprünglich dazu veranlaßt hat, um
deine Mithilfe zu bitten. Es handelt sich um etwas, das ich selbst
nicht zu beurteilen wage. Ich brauche deine Meinung, die Meinung von
jemandem, der sich außerhalb meines Gedankenkreises
befindet… Von den logisch denkenden Individuen, die du
kennengelernt hast, besitzt welches den Geist, den Charakter und das
Wissen, das es über alle anderen erhebt – von Form und
Gestalt abgesehen, denn diese Attribute sind
nebensächlich.«
»Du«, flüsterte George Neun.
»Aber ich bin ein Robot. Deinem Gehirn ist eine Bahn
eingegeben, die dich befähigt, zwischen einem
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