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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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Emma«, sagte Grandma und sah zu ihrer Freundin hinüber. »Ich geh sie lieber mal besuchen.«
    Nicht weit von uns entfernt war nämlich die alte Emma Johnson, die Besitzerin von Blue Jays Obstplantage. Zusammengesunken saß sie auf der Ladeklappe eines Lieferwagens. Der Brandinspektor tätschelte ihr den Rücken und sagte etwas, das wir nicht hörenkonnten. War auch egal. Worte konnten nun auch nicht mehr helfen.
    »Davor haben alle Angst gehabt«, sagte Mama und machte kehrt, um zu gehen. Tränen traten ihr in die Augen, als sie das sagte, und sie wischte sie schnell fort.
    »Hast du Rauch in den Augen?«, fragte Ben und streichelte Mama.
    »Nein, nur Weh«, erwiderte sie.
    Das Gras war bis zum Straßenrand versengt. Ich bohrte mich mit der Schuhspitze in die verkrustete Schicht Erde. Ein kleiner Kiesel rollte heraus. Glatt und weiß, nicht größer als ein Rotkehlchenei, kullerte er über den verkohlten Boden, unversehrt von den Flammen, die darüber hinweggefegt waren. Ich hob ihn auf. So ist das manchmal, nehme ich an. Selbst wenn die Flammen an der Oberfläche alles zerstören, ist dies und das sicher versteckt und kommt so rein und schön zum Vorschein wie zuvor. Ein kleines Stückchen schneeweißer Hoffnung in einem verkohlten Acker.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte Daddy, als er abends heimkam. Wir saßen alle erschöpft auf der Veranda, so hatte uns das mitgenommen, was wir gerade gesehen hatten, und fragten uns, was wohl als Nächstes passieren würde.
    »Alles weg«, sagte Mama und schüttelte traurig den Kopf.
    Sidda kam zu uns auf die Veranda heraus. »Keine Apfelküchlein im Herbst?«, fragte sie.
    »Und keine frischen Äpfel«, sagte Mama. Wir blieben lange auf der Veranda sitzen und dachten an die verschiedenen Anlässe, zu denen wir auf Blue Jay gewesen waren. Die Halloween-Parade unter den Bäumen, die Nachmittage bei der Apfelernte, die Lippen triefend vom Saft der Äpfel. Die Johnsons hatten ihre Plantage verloren. Und wir hatten einen Teil unserer Geschichte verloren. Ben wimmerte ein bisschen und kletterte auf Dads Schoß.
    »Ich brauch ein Taschentuch«, weinte er. »Ich hab Weh in den Augen.«

Tierklinik
    N ach dem Feuer auf der Plantage wurde es offiziell. Am Dienstagabend gab es eine außerordentliche Stadtversammlung und die Wasserbeschränkungen wurden zum Totalverbot erweitert.
    »Das Wasser soll für die Felder und das Vieh gespart werden«, hieß es.
    Als der Vorsitzende des Gartenclubs es wagte, seine preisgekrönten Rosen zu gießen, fuhr ihn Grandma Rae fast mit ihrer Limousine über den Haufen.
    Das Sommerfieber traf uns schlimm und zwar nicht in der mondäugigen Juliart, an die wir gewöhnt waren. Die Tierklinik platzte aus allen Nähten. Da alle draußen waren und ihre Felder und Weiden inspizierten, hatten sie alle den Blick auf den Boden gerichtet. Und hatten alles Mögliche entdeckt. Am Mittwochmorgen fand Ruby Miller, eine von Grandmas Kirchenfreundinnen, in ihrem Gartenschuppen ein Nest mit drei kleinen Opossumjungen, neugeborenen Beutelratten, und mittags klopfte die fünfjährige Melody Watson mit einem Frosch in der Hand an unsere Tür.
    »Bob hat Durst«, sagte sie.
    Ben warf einen Blick auf das lockige kleine Mädchen,das ihren Frosch namens Bob in der Hand hielt, und verliebte sich auf Anhieb. »Der braucht ein Bad«, sagte er zu ihr.
    Melody sah ihn beleidigt an. »Bob ist nicht schmutzig. Er hat nur Durst.«
    »Aber so geht das«, erklärte ihr Ben. »Er saugt das Wasser mit der Haut auf.«
    So wie Melody ihn ansah, hätte er auch genauso gut sagen können, der Frosch sei auf dem Mond gelandet. Trotzdem folgte sie ihm in die Scheune und kicherte, als Bob gebadet wurde. Und dann warf sie sogar zwei Nickel in unsere Kaffeedose.
    »Grundgütiger«, sagte Grandma Rae und stieg über die Futtergefäße und Tabletts und Eimer, die auf unserer Veranda aufgereiht waren. »Die Viecher haben das Regiment übernommen.«
    Ich musste zugeben, dass sie recht hatte. Schon jetzt rannten wir Tag und Nacht zwischen Haus und Scheune hin und her. Die Boxen waren belegt und laut und die alten Patienten wurden von den neuen verdrängt. Wir waren so beschäftigt, dass ich kaum Zeit zum Nachdenken hatte, aber nach Lucas hielt ich trotzdem noch Ausschau. Ich wollte ihm doch die neuen Patienten vorstellen.
    »Es ist an der Zeit«, sagte Mama am Abend, als sie noch mal an mein Bett kam.
    »Ich weiß«, sagte ich und glitt unter die Decke. Sie meinte die Schwalben.
    »Die kommen schon klar«,

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