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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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stand rasch auf.
    Wir verließen die Werkstatt und gingen durch unseren Garten. Mama legte den Arm um mich. Wir redeten nicht. Ich war nicht sicher, was ich gerade gesehen oder gehört hatte, aber ich spürte, wie schwerwiegend das war, was da zwischen Mama und Lindy gelaufen war. Hinter uns summte es aus der Töpferwerkstatt, die kleine Scheibe drehte sich wieder.

Nachtgeräusche
    W o ist Lucas?«, wollte Ben abends beim Essen wissen.
    »Wen interessiert das schon?« Sidda stocherte unwillig mit der Gabel auf ihrem Teller herum. Seit dem Jahrmarkt und Marilees Party hatte sich Siddas Einstellung gegenüber Lucas Dunn auf einmal gewandelt.
    »Er hat Besuch von seinem Vater«, sagte Dad. Mama lächelte gezwungen.
    »Den Mann hab ich gesehen«, sagte Ben und kaute misstrauisch auf einem Rosenkohl herum, so als ob er sich zu erinnern versuchte, ob das ein Gemüse war, das er mochte.
    »Wo?«, fragte ich.
    »Ich war in der Scheune.«
    »Nein, wo hast du
den Mann
gesehen?«
    »Ach so. Er war heute Abend in Lindys Töpferwerkstatt. Der ist vielleicht ungeschickt.«
    Sidda runzelte die Stirn. »Wie kommst du darauf?«
    »Wegen dem Krach. Ich war in der Scheune, als ich ihn gehört hab. Es hat laut gescheppert, dann noch mal, dann ist er mit einer Kiste rausgekommen, mitLindys Töpfen drin. Alle kaputt. Lindy hat geweint, aber er wollte nicht, dass sie sie anrührt.«
    Jetzt warf Mama Dad einen Blick zu, düster und ernst.
    »Tja, vielleicht wollte Mr Dunn nicht, dass sich Lindy an den Scherben schneidet. Vielleicht hat er sie irgendwo in Sicherheit gebracht«, sagte Mama, aber ich merkte, dass sie das nicht glaubte.
    »Nein«, sagte Ben. »Er hat sie einfach in den Fluss gekippt.«
    In unseren Fluss, hinter unserem Haus. Nicht mehr als fünfzig Schritte von unserem Esstisch entfernt. Ich stellte mir Lindys zerbrochene Töpfe vor, die unter den Sternen vom Grund durch das Flusswasser schimmerten.
    »Hat der Mann dich gesehen?«, fragte Mama.
    »Nein, ich hab Speedy gefüttert. Sie war richtig hungrig. Hat dreizehn Würmer gefressen!«
    Dad tätschelte Ben die Hand. »Sehr gut, Schätzchen. Du kümmerst dich bestens um sie.« Er legte die Gabel hin und sah uns an. »Ich will, dass ihr Kinder euch bis auf Weiteres vom Haus der Dunns fernhaltet. Ich will nicht, dass ihr in die Nähe davon geht, verstanden?«
    Ich sah Mama an, die nickte.
    »Aber warum denn?«, fragte ich und dachte an Lindy in ihrer Werkstatt mit ihrem besorgten Blick und dem traurigen Lächeln.
    »Weil das gerade kein guter Zeitpunkt ist. Daddy und ich kümmern uns darum. Versprecht es uns einfach, ja?«, sagte Mama. Sie sah mich fest an.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, mich fernzuhalten. Aber der Ausdruck auf Mamas Gesicht machte mir schwer zu schaffen, deshalb versprach ich es.

Treffen mit Lucas
    A m gleichen Abend setzte ich mich mit den Opossums auf die Schaukel auf der Veranda. Ich hatte zwar versprochen, nicht zum Haus der Dunns zu gehen, aber nicht, Lucas nicht bei uns zu treffen. Ich hatte die Warterei satt. Der Jahrmarkt war erst ein paar Tage her, aber diese Tage waren so bedrängend gewesen, voll mit Besorgnis, Trockenheit und Feuer. Und mit noch etwas. Etwas Dunklem, Beunruhigendem, das aus dem Haus von gegenüber drang.
    Nachts schlief ich nicht mehr zu den Töpfergeräuschen und dem Summen ein, sondern zu anderen Klängen. Dem kalten Klirren einer Bierflasche auf dem Verandaboden. Eine Flasche nach der anderen, bis ich nicht mehr mitzählen konnte und einschlief. Jeden Morgen stand eine lange Reihe davon am Geländer, Glassoldaten in Reih und Glied, die Lindy schnell im Müll verschwinden ließ. Keiner der Dunns sah nach einer fröhlichen Wiedervereinigung aus.
    Da mir Dad nun verboten hatte, Lucas zu besuchen, wünschte ich ihn zu mir her. Es dauerte nicht lang. Ich wiegte die Opossums und wünschte vor mich hin, da ging die Tür des Holzhauses auf.
    »Lucas!«, zischte ich in die Dunkelheit.
    Er blieb wie angewurzelt stehen.
    Komm rüber
, winkte ich ihm.
    Er zögerte und sah zum Holzhaus zurück. Dann, als habe er einen Entschluss gefasst, kam er herüber.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte ich.
    »Ich war beschäftigt«, sagte er und wich meiner Frage so geschickt aus, als sei sie ein gähnender Abgrund in unserem Garten. Wie Lindy auch schon.
    »Schau mal«, sagte ich. Ich wickelte den Opossumbeutel so weit auf, dass eine rosige Schnauze rausguckte.
    Lucas kam zögernd die Verandastufen hoch. »Wow, wo hast du die Kerlchen denn gefunden?«

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