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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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bestritten, waren ein Peerless und ein Stearns. Barney entschied das erste Rennen mit zwei Wagenlängen für sich. In der zweiten Runde überholte ihn der Fahrer des Peerless, Red Fletcher, kurz vor der letzten Geraden. Barney gab jedoch nicht auf, sondern trat aufs Gaspedal und versuchte nun seinerseits Fletcher zu überholen. Es gelang ihm jedoch nicht, und der Peerless gewann mit einer Länge.
    Zu Beginn des letzten Rennens blickte Barney mit düsterer Miene in die Runde, er erinnerte an einen Mann auf dem Weg in die Todeszelle. Das Rennen war ein aufreibendes Duell zwischen dem Peerless und Old Glory, zuerst der eine um eine Nasenlänge vorne, dann, nach einigen Sekunden Rad an Rad gefährlich nahe, der andere. Als Barney vor der Endrunde auf der Außenseite zurückfiel, sah das Ganze wie eine Wiederholung des zweiten Rennens aus. Während die beiden vorderen Wagen den entscheidenden letzten Metern entgegenrasten - der Stearns umrundete eben die letzte Kurve -, riß Barney plötzlich das Steuer herum und schob sich zwischen seinen Rivalen und den Zaun.
    Zu eng, das geht schief! Carl wußte nicht, ob er die Worte laut ge-schrien oder nur gedacht hatte. Barney preschte unnachgiebig vor, ohne einen Blick nach links oder rechts zu werfen. Mit einem Vorsprung von einer halben Wagenlänge raste er vor seinem Rivalen, der das Tempo verlangsamte und verzweifelt den Kopf schüttelte, über die Ziellinie.
    Carl beschlich plötzlich ein Verdacht. War das vielleicht im voraus festgelegt worden? Egal, das Schauspiel war faszinierend gewesen. Die Begeisterung auf den Tribünen war so groß oder gar noch größer als nach dem Geschwindigkeitsrekord. Barney sprang aus seinem Wagen, riß sich seine vom Staub fast braune Brille herunter und warf beide Arme in einer triumphierenden Geste in die Luft. Der stehende Applaus hielt fünf Minuten lang an.
    Vollkommen erschöpft humpelte Carl die Treppe der Haupttribüne hinunter. Im schwindenden Licht lehnte er sich an die Bretter der Tribüne und drehte sich eine Zigarette. Jetzt wußte er, was er von nun an machen wollte.
    Nachdem sich die Menge verlaufen hatte, drückte sich Carl noch in der Nähe der Scheune herum, die als Werkstatt genutzt wurde. Die Luft war kühl, das Abendrot am westlichen Horizont verlor sich in zartem Blaugrün, Hellblau und hoch droben, wo die Sterne funkelten, schließlich in Dunkelblau. Irgendwann trat Barney mit seinen Teamkollegen, den Mechanikern und seiner Frau, einer rassigen, gutgebauten Brünetten, aus der Scheune heraus. Barney trug seinen langen Mantel aus Seehundfell. Lachend und schwatzend stiegen sie alle in die beiden Chalmers-Tourenwagen, die von der Rennleitung zur Verfügung gestellt wurden. Carl hörte, wie jemand sagte, nur eine halbe Meile weiter gäbe es ein gutes Gasthaus. Die offenen Autos fuhren davon. Carl schnippte seine Zigarette in den Staub und machte sich zu Fuß auf den Weg.
    In dem Gasthaus tauchten noch andere Mitläufer auf, darunter auch vier Frauen, die eindeutig wie Huren aussahen. Carl drückte sich in eine Ecke an der Bar und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Barney spendierte eine Runde nach der anderen und kippte selbst drei Whiskeys hinunter, die anscheinend ohne Wirkung blieben. Der Vorhutmann teilte die Karten für ein Pokerspiel aus, und Barneys Frau schob ihren Stuhl näher heran, um zuzuschauen. In einer anderen Ecke beklatschten und bejubelten die Huren die Männer, die auf den Knien würfelten. Carl sah den Moment gekommen, schritt auf Barney zu und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen? Ich heiße Carl Crown.«
    »Hallo, Carl Crown. Sie kennen mich - Barney Oldfield.« Aus der Nähe wirkten Barneys Augen leicht verhangen und keineswegs klar. Beide Männer mußten wegen des Lärms, der sie umgab, mit lauter Stimme reden.
    »Stimmt, ich kenne Sie, Sir«, bestätigte Carl. »War eine grandiose Vorstellung heute nachmittag.«
    »Danke, danke. Hat mir auch gefallen.«
    »Anfangs hab’ ich kurz gedacht, daß der National nicht loslegen würde.«
    »Sie machen wohl Witze? Wir hatten vorher eine Zündkerze gelockert, damit diese Zauberfinger sie wieder reinschrauben konnten.« Barney spreizte die Hand mit dem funkelnden Stein. »Sie sind ganz versessen drauf.«
    »Ich bin hier in der Gegend schon ein paar Rennen gefahren«, sagte Carl. »Meinen Sie, es gäbe eine Möglichkeit, daß Sie mich in Ihr Team aufnehmen?«
    Barney musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Ich verrat’ Ihnen

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