Frisch geküsst, ist halb gewonnen
fragte er.
Nick grinste. „Bisher hatten wir noch auf keinem Seminar ein Problem. Aber wir müssen uns absichern, falls einer Ihrer Mitarbeiter die Regeln verletzt.“
Der Personaler wirkte nicht sonderlich überzeugt, nickte aber trotzdem.
Nick zeigte zur Tür. „Aaron wird Sie zu Ihrem Zimmer bringen.“
„Okay. Danke.“
Er verließ das kleine Büro, das Nick für die Workshops nutzte. Es lag hinter den Konferenzräumen, sodass er nah bei seinen Kunden sein konnte. Allerdings verbrachte er hier nicht viel Zeit. Die geschäftsführenden Aufgaben waren für ihn eine unangenehme Pflicht. Sie brachten ihm ein stetes Einkommen ein und verschafften ihm Glaubwürdigkeit, was es ihm ermöglichte, sich um die Kinder zu kümmern, die seine Hilfe brauchten. Bei denen er noch etwas bewirken und seine Sünden der Vergangenheit sühnen konnte.
Er schaltete den Computer aus und ging den Flur hinunter. Er hörte, wie Aaron die Leute auf ihre Zimmer verteilte, Schlüssel zu den Gästehäusern ausgab und auf den aufgehängten Stundenplan verwies. Er hatte Glück gehabt, Aaron zu finden, und Aaron hatte Glück gehabt, gefunden worden zu sein, denn sonst wäre er jetzt tot.
Im Gemeinschaftsraum standen ein halbes Dutzend Sessel und Sofas herum. Aaron hatte sich um die Inneneinrichtung gekümmert und warme Rot- und Goldtöne für die Möbel gewählt. Auf dem Holzfußboden lagen einige grob gewebte Teppiche. Es gab ein großes Medienzimmer im hinteren Teil des Hauses, das mit Kinostühlen und einer großen Leinwand ausgestattet war. Tagsüber hielten die Firmenleute hier ihre Präsentation ab, und abends wurden Filme gezeigt.
Er schaute sich die zum Großteil aus Männern bestehende Gruppe an. Sie trugen immer noch ihre Button-down-Hemden und Krawatten. Typische Büroarbeiter, dachte er und erinnerte sich daran, dass er auch mal einer von ihnen gewesen war. Nur kurz. Es hatte als Desaster geendet, bei dem Garth und er im südamerikanischen Dschungel gefangen gehalten worden waren.
„Ich habe T-Shirts“, sagte Izzy und betrat mit einem Arm voller zusammengelegter T-Shirts den Raum. „Ich weiß nicht, was ihr Jungs immer mit eurer Einheitskleidung habt. Wenn sie euch nicht gefallen, beschwert euch nicht bei mir.“
Sie trug ein Tanktop und einen kurzen Rock. Ihr Haar war eine wilde Lockenmähne, ihr Lächeln leicht und willkommen heißend. Die Männer schwärmten nur so um sie herum. Nick konnte ihnen keinen Vorwurf machen. Sie war eine fleischgewordene Männerfantasie. Nun, nicht für Aaron, aber für jeden anderen hier.
Er mochte es nicht, wie sich alle um sie drängten, aber er unterband es auch nicht. Izzy konnte schon ganz gut auf sich selbst aufpassen, und außerdem ging es ihn nichts an. Sie war aus einem bestimmten Grund hier, und der, mit ihm ins Bett zu gehen, war es gewiss nicht.
Natürlich wollte er sie. Es war nicht nur die Art, wie er sich fühlte, wenn sie sich küssten. Auch wenn das heiß und erregend gewesen war und er darauf gebrannt hatte, sie in allen ihm bekannten Stellungen zu lieben. Es waren ihr Lachen, ihre Stimme, ihre Stärke. Es war, wie sie ihm Kontra bot und keine Spielchen spielte. Es war einfach alles an ihr.
Was bedeutete, dass er sich auf keinen Fall auf sie einlassen konnte. Er durfte nicht – zum einen, weil er dafür verantwortlich war, sie so weit vorzubereiten, dass sie sich der Operation unterziehen würde. Und zum anderen wegen dem, was damals passiert war. Was er getan hatte und wer er war. Wenn sie wüsste …
Aaron eilte an seine Seite und packte seinen Arm. „Hast du ihn gesehen?“
„Wen?“
„Den süßen Typen. Gleich da drüben bei der Treppe.“
Nick drehte sich in die Richtung.
„Starr ihn nicht so an“, zischte Aaron. „Sei nicht so offensichtlich. Er ist einfach göttlich. Wenn wir doch nur gemeinsame Babys haben könnten. Er ist sehr nett, aber ich bin mir nicht sicher. Meinst du, er mag mich? Könntest du ihn für mich fragen? Ist er nicht zum Niederknien?“
Nick löste sich aus Aarons Griff. „Ich bin nicht der Richtige für solche Gespräche. Geh, rede mit Izzy.“
„Das würde ich ja gerne, denn sie ist in Beziehungsfragen viel besser als du, aber sie kann ihn nicht sehen. Wie können wir also darüber sprechen, wie süß er ist?“
„Sie kann das auch so. Glaub mir, sie ist für dieses Thema die bessere Wahl.“
Aaron seufzte. „Okay. Wenn du meinst. Aber ich werde es mir merken, und wenn du mal in so einer Situation steckst, werde ich
Weitere Kostenlose Bücher