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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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die Spartaner und ihren Killerinstinkt Bescheid. Spartaner mussten eine Waffe – oder einen Gegenstand – nur packen und wussten sofort, wie sie damit Leute umbringen konnten. Deswegen hatte Logan nur selten eine Waffe dabei. Er brauchte sie nicht, da er sich das schnappen konnte, was eben gerade zur Hand war, um damit zu kämpfen. Er hielt nur einen Teller und ein Glas, aber er hätte genauso gut zwei Schwerter schwenken können.
    Helena holte zischend Luft. Für einen Moment glaubte ich, sie würde trotzdem vorspringen und versuchen, mich mit dem Dolch zu erstechen, aber dann schob sie die Waffe langsam wieder in die Handtasche über ihrer Schulter. Der Kerl mit dem Schwert senkte seine Klinge ebenfalls. Alexei trat zurück, verschränkte die Arme wieder vor der Brust und lehnte sich erneut an die Wand.
    »Das ist noch nicht vorbei, Gwen«, spuckte mir Helena entgegen. »Wenn das Protektorat dich nicht für das zahlen lässt, was du getan hast, dann werden wir es tun. Tu dir selbst einen Gefallen und verlass Mythos, solange du es noch kannst. Oder tu uns allen einen Gefallen und bleib hier, damit wir uns selbst um dich kümmern können. Egal was, es wird uns freuen.«
    Die Amazone schenkte mir noch ein letztes, hinterhältiges Lächeln, dann drehte sie sich um und stiefelte zu ihrem Tisch zurück. Einer nach dem anderen folgten ihr ihre Freunde, und die anderen Schüler wandten sich ebenfalls ab. Trotzdem unterhielten sich alle nur in unterdrücktem Flüstern, und jeder einzelne Schüler starrte mich an. Sie schienen sich zu fragen, was ich jetzt wohl tun würde.
    »Komm. Lass uns hier verschwinden«, sagte Logan und stellte das Essen ab.
    Ich biss mir auf die Lippe, nickte und zog meine Tasche unter dem Tisch hervor. Der Spartaner ergriff meine Hand, und zusammen gingen wir zur Tür. Zu meiner Überraschung blieb Alexei nicht zurück, um wie gewöhnlich hinter mir zu gehen, sondern er schloss sich uns so an, dass er meine andere Seite deckte.
    Kurz bevor wir den Raum verließen, knallte etwas gegen meinen Rücken. Ich erstarrte und fragte mich, ob jemand mit einem Pfeil auf mich geschossen hatte. Aber dafür waren die Schmerzen nicht schlimm genug. Eine Sekunde später rutschte das Ding an meinem Rücken nach unten und fiel klappernd zu Boden. Da ging mir auf, was passiert war – jemand hatte mich mit einem Teller voller Essen beworfen.
    Ich sah über die Schulter auf den Dreck. An meinem grauen Kapuzenpulli klebten Teile von Logans Omelett. Es verteilte sich über meinen Rücken wie die Farbe über meiner Zimmertür, während der Teller in ein Dutzend Stücke zerbrochen war. Ich griff nach hinten und entdeckte, dass mir mehrere Käsestücke in den Haaren klebten. Bäh.
    »Volltreffer.« Helenas Stimme hallte durch den Raum, dann fing sie an zu lachen.
    Wut, Frustration und Verlegenheit brachten meine Wangen zum Brennen, aber ich gönnte Helena nicht die Befriedigung, mich umzudrehen und sie böse anzustarren. Dann hätte die Amazone nur lauter gelacht, und es hätte sie noch mehr in ihrem Beschluss bestärkt, mich zu quälen.
    Stattdessen ging ich hoch aufgerichtet aus dem Speisesaal, während das grausame Lachen der anderen Schüler in meinen Ohren widerhallte und das Elend in mir nur noch verstärkte.

Mein Tag wurde danach nicht besser.
    Nachdem ich noch mal in mein Zimmer zurückgekehrt war, um zu duschen und mich umzuziehen, ging ich zu meinen Vormittagsstunden. Ich saß auf meinen üblichen Plätzen und versuchte mich auf den Unterricht und die Hausaufgaben zu konzentrieren, aber ich war mir ständig der Tatsache bewusst, dass Alexei in einer Ecke stand und mich beobachtete.
    Tatsächlich musste er auch in der Ecke stehen, weil die anderen Schüler ihre Tische von meinem abrückten, kaum dass ich ein Klassenzimmer betrat. Das erste Mal, als es passiert war, hatte ich noch gedacht, wir würden uns vielleicht in Arbeitsgruppen aufteilen. Also war ich aufgestanden, um meinen Tisch mit allen anderen zu verschieben. Doch der Wikinger vor mir drehte sich um und starrte mich böse an.
    »Bleib genau da, wo du bist, Schnitter«, zischte er, während er mit jeder Hand einen Tisch ergriff, sie hochhob und forttrug.
    Sekunden später saß ich allein da, während alle anderen sich am anderen Ende des Raums aufhielten. Und noch schlimmer, alle starrten mich hasserfüllt an, sogar Mrs. Melete, meine Englischlehrerin.
    Dasselbe passierte in allen anderen Stunden. Tische wurden weggeschoben, ich saß allein, alle

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