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Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition)

Titel: Frühlingserwachen (Winterwelt Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Stoye
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sich schwungvoll. „Es ist an der Zeit, mit dem Heulen aufzuhören“, sagte sie entschlossen. „Melchior hat nie eine Träne vergossen, er hat gehandelt. Und ich bin seine Tochter. Es ist an der Zeit, sich auch so zu verhalten.“ Und ohne eine Reaktion abzuwarten, ließ sie ihren Bruder völlig verdutzt zurück und enteilte forschen Schrittes der Bibliothek.

    Beim Frühstück wechselten alle skeptische Blicke miteinander, denn Arrow verspeiste an diesem Morgen mehr als an allen vorangegangenen Tagen zusammen.
    „Die Wilde Jagd wütet noch genau zehn Nächte“, brachte sie schmatzend hervor.
    „Sechs Nächte“, entgegnete Sally.
    Arrow runzelte die Stirn.
    „Du hast teilweise mehr als vierundzwanzig Stunden geschlafen“, beantwortete die Köchin den fragenden Blick. „Genau genommen hast du beinahe die halbe Jagd verpennt.“
    Dieser Erkenntnis schenkte Arrow nur einen kurzen verwunderten Blick und kehrte anschließend zum Thema zurück.
    „Sobald die Wilde Jagd vorüber ist, werde ich noch mal zum Holunderwald aufbrechen.“
    „Denkst du wirklich, dass du dafür schon bereit bist?“, fragte Adam besorgt, woraufhin Sally ihm tadelnd ihren Ellenbogen in die Hüfte stieß. „Was?“, fragte er, die Augen verständnislos geweitet. „Sie sollte erst einmal wieder zu Kräften kommen. Dann kann sie immer noch verhandeln.“
    „Ich fühle mich gut“, entgegnete Arrow entschlossen. „Wenn ich noch länger hier herumsitze und mich in Selbstmitleid bade, wird am Ende noch der Wahnsinn von mir Besitz ergreifen.“
    Und während sie noch kaute, schnappte Arrow nach einem weiteren Brötchen, erhob sich von ihrem Platz und fügte hinzu: „Bevor ich das zulasse, verschreibe ich mich lieber auf Lebenszeit Frau Perchta und ihrem Gefolge.“
    Und ohne weitere Zeit zu verlieren, ließ sie ihre verblüffte Familie am Tisch zurück.

Vergissmeinnicht

    An den vier folgenden Tagen war Arrow so sehr damit beschäftigt, nicht über ihre Schuldgefühle im Hinblick auf Keylam und Melchior nachdenken zu müssen, dass sie auch ihre Familie ganz aus der Puste brachte.
    Am Tage ritt sie erst zwei Stunden mit Whisper und später mit Merlin aus. Sie waren in der letzten Zeit zu selten bewegt worden und der Ausritt bescherte Ablenkung.
    Torra hatte derweil mehrmals versucht, Arrow einen Besuch abzustatten, doch entweder war sie nicht zugegen oder zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sie zu empfangen.
    Als die Dämmerung eintrat, legte Arrow im Schloss neue Hochbeete mit Unmengen von Vergissmeinnicht-Samen an. Da diese Blume vor vielen Jahren stets eine stumme Botschaft zwischen ihr, Melchior und Dewayne symbolisiert hatte, dachten die Familienmitglieder sich lediglich ihren Teil und ließen sie gewähren.
    Arrow durfte Melchior nicht aufgeben – das hatte Frau Perchta gesagt, und an diesen Worten hielt sie fest.
    Wenn sie nach dem Abendessen nicht gerade damit beschäftigt war, weiterhin nach der Geschichte über Kore zu suchen, begab sie sich mit Hilfe von Dewayne auf Traumreisen. Immer wieder wurde sie von dem Elfen dazu aufgefordert, an etwas Schönes, das sich nicht bewegte, zu denken. Es sollte eine Landschaft, ein Bild oder eine Blume sein. Und so begann jede dieser Reisen mit dem Gedanken an die Schneeglöckchen, welche noch immer wunderbar frisch im Turmzimmer blühten, und endete mit einem lauten Schrei, der den Schlossbewohnern signalisierte, dass Arrow erneut aus einem ihrer Albträume erwacht war.
    Ansonsten lief sie beinahe stündlich zu den Hochbeeten, um nachzuschauen ob schon die ersten Triebe durch die Erde lugten. Doch obwohl bereits die ersten Erfolge zu verzeichnen waren, gab Arrow sich nicht zufrieden. Ratlos eilte sie zu Dewayne und zerrte ihn sogleich zum Ort der Ungeduld.
    „Kannst du sie nicht blühen lassen?“, fragte Arrow nervös.
    Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er seine Schwester. „Das tun sie doch“, entgegnete er verständnislos.
    „Nur die weißen Vergissmeinnicht blühen, die Blauen nicht. Findest du das nicht auch eigenartig?“
    Gelassen zuckte Dewayne mit den Schultern. „Vielleicht hast du die weißen besser gepflegt, als die blauen. Oder du hast nur weiße Vergissmeinnicht gesät.“
    „Das habe ich nicht!“, entgegnete Arrow ungeduldig. „Siehst du nicht die blütenlosen Pflanzen dort hinten? Das sind blaue Vergissmeinnicht.“
    „Gib ihnen doch einfach noch ein bisschen Zeit. Einige Pflanzen brauchen zur vollen Entfaltung etwas länger. Selbst unter ihren Artgenossen

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