Frühlingsmorgen
finster ansah, wusste er, dass er auf dem richtigen Weg war. „Ich bin bereits seit einem Jahr mit Matt zusammen. Du hast ihn in der Zeit nur ein paar Mal gesehen. Ich glaube, ich kenne ihn besser, als du.“
Samuels Wut wich einer Mischung aus Verzweiflung und Empörung. „Das kannst du mir nicht vorwerfen, Ken. Du führst ein komplett anderes Leben mit deinen Computern und diesen ganzen komischen Programmen, die ich nicht mal aussprechen kann...“
„Sam“, unterbrach Kendrick Samuel unwirsch. „Das ist mir bewusst und ich habe es auch nicht als Vorwurf gemeint, klar? Ich bin Programmierer, verlobt, behindert und spiele scheinbar gerne. Du bist Lehrer, verheiratet, hast Kinder und ein Haus. Wir sind völlig verschieden, das ist einfach eine Tatsache, aber mehr auch nicht. Und wenn Matt nicht so sehr darauf bestehen würde, dass du diesen Spruch ihm gegenüber zurücknimmst, wären wir jetzt auch nicht hier, sondern lägen vermutlich wirklich schon in meinem oder seinem Bett.“
„Das war seine Idee?“, fragte Samuel verdattert und sah verlegen zu Boden, als Kendrick nickte. „Oh.“
„Ja, oh“, äffte Kendrick ihn wütend nach. „Er ist kein Mistkerl, Sam, ganz im Gegenteil. Er ist der Mann, den ich will, und wenn möglich, für immer.“
Samuel schwieg und sah ihn grübelnd an. Kendrick ließ ihn nachdenken, weil er verstand, was seinen Bruder bewegte. Er konnte Samuel verstehen, immerhin war er das Küken der Familie Becks und noch dazu von Geburt an behindert. Er war immer derjenige gewesen, auf den alle aufgepasst, und um den sich alle gekümmert hatten. So sehr Kendrick das genossen hatte, er war erwachsen und es wurde Zeit, dass Samuel das begriff.
„Und wie soll das gehen?“, fragte Samuel schließlich und wich seinem Blick aus, um die Wand anzustarren.
Kendrick schmunzelte. Er wusste, was sein Bruder mit der Frage bezweckte, entschied aber, sie absichtlich falsch zu verstehen, weil er wollte, dass Samuel es offen aussprach. Nur so würden sie hier vielleicht auf einen Nenner kommen.
„Wie jede andere Ehe auch. Indem wir gemeinsam an ihr arbeiten werden.“
Samuel schnaubte. „So war das nicht gemeint.“
Er hatte es geahnt. Kendrick lachte leise, worauf sein Bruder ihn mürrisch ansah. „Nun sag' es schon, Sam.“
„Sex, okay. Ich rede von Sex.“
„Ich werde Matt mit seinen Spielgefährten teilen.“
Samuel zuckte heftig zusammen und Kendrick hob die Hand, um den Sturm der Entrüstung aufzuhalten, der sich sonst über ihn entladen hätte.
„Ich habe mich entschieden, Sam. Ich liebe Matt, aber ich bin auch kein Dummkopf. Ich kann ihm nicht all das geben, was er braucht. Weder körperlich noch seelisch, und das weißt du, deswegen gehst du auch so auf die Barrikaden, nicht wahr? Es geht nicht um Matt, unsere Verlobung, um mich. Es geht nur darum, dass er spielt. Du hast Angst, dass es mir so geht wie Colin oder Daniel. Dass ich eines Tages vor der gleichen Wahl stehe wie Kilian, als er Matt zum ersten Mal traf.“
Samuel biss sich auf Unterlippe und schwieg, was auch eine Antwort war.
Kendrick nickte. „Das dachte ich mir schon. Aber das wird nicht passieren und selbst wenn, würde es nichts an meiner Entscheidung ändern.“
Samuel atmete zitternd ein. „Ken...“
„Nein!“, unterbrach Kendrick seinen Bruder barsch. „Es gibt keine Garantie, Sam, nicht einmal für dich und Devin, obwohl ich glaube, dass ihr ewig zusammenbleibt. Vielleicht habe ich das gleiche Glück mit Matt. Ich weiß, wie er mit seinen Spielpartnern umgeht, Sam. Ich weiß, wie er sie benutzt und wie sie sich benutzen lassen. Ich weiß, worauf ich mich einlasse, denn Matt hat mich nie belogen, was das Spielen angeht, er hat nie etwas vor mir zurückgehalten, und er hat mir die Zeit gelassen, die ich brauchte, um meine Wahl zu treffen.“
„Wieso?“, fragte Samuel leise und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. „Wieso tust du das? Wieso teilst du ihn mit anderen Männern? Wieso, Ken?“
Eine sehr gute Frage und Kendrick würde sie ehrlich beantworten. „Ich gebe zu, dass es mich die erste Zeit ziemlich abgeschreckt hat. Das Spielen, diese Typen in dem Club, einfach alles. Aber ich wollte Matt, ich wollte ihn die ganze Zeit. Mum und Dad haben mich schließlich dazu gebracht, Adrian anzurufen und mit ihm über Matt zu sprechen. Er gab mir den Rat, Matt wieder in den Club zu begleiten und ihm zuzusehen. Ihn ganz genau zu beobachten und das Drumherum auszublenden. Es hat eine Weile gedauert,
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