Fuchsteufelswild
daher.
D ie Wiesner hat sich eine blutige Nase geholt. Diesmal im übertragenen Sinn. Mindestens zweiundsiebzig Stunden müsste sie sich gedulden für den DNA-Abgleich. Ob sie das nicht wüsste, hat ihr ein gähnender, übermüdeter Laborfuzzi erklärt. Es wären auch keine eindeutigen Spuren. Klar ist gewesen, den Brandl hat nicht nur ein Mensch begrabscht und die Wohnung wär gepflastert mit Fingerabdrücken. Der Hartinger hat dem Sandner Bericht erstattet, und die Münchner sind jetzt, ausgenommen der SchieÃerei im O.K. Corral, auch über die Vorkommnisse in Bad Kohlgrub auf dem Laufenden.
»Wenn wir den Hopf verhaften und unter Druck setzen ...«, meint der Hartinger.
»Das passt doch mit der Bad Kohlgruber Gschicht gar ned zusammen.« Die Wiesner schüttelt den Kopf.
»Muss es ja nicht«, sagt der Jonny. »Es könnt ja sein, dass sie sich bloà ergänzen.«
»Und was ergänzt sich da?«
Der blonde Polizist zuckt die Achseln und streckt sich. »Ich mein, wie beim Domino â ein Stein fällt um, und dann gehtâs weiter.«
»Ich fall auch gleich um«, seufzt die Wiesner und schaut schniefend auf die Uhr. »Wenn ma jetzt ned zackig heimgehen, lohntâs nicht mehr â dann kömmer gleich frühstücken und durchmachen. Also morgen um acht muss der Hopf hierher zur Vernehmung. Und seine Frau â parallel. Eine andere Idee hab ich ned, solange wir die Spuren noch nicht zuordnen können.«
Der Staatsanwalt kommt hereingewenzelt, im Kamelhaarmantel mit dicker Aktentasche. Sein Eau de Toilette ist schon vor ihm an Wiesners respektive Sandners Schreibtisch. Trotz verpackter Nase kann sie in seiner Duftmarke baden.
»Auf einen Sprung«, sagt er, »was vermelden wir morgen früh der Presse?«
Die Wiesner schaut zum Hartinger. Der scheint auf seinem Tisch wichtige Unterlagen entdeckt zu haben oder brotzeitende Stubenfliegen.
»Wir werten noch wichtige Spuren aus, den Tathergang könnens ja dem Bericht entnehmen, Verdächtige haben wir noch nicht.«
Der Wenzel lächelt wölfisch. Das Näschen wirft Falten. »Bessere Idee: Verhaftung steht kurz bevor. Die Ermittlungen sind gut vorangekommen.«
»Welche Verhaftung, Herr Staatsanwalt?«
»Hat Sie der Sandner nicht in Kenntnis gesetzt? Das sieht ihm ähnlich. Der Vater dieser ... ach egal, für deren Suizid der den Brandl verantwortlich macht. Alter Bauer, die wissen, wie man einem Vieh das Genick umdreht.« Der Wenzel keckert kurz. »Er hat auch damit gedroht, ihn umzubringen, und war mutmaÃlich in München. Den holen wir uns morgen früh zur Vernehmung und klopfen ihn weich. Wenn dann noch der DNA-Vergleich stimmt, kommt er bei uns in den Stall. Käfighaltung.«
»Herr Staatsanwalt ...«, setzt der Winter an.
Die Wiesner schneidet ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.
»Wir haben hier auch noch einige Befragungen«, sagt sie, »wir können eigentlich sicher sein, dass der Grainer nicht die Wohnung vom Brandl durchsucht hat.«
»Vielleicht eine Madam, die was bei ihm vergessen hat ...«, sagt der Hartinger leichthin.
Der Wenzel presst die Lippen zusammen.
»Schöne Restnacht noch«, und drauÃen ist er. Warum der Staatsanwalt überhaupt um diese Uhrzeit noch herumgeistert auf der Dienststelle, wissen allein die Götter. Vielleicht ist schon der Haussegen gefährdet, wegen asiatischer Körperübungen in angenehmem Ambiente.
»Hartinger«, mahnt die Vorgesetzte, »der Wenzel liest dieselben Unterlagen wie wir â und er ist akribisch.«
»Ja und?«
»Meinst ned, der ist vielleicht auf den Namen seiner Thusnelda gestoÃen?«
»Dann wär er ja befangen.«
»Schmarrn, so ein Seminar haben vielleicht Hunderte mitgemacht im letzten Jahr, das ist doch nicht das Thema.«
»Und was wär das Thema?«
»Stell dich ned blöd. Wenn der Grainer der Mörder wär, ist alles gut. Wenn aber die âºSondersitzungenâ¹ beim Brandl Intensivthema sind, muss sich der Wenzel vielleicht amal fragen, ob seine ...«
»Des interessiert den Sandner bestimmt auch.«
»Wenn ja, dann sinds beide befangen, dann gehtâs rund mit dem Hund.«
»Wie viel Wahrscheinlichkeit, was meinst?«
»Unter einem Milliprozent, des waren ja nur wenige Frauen, die regelmäÃig kamen â und geldige. Aber es
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