Fuck It!: Loslassen - Entspannen - Glücklich sein (German Edition)

stößt Sie vor den Kopf. Wenn jemand vergisst, Ihnen einen guten Morgen zu wünschen, dann fragen Sie sich, warum. Wenn Sie für Ihren letzten Bericht nicht gelobt werden, dann frustriert Sie das. Wenn ein/e attraktive/r Frau/Mann Sie nicht beachtet, fragen Sie sich, ob Sie womöglich hässlich sind. Ein Verkäufer ist unhöflich und unverschämt zu Ihnen und Sie regen sich auf. Ein Auto schneidet Sie auf der Autobahn und Sie verfolgen es mordlüstern.
    Diese etwas paranoide Weltsicht – aufgrund derer man anfängt, alles persönlich zu nehmen – kann lächerlich übertriebene Züge annehmen. Ich kenne Menschen, deren Leben sich nur darum dreht, gegen diese unhöflichen und unwissenden Menschen um sie herum zu kämpfen (die tatsächlich aber völlig Fremde sind).
    Es kann also durchaus sein, dass die Person, die es versäumt, Ihnen einen guten Morgen zu wünschen, das persönlich meint: Möglicherweise mag die betreffende Person Sie nicht. Aber es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Person, die Sie auf der Autobahn schneidet, sich gerade Sie für eine besonders grobe Behandlung ausgesucht hat, weil ihr Ihr Gesicht (oder Ihre Stoßstange) nicht gefällt.
    Nein, die Wahrheit sieht folgendermaßen aus: Selbst jene, die es von fast jeder Perspektive betrachtet persönlich zu meinen scheinen, meinen es nicht persönlich.
    Sehen wir uns ein Beispiel an. Cheryl ist eine Nachrichtensprecherin bei einem lokalen Nachrichtenkanal. Sie spricht die Nachrichten zusammen mit Keith, der zehn Jahre älter ist als sie. Eines Tages konfrontiert Keith Cheryl mit seiner Meinung, weil er ein paar »Wahrheiten« loswerden muss, und er wird sehr persönlich: »Also, Cheryl, es ist wirklich schwierig, dir das zu sagen, aber vielleicht hilft es dir letzten Endes. Die Sache ist die, ich habe gesehen, wie du mit den anderen Männern im Studio umgehst. Ich will nicht unhöflich sein, aber ich glaube, dass du einen nach dem anderen abgrast. Daran ist natürlich prinzipiell nichts Falsches, aber die Sache ist einfach die, dass es nicht gut aussieht. Es ist nicht professionell. Aber um in diesem Beruf an die Spitze zu kommen, musst du professionell sein. Cheryl, ich würde mich etwas zurückhalten. Sitz einfach nur nett da, halte dich zurück und die Sache läuft.«
    Die Realität sieht so aus, dass Cheryl Single ist und einfach nur mit ein paar Männern aus dem Studio ausgegangen ist. Sie hatte nie wirklich eine Langzeitbeziehung und die Vorstellung, dass jemals jemand sie für eine »Schlampe« halten könnte, findet sie schrecklich.
    Deshalb trifft es sie hart, was Keith zu ihr sagt. Es war persönlich und sie fühlt sich persönlich davon getroffen. Sie ist sehr aufgebracht und weint viel.
    Nun aber die Übersetzung dessen, was Keith wirklich gesagt hat: »Also Cheryl, es ist wirklich schwierig, dir das zu sagen, aber vielleicht hilft es dir letzten Endes. (Also, Cheryl, ich wünschte, ich könnte dir etwas sagen, was ich wirklich sagen möchte, aber ich habe Angst vor dem, was du von mir denken könntest.) Die Sache ist die, ich habe gesehen, wie du mit den anderen Männern im Studio umgehst. (Und das macht mich wahnsinnig eifersüchtig.) Ich will nicht unhöflich sein, aber ich glaube, dass du einen nach dem anderen abgrast. (Warum zum Teufel hast du nie an mich gedacht? Immerhin liebe ich dich.) Daran ist natürlich prinzipiell nichts Falsches (es ist falsch, weil ich will, dass du mir gehörst), aber die Sache ist einfach die, dass es nicht gut aussieht. (Es treibt mich in den Wahnsinn.) Es ist nicht professionell. (Ich muss mir was einfallen lassen, um dich von diesen Männern abzulenken.) Aber um in diesem Beruf an die Spitze zu kommen, musst du professionell sein. (Aber wenn du mich nimmst, helfe ich dir, dahin zu kommen.) Cheryl, ich würde mich etwas zurückhalten. (Bei denen. Und die Aufmerksamkeit auf mich richten. MICH.) Sitz einfach nur nett da (du bist so wunderschön, Cheryl), halte dich zurück und die Sache läuft. (Halte mich und alles wird gut. Ich liebe dich!)«
    Das, was Cheryl so aus der Bahn geworfen hat, war eigentlich ein Ständchen.
    All die negativen Worte basierten auf Keiths Ängsten, Unsicherheiten und Urteilen.
    Wenn jemand »persönlich« mit Ihnen wird, dann schafft er damit im Normalfall nur seinen eigenen negativen Emotionen Luft. Es kann sein, dass Sie seine Schattenseite spiegeln: den Teil von sich, den er sich nicht eingestehen kann. Es kann sein, dass die betreffende Person aus irgendeinem Grund