Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
Vom Netzwerk:
Google-Maps-Seite über den Tisch.
    «Am Wallersee.»
    «Ja. Eine Sackgasse, ein kleines Wäldchen, rundum Felder. Das nächste Haus einen halben Kilometer entfernt.»
    Vierzig Minuten später starteten sie los. Die Art, wie Florin fuhr, begann Beatrice schon nach der zweiten Kreuzung Sorgen zu machen. Viel zu schnell. Viel zu wütend.
    «Soll ich das Fahren übernehmen?», fragte sie wie beiläufig, die rechte Hand fest um die Halteschlaufe über der Beifahrertüre geschlossen.
    «Nein.» Er hupte einen Taxifahrer an, der aus der Busspur heraus nach links geschwenkt war.
    Wenn Florin in dieser Stimmung war, hatte es keinen Sinn, an seine Vernunft zu appellieren. Beatrice drehte sich zu Stefan um, der tief in die Rückbank versunken dasaß, die Arme hinter den Kopf gelegt, die Augen geschlossen. Wenn er auf diese Weise ein paar Minuten Schlaf bekam, umso besser.
    «Es fängt an, mir an die Substanz zu gehen, Bea.» Sie verstand kaum, was Florin sagte, seine Stimme wurde fast zur Gänze vom Verkehrslärm geschluckt. «Wann hat es zuletzt so lange gedauert, bis wir zumindest einen Verdächtigen hatten?» Er fuhr nun wieder in normalem Tempo, erst nachdem sie auf die Autobahn gefahren waren, beschleunigte er.
    «Du kannst das nicht vergleichen. Wir haben sonst nie mit Tätern zu tun, die auch nur annähernd so vorgehen.» Falls sie ihn mit ihren Worten nicht beruhigen konnte, dann zumindest sich selbst. «Der Owner ist organisiert und extrem gut vorbereitet. Er ist … wie ein Regisseur, der sein eigenes Stück auf die Bühne bringt.»
    Von Florin kam keine Antwort. Sie sah ihn von der Seite an, sein Profil mit den gerunzelten Augenbrauen, dem leicht geöffneten Mund. Plötzlich verspürte sie unbändige Lust, ihm das Haar aus der Stirn zu streichen. Sie riss sich zusammen.
    Wahnsinnig tolles Timing, Bea, unvergleichlich, typisch du
.
    «Wenn wir uns entschließen, nicht nach seinen Regeln zu spielen, seinen Hinweisen nicht zu folgen», setzte sie erneut an, «stehen wir mit leeren Händen da. Widersprich mir, wenn ich falschliege.»
    Ein dunkler Blick war Florins ganze Antwort.
    «Er macht keine groben Fehler, der einzige, der mir bislang einfällt, ist der blutige Fußabdruck in Sigarts Haus. Und selbst der hat bisher zu nichts geführt.»
    Das waghalsige Überholmanöver, bei dem Florin einen Cherokee mit Wiener Kennzeichen schnitt, brachte sie zum Schweigen.
    «Sind es Zufallsopfer? Was denkst du, Bea? Macht er es wie die Sniper 2002 in Washington?»
    Ein Sänger. Ein Verlierer. Eine Schlüsselfigur.
    «Nein, tut er nicht. Er …» Sie tastete sich an den Gedanken heran. «Er sieht eine Verbindung zwischen seinen Opfern. Möglicherweise ist es eine, die nur er begreift, vielleicht ist sie völlig verrückt, aber für ihn existiert sie. Dafür würde ich die Hand ins Feuer legen.»
    Und er sieht eine Verbindung zu mir, dachte sie, wenn auch eine anders geartete. Kossar hatte recht. Früher oder später würde der Owner sich ihr zeigen.

[zur Inhaltsübersicht]
    N47°54.0678 E13°09.205
     
    Ein leichter Wind bog die Halme auf dem Feld, wo sich die Einsatzkräfte versammelt hatten. Drasche, der extra für diesen Fall Navigationssoftware für sein Smartphone gekauft hatte, steckte in einer heftigen Diskussion mit Stefan, dessen Garmin-Navi bei Eingabe der gleichen Koordinaten auf eine Stelle wies, die rund fünfzehn Meter von Drasches eigenem Ergebnis entfernt lag.
    Bisher war keiner von ihnen fündig geworden, und die Leichensuchhunde sollten erst in einer halben Stunde eintreffen.
    Büsche und Bäume, dahinter der See. Nirgendwo Felsspalten oder Höhlen, die sich als Verstecke anboten. Wenn der Owner den Cache im Wasser versenkt haben sollte, waren die Koordinaten, die sie errechnet hatten, Schrott, egal ob nach Stefans oder nach Drasches Messung.
    Vorsichtig setzte Beatrice einen Fuß vor den anderen, ging die Strecke zwischen den beiden Markierungen ab. Die Bäume standen dicht hier, und der Boden war weich. Aber nirgendwo fanden sich Spuren, die darauf hinwiesen, dass jemand etwas vergraben haben könnte.
    Sie machte ein paar Schritte auf den See zu, hörte das Plätschern der Wellen, die der Wind ans Ufer trieb. Die Stimmen der anderen wurden mit jedem Meter, den sie zurücklegte, leiser, die Worte unverständlicher. Bei einem Baumstumpf blieb Beatrice stehen und setzte sich.
    Wenn ich hier etwas verstecken wollte, wie würde ich vorgehen?
    Sie versuchte, die Umgebung auf sich wirken zu lassen, störende

Weitere Kostenlose Bücher