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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Gedanken auszuschalten. Wasser. Bäume. Erde. Ja, vergraben war das Naheliegendste.
    Moment – Bäume. Beatrice betastete die raue Borke des Stamms, der direkt neben ihr aufragte. Da war etwas auf dieser Liste mit den Cacher-Abkürzungen gewesen. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich. JAFT .
    Just another fucking tree.
    Baumverstecke waren beliebt und häufig, bei ihren Recherchen war Beatrice auf sehr kreative Ideen gestoßen – präparierte Wurzeln, ausgehöhlte Äste, speziell angebrachte Vogelhäuschen. Das war immerhin ein Ansatz, den man weiter verfolgen konnte.
    Die Eingebung kam wie aus heiterem Himmel, in dem Moment, als Beatrice aufstand, um zu den anderen zurückzukehren.
Ihr wisst alles und findet nichts.
    Wir wissen es, dachte sie, aber wir wissen es nur, weil er es uns sagt.
    «Florin!» Unter ihren Schuhen knirschten Äste und trockenes Laub. «Wir müssen oben nachsehen, in den Wipfeln! Wahrscheinlich brauchen wir Leitern.» Sie stellte sich auf Stefans Markierung und nahm die Äste des nächstgelegenen Baumes in Augenschein.
    «Wieso oben?»
    «Der Owner hat es uns mitgeteilt, ich habe es nur nicht verstanden.» Sie drehte sich zu Florin um. «Kopf hoch, hat er geschrieben. Hat jemand ein Fernglas dabei?»
    Sie entdeckten den Cache – sehr zu Stefans Triumph – unmittelbar bei den von ihm ermittelten Koordinaten, festgemacht an einer Buche in gut acht Metern Höhe. Der Behälter war größer als alle, die sie bisher gefunden hatten, eine Kiste von den Dimensionen eines tragbaren Fernsehers.
    Stefan erbot sich, sie zu bergen. Er kletterte hoch, begleitet von Drasches ausführlichen Anweisungen.
    «Sie ist mit Gafferband an den Stamm geklebt», rief er ihnen von oben zu. «Ich schneide sie los, dann lasse ich sie an einem Seil zu euch hinunter.»
    Mit gemischten Gefühlen sah Beatrice den Behälter auf sie zu schweben. Noch bevor er den Boden berührt hatte, meinte sie zu wissen, was er enthielt. Die Größe stimmte und die Worte des Owners …
    Drasche, diesmal selbst voller Ungeduld, erklärte sich bereit, die Box vor Ort zu öffnen. «Ohne wichtige Spuren zu zerstören natürlich», knurrte er, als Beatrice näher treten wollte.
    Die Kiste hatte Schnappverschlüsse, die unter seinen Fingern einer nach dem anderen hochklappten, bis der Deckel sich öffnen ließ und den Blick auf den Inhalt freigab.
    Sie hatte richtiggelegen.
Kopf hoch
konnte man auf zweierlei Art verstehen.
    Was einmal Herbert Liebschers Denken gesteuert hatte, seine Erinnerungen beherbergt und seine Sinne gelenkt, befand sich jetzt hinter der starken Kunststofffolie, die bereits all die anderen gefundenen Körperteile umschlossen hatte.
    Beatrice wechselte einen stummen Blick mit Florin. Über die Todesursache würde sich Vogt diesmal keine Gedanken machen müssen. Liebscher war der halbe Kopf weggeschossen worden, ein großes Stück in der rechten Schläfengegend fehlte, graue Hirnmasse klebte am Inneren der Folie.
    Weniger auffällig, aber dennoch unübersehbar war das Fehlen der beiden Ohren. Auf der einen Seite war die Schnittwunde dunkelrot verschorft, auf der anderen glatt und blass. Die schiefen Zähne, bräunlich gelb verfärbt, waren gebleckt.
    Teetrinker, dachte Beatrice, oder starker Raucher.
    Unter der Folie hatten sich Gase gesammelt, die den Kunststoff aufblähten und in nicht allzu ferner Zukunft zum Platzen bringen würden.
    «Bald haben wir den Mann vollständig», bemerkte Drasche. Vorsichtig zog er die üblichen zwei Zettel unter dem Kopf hervor.
    «Ihr kriegt die Fotos heute Nachmittag, die Information bekommt ihr gleich. Also, aufpassen.»
    «Nein, stopp.» Beatrice trat hinter ihn. «Ich will mitlesen. Die Schrift sehen.» Sie ignorierte Drasches Stöhnen und beugte sich über seine Schulter.
    Wieder Nora Papenbergs Handschrift, fast schon so vertraut wie die einer alten Bekannten.
    Stage 
5
    Du suchst eine Zerrissene. Die Unentschlossenheit hat sie krank gemacht und wird sie eines Tages das Leben kosten. Sie ist schuldig und unschuldig zugleich, wie die meisten von uns, doch sie trägt schwerer an ihrer Schuld als viele.
    Halte Ausschau nach dunklem Haar und einem dazu passenden Namen, nach Kenntnissen in Flöte und Komposition.
    Einmal mehr sei das Geburtsjahr der Schlüssel: Füge den letzten beiden Stellen die Zahl
15
hinzu und multipliziere mit
250
. Addiere
254
und subtrahiere das Ergebnis von den nördlichen Koordinaten der vierten Stage. Multipliziere die ersten beiden mit den zweiten

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