Fünf
beiden Stellen des Geburtsjahres, füge dem Ergebnis die Zahl
163
hinzu und addiere die so gewonnene Summe zu den östlichen Koordinaten.
Dort werden wir uns wiedersehen.
Eine Frau, erstmals. Nein, nicht ganz – mit Nora Papenberg hatte der Fall begonnen, aber mit ihr war keine Suche verbunden gewesen.
Konnte es sein, dass der Owner Wert auf Symmetrie legte? Eine Frau zu Beginn, vier Männer und am Ende wieder eine Frau? Nein, für den Schluss hatte er sich ja Sigart aufheben wollen.
Drasche las nun die Cachenote vor:
Gratuliere, du bist fündig geworden; diesmal war es die Sache wert, nicht wahr?
– aber sie hörte ihm nur noch mit einem Ohr zu. Flöte und Komposition. Das schrie förmlich nach einer Schülerin oder Lehrerin am Mozarteum. Dunkles Haar und ein dazu passender Name.
Florin ließ schon den Motor des Wagens an. Diesmal würden sie dem Owner zuvorkommen.
Zerrissen klang ziemlich beunruhigend, zumal der Owner in letzter Zeit eine Schwäche für wörtlich Gemeintes zu entwickeln schien. Noch während sie im Wagen saßen, forderte sie am Mozarteum eine Liste der Schülerinnen in Kompositions- und Flötenklassen an. Eine zweite Liste mit den Namen der Lehrerinnen und eine dritte mit den Absolventinnen.
«Guter Anfang.» Die ersten Worte, die Florin von sich gab, seit sie losgefahren waren. «Vergiss die privaten Akademien nicht.»
«Nein. Aber erst will ich noch etwas anderes überprüfen.» Aus ihren Notizen suchte sie sich die Telefonnummer des Dirigenten heraus, der den Chor leitete, in dem Christoph Beil gesungen hatte.
«Kaspary hier, LKA . Können Sie mir sagen, wo Sie normalerweise Ihre Proben abhalten?»
«In der Kirche. Wir haben feste Zeiten, zu denen wir sie nutzen dürfen.»
«Verstehe. Sonst nirgendwo?»
«Na ja», antwortete der Mann zögernd. «Gelegentlich, vor wichtigen Konzerten, nutzen wir auch einen der Räume am Mozarteum.»
«Danke.» Mit dem Gefühl, endlich den Zipfel von etwas Wichtigem in der Hand zu haben, steckte Beatrice ihr Handy ein. «Du wirst sehen», erklärte sie Florin, «am Mozarteum werden wir fündig.»
Doch dann trafen die Listen ein, und Beatrices Vermutungen bestätigten sich nicht. Dunkles Haar und ein dazu passender Name – sie hatte auf eine klare Auswahl gehofft: etwas Südländisches oder etwas Sprechendes, wie beispielsweise
Schwarz
. Womit sie nicht gerechnet hatte, war die große Zahl Japanerinnen und Chinesinnen, die in Salzburg Musik studierten. Vor allem in den Flötenklassen drängten sie sich, egal ob es sich um Querflöte oder um Blockflöte handelte.
«Scheiße», stöhnte Beatrice, während sie durch die Ausdrucke blätterte. «Es ist völlig unmöglich, sie alle zu überprüfen. Die Absolventinnen sind ohnehin längst weggezogen und die anderen …» Sie stützte den Kopf in die Hände, schloss die Augen. Und wenn sie die asiatischen Studentinnen fürs Erste beiseiteließ? Natürlich konnte der Hinweis auf eine von ihnen hindeuten, aber bisher waren alle Opfer Einheimische gewesen.
Unter diesem Aspekt ging sie die Listen ein weiteres Mal durch, doch der dunkelste Name, auf den sie stieß, lautete
Keller
. Alexandra Keller.
Sie ließ sich die Daten der Frau heraussuchen, spürte aber, dass sie noch keinen Treffer gelandet hatte.
Noch einmal las sie die Botschaft des Owners, und dann noch ein weiteres Mal. Eine Zerrissene. Krank vor Unentschlossenheit, schuldig und unschuldig. Täter und Opfer?
Halte Ausschau nach Kenntnissen in Komposition und Flöte – Kenntnissen! Nicht nach einem Abschluss.
In Beatrices Kopf begann sich ein Bild zu formen. Jemand, den ein Erlebnis verfolgte, der sich schuldig fühlte und verzweifelt war. Zerrissen. Vielleicht auch aus etwas – herausgerissen, einem Studium beispielsweise. Beatrice nahm den Telefonhörer vom Apparat.
«Noch einmal Kaspary hier. Haben Sie möglicherweise auch Aufzeichnungen darüber, wer bei Ihnen sein Studium abgebrochen hat? Ich bräuchte wieder die Flöten- und Kompositionsklassen.»
Die Frau am anderen Ende der Leitung seufzte. «Schwierig. Man kann natürlich herausfinden, wer sich exmatrikuliert hat, aber das ist aufwendig, wenn man nicht weiß, um wen es sich handelt.» Es war deutlich zu hören, dass sie nicht daran dachte, sich dieser Mühe zu unterziehen. «Wissen Sie wenigstens, wann derjenige abgebrochen hat?»
«Nein.» Nur nicht mutlos werden jetzt. «Schicken Sie mir die Unterlagen der letzten zehn Jahre. Das sollte genügen.»
Noch ein
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