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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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gelegt.»
    «Oder sich nicht exakt an die Koordinaten gehalten.» Mit zusammengekniffenen Augen drehte Beatrice sich langsam um ihre eigene Achse. Die Umgebung hielt eine Reihe von Versteckmöglichkeiten bereit, in fünfzehn, zwanzig oder fünfzig Meter Entfernung gab es Bäume
(fucking trees
, dachte sie), Leitplanken und ein Stück Grünfläche. Doch hier, genau an der errechneten Stelle, war nichts, außer der Straße und einem Verkehrsschild, das die erlaubte Geschwindigkeit auf 30  Stundenkilometer begrenzte.
    Der Fehler musste bei ihnen liegen. Der Owner war immer exakt gewesen, ohne Ausnahme. «Wo ist das zweite GPS ?»
    Stefan hatte den Tag freigenommen, auf Florins dringendes Anraten hin: «Deine Augen sind so rot, dass sie deinen Haaren Konkurrenz machen», hatte er gesagt und ihm vierundzwanzig Stunden Pause verordnet.
    Mit einer Mischung aus Widerwillen und Erleichterung hatte Stefan nachgegeben, Florin sein Navigationsgerät in die Hand gedrückt und war nach Hause gefahren. Mit dem Bus, weil er fürchtete, am Steuer einzuschlafen. Doch auch das an vielen Caches erprobte Garmin Etrex zeigte nichts anderes an als Drasches Handysoftware.
    Beim letzten Mal war es der richtige Ort, aber der falsche Zeitpunkt gewesen. Wir waren dort, bevor der Owner Estermanns Leiche bei den Koordinaten abgelegt hat, dachte Beatrice. Wird er es diesmal wieder so machen?
    Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den nassen Asphalt, auf dem sie standen. Bis vor kurzem hatte es geregnet, in dünnen Fäden, die ein graues Tuch über das Land gewebt hatten. Nun rissen die Wolken allmählich auf.
    Dalamasso ist die Lösung des neuen Rätsels, dachte sie, doch es ist so gut wie ausgeschlossen, dass der Owner es schafft, sie zu entführen, zu töten und hier abzulegen.
    Zwei bewaffnete Beamte waren rund um die Uhr in ihrer Nähe, sowohl in der Tagesklinik als auch zu Hause. Als Melanie sie das erste Mal bemerkt hatte, war sie in Tränen ausgebrochen, ein wortloses Heulen. Danach hatten die Polizisten auf Wunsch der Mutter auf ihre Uniform verzichtet und größeren Abstand gehalten. Nun sah Dalamasso durch sie hindurch, als wären sie klares Wasser.
    Auf dem Asphalt formten sich Schatten. Die Sonne war hervorgetreten und brachte die Straße zum Glänzen. Beatrice legte eine Hand schützend über die Augen, es war nicht damit zu rechnen gewesen, dass sie eine Sonnenbrille brauchen würde. Etwas blendete sie. Ein runder, reflektierender Aufkleber auf dem Verkehrszeichen, genau in der Mitte der Null neben der Drei platziert. Daneben hatte jemand mit schwarzem Marker «Esst keine Tiere» geschmiert.
    «Kann sein, dass wir ihm diesmal einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.» Viel Hoffnung lag nicht in Florins Stimme, trotzdem nickte Beatrice.
    «Ja. Vielleicht hat er gedacht, wir würden länger brauchen, um Melanie Dalamasso zu finden, oder er hat nicht damit gerechnet, dass wir sie schützen würden.» Sie glaubte sich selbst kein einziges Wort. Der Owner musste wissen, dass sie die junge Frau keine Sekunde mehr aus den Augen lassen konnten. Durften. Schon Sigart hätten sie von der Notwendigkeit überzeugen müssen, Polizeischutz anzunehmen.
    «In einem Umkreis von hundert Metern wird alles abgesucht», ordnete Florin an. «Wir halten Ausschau nach Behältern, nach beschriebenem Papier, nach allem, was eine Botschaft sein könnte. Möglich, dass sie gut getarnt ist.» Gehorsam zogen die drei Beamten der Hundestaffel mit ihren Tieren los. Wenn Leichenteile in der Umgebung versteckt waren, würden sie sie finden.
    Aber irgendetwas war diesmal anders. Sie fühlte das stumm geschaltete Handy in ihrer Jackentasche vibrieren, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Das war er, seine nächste SMS , sein nächster Spielzug – doch dann sah sie die Nummer und seufzte, drückte den Anruf weg.
    Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis
ihr Exmann wieder von sich hören lassen würde. Aber jetzt war einfach nicht die Zeit für Diskussionen.
    Vom aufkommenden Wind herangetriebene Wolken verdeckten die Sonne, schon wieder. Beatrice steckte ihr Handy zurück in die Jackentasche, mit dem gleichen schlechten Gewissen, das sie immer hatte, wenn sie jemanden auf diese Weise abblitzen ließ. Vielleicht war es wichtig gewesen. Ein Notfall.
    Der Gedanke an Evelyn tauchte unvermittelt auf. Aber sie durfte nicht zulassen, dass ihr der Kopf mit dem vernebelt wurde, was Richard
die alte Geschichte
nannte. Fokussieren. Konzentrieren. Dies hier war eine

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